Von Pilger, Ganoven, Dirnen und Studenten
ENNS (red). So lautete der Titel des Vortrages von Roland Girtler über Einladung des Ennser Vereines „DER KREIS“ im Pfarrsaal St. Marien. Mit viel Selbstironie schilderte Girtler seinen persönlichen Werdegang und wie er schließlich zu der seiner persönlichen Neigung sehr entgegenkommenden Beschäftigung an der Universität Wien als Soziologe und Kulturanthropologe fand. Mit seiner Professur für Soziologie sind die im Titel des Vortrages u. a. genannten Randschichten der Gesellschaft sein Forschungsgegenstand. Um diese Randschichten der Gesellschaft zu verstehen, sucht er den Kontakt mit diesen. Um das Vertrauen der Dirnen, Zuhälter, Ganoven etc. zu gewinnen ist es Girtler notwendig deren Sprache zu können und deren Rituale zu verstehen. In diesem Zusammenhang verwendete er den Begriff „qualitative Sozialforschung“ und brachte damit zum Ausdruck, dass seine Forschungsergebnisse auf engen Kontakten mit dem vorgenannten Personenkreis basieren. Verschiedentlich entstanden daraus sogar für die polizeiliche Erhebungstätigkeit nützliche Freundschaften. Neben der lebhaften Schilderung der Überlebensstrategien sowie verschiedener geschichtlicher Hintergründe gelang es Dr. Girtler dem Publikum viele nur von den einzelnen Randschichten der Gesellschaft auch heute noch gebrauchten Ausdrücke zu erklären. Dem sensiblen Zuhörer wurde an Hand seiner Ausführungen sicher auch bewusst, dass der Zugang zum Menschen über dessen Sprache erfolgt, auch dann, wenn es die Sprache von Ganoven („schweren Burschen“) und Dirnen ist. Wie erwartet, war diese im Rahmen der 800 Jahr-Feier der Stadt Enns erfolgte Veranstaltung ein großer Erfolg. Für den bis auf den letzten Platz besetzten Pfarrsaal, war dies dessen letzte Verwendung, da der Saal in dieser Form wegen des Umbaus des Fraziskanerklosters nicht mehr zur Verfügung stehen wird.
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