Enns: Eine Stadt im Wandel der Zeit

Foto: Wolfgang Simlinger
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ENNS. „Wann i weggeh, wann i zruckkumm – griast mi oiwai dei Turm ...“, heißt es in der Hymne von Musiker Wiff LaGrange. Treffender könnte man die Stadt Enns eigentlich nicht beschreiben. Wo die Enns in die Donau mündet, ist die älteste Stadt Österreichs zu finden. Dementsprechend blickt Enns auf eine lange Geschichte zurück. Bereits in der Jungsteinzeit, also vor rund 8.000 Jahren, sollen Menschen sich im Raum Enns dauerhaft niedergelassen haben. Damals lebten die Bewohner bereits von Ackerbau und Viehzucht. Hinweise darauf, dass es in der Jungsteinzeit in Enns eine Bevölkerungsgruppe gab, fanden Archäologen unter anderem am heutigen Stadtberg. So entdeckte man im Bereich der Fürstengasse ein Tausende Jahre altes Steinbeil. Auch aus der anschließenden Bronzezeit finden sich Hinweise auf ein reges Treiben in Enns. Bronzedolche und andere kleine Funde lassen darauf schließen. Zu den wohl bedeutendsten Ausgrabungsstücken dieser Art zählt der Thalinger Hängeschmuck, der um rund 650 vor Christus gefertigt wurde. So wird vermutet, dass es im Bereich des Hauptplatzes eine keltische Siedlung gab.

Römische Legionäre in Enns

Zwischen 50 und 100 nach Christus ließen sich die Römer endgültig im Bereich von Enns nieder und gaben der vormals keltischen Siedlung den Namen Lauriacum. Der Name bedeutet so viel wie „Siedlung bei den Leuten des Laurius“. Heute nimmt man an, dass Laurius der damalige Stammeschef des keltischen Dorfes war.

Aufgrund der Lage an der römischen Hauptverkehrsader südlich der Donau dauerte es nicht lange, bis sich auch Handelsfamilien in Lauriacum ansiedelten. Den größten Aufschwung erlebte die römische Provinz jedoch ab zirka 180 nach Christus. In diesem Zeitraum wurde die Legio Secunda Italica in der Donau-Enns-Region stationiert. Im gesamten Imperium Romanum gab es nur 30 solcher Militärstützpunkte. Die 6.000 Mann starke Legion sollte das römische Reich gegen die Germanen im Norden der Donau verteidigen. Mit der sich parallel entwickelnden Zivilstadt sollen in Lauriacum rund 20.000 Personen in Enns gelebt haben. Für damalige Verhältnisse war Lauriacum damit eine Großstadt. Dieses Gebiet ist Teil des Donaulimes, welches 2019 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt werden soll.

Georgenberger Handfeste prägt Österreich

Doch nicht nur die Römer prägten die Geschichte der Stadt. Vor allem der Ennser Georgenberg, der heutige Schlosspark Ennsegg, ging in die österreichische Geschichte ein. 1186 versammelten sich dort Ottokar IV. und der Babenberger Herzog Leopold V. mit ihrer Gefolgschaft in Enns. Da Ottokar keine Kinder hatte, wollte er seinen Besitz – das Herzogtum Steiermark – geregelt haben und verhindern, dass sein Gebiet nach seinem Tod zerfällt. Die Georgenberger Handfeste ging als wichtiger Erbfolgevertrag und als erster Staatsvertrag Österreichs in die Geschichte ein. Keine 30 Jahre später verlieh der Babenberger Herzog Leopold VI. im Jahr 1212 den Ennser Bürgern das Stadtrecht. Heute gibt es in Österreich keine ältere erhaltene Stadtrechtsurkunde, weshalb Enns als älteste Stadt Österreichs gilt.

Erste oberösterreichische Universität in Enns

Im 16. Jahrhundert erlebte die Stadt eine neue wirtschaftliche und politische Blütezeit. So hatte Enns 1566 den bedeutendsten Donauhafen zwischen Passau und Wien. Der Bau einer Donaubrücke zwischen Enns und Mauthausen und der Bau des Stadtturms fallen in diese Zeit. Ebenso gab es in Enns die erste Universität Oberösterreichs – später übersiedelte sie wegen Platzmangels nach Linz.

Der Zeit des Aufschwungs folgte eine Episode mit Leid und Not. Während der Gegenreformation hatte auch Enns zu leiden. Dazu kam die gefürchtete Pest. Während der Franzosenkriege sah es für die Stadt nicht besser aus. Erst nach Abzug der französischen Truppen ging es für die Bevölkerung wieder bergauf und Enns entwickelte sich zu einer blühenden Stadt. 1858 wurde die erste Bahnstation installiert, im
19. Jahrhundert wurde Enns zudem eine Garnisonsstadt.

Eine Grenzstadt erlebt die Geschichte

Als Stadt zwischen zwei Flüssen war Enns seit den Kelten in historische Ereignisse einbezogen. Die kriegerischen Zeiten währten lange, die Friedenszeiten waren meist von kurzer Dauer. Auch blieb die Stadt im zweiten Weltkrieg nicht verschont. Diesen überstand Enns jedoch ohne größere Schäden. Nach dem Friedensschluss im Mai 1945 kam es zur Begegnung der Truppen der UdSSR und den US-Einheiten an der Ennsbrücke. Die Enns bildete während der Besatzung nämlich die Demarkationslinie zwischen amerikanischem und russischem Besatzungsgebiet. Mittlerweile profitiert Enns wieder von seiner Lage. Durch die ausgebaute Infrastruktur und ihre Anschlüsse an Wasserstraße, Autobahn und Schienennetz ist die Stadt heute mehr denn je von großer Bedeutung. Als jüngster Hafen Österreichs trägt der Ennshafen wesentlich zum wirtschaftlichen Wachstum der Stadt bei. Enns ist eben ein verkehrsgünstiger Standort – und das durch alle Zeiten.

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