Weltkrebstag
Horst Joachimbauer möchte Krebserkrankten Mut machen

Nach seiner jüngsten Expedition zum Kilimandscharo teilt Horst Joachimbauer nicht nur seine Erfahrungen, sondern auch die Emotionen, Gedanken und Ziele, die ihn dabei begleiteten. | Foto: Horst Joachimbauer
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  • Nach seiner jüngsten Expedition zum Kilimandscharo teilt Horst Joachimbauer nicht nur seine Erfahrungen, sondern auch die Emotionen, Gedanken und Ziele, die ihn dabei begleiteten.
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Horst Joachimbauer aus St. Valentin lebt sein Leben. Das war jedoch nicht immer so: Im Alter von 29 Jahren erkrankte er an Lymphdrüsenkrebs im höchsten Stadium und mit Organbefall der Lunge. Doch er kämpfte sich zurück. Nach seiner jüngsten Expedition zum Kilimandscharo teilt er nicht nur seine Erfahrungen, sondern auch die Emotionen, Gedanken und Ziele, die ihn dabei begleiteten. Sein Anliegen ist es, anderen Betroffenen Mut zuzusprechen.

ST.VALENTIN. "Keiner hat geglaubt, dass sich das irgendwie ausgeht", erzählt Horst Joachimbauer über seine Erkrankung. Höchstes Stadium mit Organbefall, austherapiert und drei Rückfälle - was mit einem Knoten am Hals begann, wurde schließlich zum Albtraum, doch der St. Valentiner ließ sich nicht unterkriegen. Als seine Oma starb, versprach er ihr am Totenbett: "Oma, ich glaube du bist gegangen, damit ich da bleiben kann. Und ich verspreche dir, ich bleibe da, ich bleibe ganz ganz lang da." Somit war für ihn klar: "Ich habe der Oma ein Versprechen gegeben und das ziehe ich durch."

Zweifel und Hoffnung

Doch natürlich war es mit dem Versprechen nicht getan: "Ganz am Anfang habe ich nicht gewusst, was auf mich zukommt", sagt Joachimbauer. Doch nach dem zweiten Rückfall zweifelte auch er: "Wenn nochmal eine Rezetive kommt, und sie sagen die Transplantation ist die schärfste Waffe, dann weiß ich nicht, soll ich mir das nochmal antun oder soll ich gleich da rausspringen?" Während andere in seinem Alter über Kinderplanung nachdenken, stellte er sich die Fragen: "Überlebe ich das? Was ist, wenn ich es nicht überlebe?" Dennoch gelang es ihm, nicht aufzugeben: "Ich habe komplett vermieden zu googeln", sagt Joachimbauer. "Ich wusste, dass ich da 100.000 Sachen finde, die scheußlich sind und nichts, was gut ist."

Ziele setzen in schweren Zeiten

Zudem habe er versucht, nicht darüber nachzugrübeln, warum er erkrankt ist. Stattdessen hat er sich überlegt, was er noch alles in seinem Leben erreichen will: "Ich habe gewusst, ich möchte reisen und habe mir überlegt, welche Urlaube ich machen will - unabhängig davon, ob ich gesund werde oder nicht." Darüber hinaus hat er sich Motivationsziele gesetzt: Beispielsweise mit dem Kauf eines Motorrads, wenn er die Chemotherapie durchzieht oder eines Cabrios nach der Transplantation. "Ich habe es nicht nur gesagt, sondern auch getan. Ich glaube, das ist ganz, ganz wichtig!", sagt Joachimbauer.

Nicht in Opferrolle fallen

Ein weiterer wichtiger Faktor war das Vermeiden der Opferrolle: Nicht zu sagen "Mah, ich bin der arme, kranke" und im Selbstmitleid versinken, sondern die Zeit nutzen. So hat der ehemalige Lokführer zahlreiche Ausbildungen gemacht, wie in der Notfallintervention der ÖBB, die Journalistenakademie, jene zum Mediator oder zum Outdoortrainer. Dabei habe er sich immer gefragt, was ihn interessiert, was er gerne machen würde und wo er hin möchte. "Indem man gedanklich überlegt, welche Ausbildungen und Reisen man machen möchte, ist man ja in der Zukunft", so Joachimbauer. "Man geht davon aus, dass man die Zukunft erlebt und man gesund ist."

Denkmuster verändern

Dieses Denken musste auch der St. Valentiner erst lernen, stellte aber bald fest: "Es bringt mich sicher nicht weiter, wenn ich daheim liege und sage 'Ich bin so arm und alles ist so schlimm', und nachgoogle von wo, warum und wieso." Stattdessen habe er versucht zu ergründen, wieso er noch am Leben ist. "Ich habe erlebt, dass viele gestorben sind, die weit jünger und nicht so schwer erkrankt waren wie ich", sagt Joachimbauer. Er kam zu dem Schluss: "Es muss einen Grund geben, wieso ich noch da bin. Da wird mich wahrscheinlich irgendjemand brauchen." So kam er zu seiner "Berufung", andere Erkrankte zu motivieren.

Die Rolle von Angehörigen

Für Betroffene sind Angehörige und Freunde wichtig. Damit diese aber nicht in ein Fettnäpfchen treten, empfiehlt Joachimbauer: "Das Allerblödeste, was Angehörige machen können ist, das man sagt: 'Positiv Denken, du wirst sehen, das wird schon!'. Das habe ich, glaube ich, drei Millionen Mal gehört von jedem und das habe ich nicht mehr hören können." Oft spielen Familienmitglieder eine heile Welt vor, dabei ist es meist besser, die eigene Betroffenheit, die Angst auch zuzugeben und dennoch für die Erkrankten da zu sein: "Ich weiß eigentlich überhaupt nicht, was ich sagen soll. Mir geht es mit der Situation auch nicht gut, ich habe Angst, möchte aber, dass du weißt, dass, wenn ich irgendetwas für dich tun kann, du dich jederzeit bei mir melden kannst."

Positives aus der Erkrankung

"Ohne dieser Zeit, obgleich ich froh bin, so etwas nie wieder zu erleben, wäre ich nicht der Mensch, der ich jetzt bin," sagt Joachimbauer. "Ohne dieser Zeit hätte ich wahrscheinlich den Großteil meiner Reisen nicht unternommen. Ich hätte wahrscheinlich viele meiner Ausbildungen nicht gemacht. Und ich betrachte in meinem Leben überhaupt nichts mehr als selbstverständlich. Ich bin für Kleinigkeiten dankbar und Geld hat keine Bedeutung mehr, denn damals, als ich transplantiert wurde, habe ich gemerkt: Wenn jetzt ein Lastwagen herfahren würde und mir lauter 1.000er herschüttet, ich kann nichts machen, mich nicht einmal hinunterbücken und einen aufheben." Seither weiß er, dass es im Leben um etwas ganz anderes geht und bedankt sich jeden Morgen für einen neuen Tag, den er erleben darf.

Wer sich persönlichen Rat von Horst Joachimbauer holen möchte, kann über seine Webseite Kontakt zu ihm aufnehmen. Am Freitag, 16. Februar, ist er zudem bei Barbara Karlich im Talk um 16 Uhr zu Gast.

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Sonja und Markus Moser. | Foto: Haidenthaler
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