5 Minuten Wien: Der weite Weg über die Stufen
Der Weg zur U-Bahn hat manchmal seine Tücken. Vor allem, wenn man es eilig hat. Das beginnt gleich nach der eigenen Wohnungstür: Die drei Ampeln schalten nur dann auf Rot, wenn ich es eilig habe. Dabei fällt mir auf, dass die Rotphase für die Fußgänger weitaus länger dauert als die Grünphase, die ich trotz Laufschritts nicht einhalten kann. Geistig notiere ich mir dieses Problem für morgen, wenn ich Zeit dafür habe.
Dann wird es wirklich nervig: Ich komme zum U-Bahn-Eingang, wenn die meisten Menschen gerade gleichzeitig in die U1 wollen. Klar. Ist ja immer so: Schulklassen, Arbeitende und Pensionisten treffen gleichzeitig aufeinander. Was folgt: ein Stau, der sich mit dem auf der Tangente messen kann. Langsam krieche ich die Stufen hinauf, in mich hineinfluchend, was denn nun so schwierig daran ist, da schneller hinaufzugehen. Einige vor mir fluchen laut über die langsamen Menschen vor ihnen und überholen.
Da taucht der Grund des Staus vor mir auf: Eine alte Dame versucht, unverletzt mit ihrem kleinen Koffer über die Stufen zu kommen. Rechter Fuß vor, Pause, linker Fuß nach, Pause, Köfferchen folgt, Pause. Schneller kann sie nicht.
Jetzt ist eh schon alles egal: "Kann ich helfen? Ich trage Ihnen den Koffer hinauf", höre ich mich sagen. Dankend nimmt die Dame an. "Sie können ihn gerne oben stehen lassen", meint sie. Natürlich bleibe ich die fünf Minuten wartend stehen. So viel Zeit muss sein. "Herzlichen Dank", meint die Dame, als sie endlich oben ankommt. Langsam gehe ich weiter, komme zwar zu spät, aber ich habe immerhin zwei Menschen glücklich gemacht: die ältere Dame und mich.
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