Region Enns
"Jetziges Schulsystem ist nicht auf ChatGPT und Co. vorbereitet"
Chance oder Bedrohung? KI-Programme wie ChatGPT und Co. sind in Schulen der Region Enns bereits Thema.
EGION ENNS. "Nach einer gewissen Zeit merkt man, welchen Stil und Ausdruck die eigenen Schülerinnen und Schüler beim Verfassen von Texten oder Textsorten beherrschen.#%Wenn sie dann auf einmal völlig andere Begriffe oder Satzstrukturen verwenden, ist es offensichtlich, dass eine KI-Plattform wie ChatGPT genutzt wurde", sagt Florian Wahl, der unter anderem Deutsch an der Hlbla St. Florian unterrichtet. Den Schüler:innen sei ChatGPT sehr wohl ein Begriff, und sie würden das Programm teilweise für Hausübungen und Arbeiten nutzen. Für Referate und Präsentationen eigne es sich besonders gut, da es Pro- und Kontra-Argumente zu einem Thema zusammenstellen und Informationen zu den verschiedensten Wissensbereichen liefern kann. "Aufgrund der großen medialen Präsenz wird im Kollegium aber auch innerhalb der gesamten Schulgemeinschaft aktuell über ChatGPT gesprochen", so der Deutschlehrer weiter.
Programme erkennen KI-Texte selbst
Bisher biete das Bildungsministerium nur wenige Kurse zum Thema an. "Ich rechne aber damit, dass sich das im Laufe der nächsten Zeit und spätestens im kommenden Schuljahr rasant ändern wird." Bis dahin seien Lehrpersonen auf ihr eigenes Gefühl oder auf die KI-Programme selbst angewiesen: "Es gibt Programme, die erkennen, ob Texte von Künstlicher Intelligenz verfasst wurden. ChatGPT erkennt es beispielsweise auch selbst."
Schule braucht neue Kompetenzen
Für Wahls Kollegin Andrea Pisar von der Hlbla St. Florian braucht es nun neue Kompetenzen in der Schule: "In seiner jetzigen Form ist das Schulsystem darauf nicht vorbereitet. Es wird immer wichtiger, Basiswissen zu stärken, um Antworten der KI auf Richtigkeit hin beurteilen zu können – eine sehr schwierige und anspruchsvolle Aufgabe für Lehrkräfte und Schüler:innen." Wahl meint ebenso, dass neue Fähigkeiten notwendig sind: "Vor allem Reflexion und Selbstreflexion werden immer wichtiger. Weiters müssen die Anwender:innen lernen, Falschinformationen von richtigen unterscheiden zu können und seriöse Quellen von unseriösen."
Der Direktor des Ennser Gymnasiums Werner Dietl sieht in Künstlicher Intelligenz eine Möglichkeit: "Ich denke, es ist eine Chance, die noch in den Kinderschuhen steckt, aber die Zukunft sein wird. Es geht um die richtige Verwendung und Einbindung im Unterricht. Hier ist auch das Ministerium in der Verantwortung, was die Rahmenbedingungen betrifft."
Wer steckt hinter ChatGPT?
Das US-amerikanische Unternehmen OpenAI (Open Artificial Intelligence) beschäftigt sich seit 2015 mit Künstlicher Intelligenz und entwickelte mit "ChatGPT" den weltweit bekanntesten Chatbot. Innerhalb weniger Wochen nutzten mehr als 100 Millionen Menschen die Applikation, die Tendenz ist weiterhin stark steigend.
Was kann der Chatbot?
Vereinfacht dargestellt, ist ein auf Künstlicher Intelligenz basierender Chatbot wie ein Roboter, mit dem man sich unterhalten kann. Er erkennt eingetippte oder eingesprochene Texte und versteht selbst hinter längeren und komplexen Sätzen die Absicht des Nutzers. So könnten Schüler:innen zum Beispiel eingeben "Schreib mir einen 50-zeiligen Aufsatz über Johann Wolfgang von Goethe", und der Chatbot führt den Befehl innerhalb weniger Sekunden aus.
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