Tauben, Füchse, Rehe
Das sind die Lebensretter der Wildtiere

Mit seiner Decke kuschelnd liegt der zwei Monate alte Fuchs in seiner Voliere. | Foto: Niklas Varga
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  • Mit seiner Decke kuschelnd liegt der zwei Monate alte Fuchs in seiner Voliere.
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Das Wildtierservice Wien hat in der Triester Straße eine Fundbox eingerichtet wo verletzte Tiere abgegeben werden können. Versorgt werden sie dann von Pflegern in Laxenburg. 

WIEN/FAVORITEN. Ein gerade einmal zwei Monate alter Fuchs liegt auf einem Tuch in einer für ihn wohl noch unendlich groß scheinenden Voliere. Sein Schicksal steht sinnbildhaft für das, was hier beim Wildtierservice Wien viele Tiere ereilt hat. Sie wurden von ihren Eltern getrennt oder verletzten sich bei einem Unfall. Doch sie hatten Glück im Unglück und wurden in der Wildtierfundbox der Stadt Wien in der Triester Straße abgegeben.

"Alle zwei Stunden verkehrt eines der beiden Einsatzfahrzeuge der MA49 zwischen der Wildtierfundbox am Wienerberg und der Tierstation in Laxenburg", erzählt Bereichsleiter Günther Annerl. "Wenn jemand ein verletztes oder verlassenes Wildtier findet, kann er die Hotline des Wildtierservice Wien anrufen. Dort spricht man dann mit einem Tierpfleger oder einem erfahrenen Forstarbeiter, der weitere Anweisungen gibt", so Annerl.

5.000 Tiere jährlich

In den meisten Fällen bittet das Wildtierservice Wien darum die Tiere in die Fundbox in der Triester Straße 114 zu bringen. Dort wird entschieden ob Taube, Reh und Co. sofort wieder ausgewildert werden können oder in die Tierstation nach Laxenburg gebracht werden. Rund 150 Anrufe gehen täglich bei der Hotline ein und fast 5.000 Tiere beziehen jährlich in der Tierstation in Laxenburg Quartier.


Bis zu 13 Tierpfleger arbeiten in der Tierstation, die unmittelbar neben dem Schlosspark liegt. "Drei Mal in der Woche kommt ein Tierarzt vorbei und kontrolliert den Gesundheitszustand. Aber fast täglich sind wir mit einem Tier in der Ordination des Arztes", erklärt Annerl. Um die bestmögliche Versorgung sicher zu stellen, kooperiert man mit den Schönbrunner Tierärzten. 

Der kleine Fuchs liegt in einer Voliere im Indoor-Teil der Tierstation. Aus dem Gehege rechts von ihm hört man Schnattern. Ein Dutzend Entenbabys drängt sich dort unter eine Wärmelampe. Die linken Nachbarn hingegen sind schon etwas lauter. Zwei Jungschwäne begrüßen einen mit einem eher unfreundlichen Fauchen. "Im Innenbereich befinden sich die Tiere, die frisch zu uns gekommen sind", sagt Annerl. 

Ordinationsraum und Bistro

Geht man einen Raum weiter, so gelangt man zum Arbeitsplatz des Tierarztes. Hier wird gerade ein kleiner Igel versorgt. Bis zu 150 Igel kommen im Winter in die Tierstation. Neben einer Futterküche und einem Indoor-Wasserbereich für die Enten befindet sich hier auch eine Taubenstation. "Oft werden wir gefragt, warum wir versuchen, die Tauben wieder aufzupäppeln. Aber hier kommt schon auch unsere ethische Verpflichtung gegenüber den Tieren ins Spiel", erklärt Annerl die Unterstützung für die eher unbeliebten Tiere. 

Leiter Günther Annerl führt durch die Wildtierstation in Laxenburg.  | Foto: Niklas Varga
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Die Führung wird nun im Freibereich der Tierstation in Laxenburg fortgesetzt. Sieben Jungrehe warten bereits mit großen Augen, wenn man sich dem Freiluftgehege nähert. Direkt daneben befindet sich die Voliere der Krähen und des Habicht. "Die Tiere, die hier draußen sind stehen kurz vor der Auswilderung. Wenn der Tierarzt befindet, dass sie bereit für diesen Schritt sind, können wir sie wieder dorthin zurückbringen wo sie her kommen." 

Die Auswilderung der Tiere ist der letzte große Schritt, bei dem die Pfleger die Wildtiere begleiten. Besonders schwierig ist die Reintegration der Eichhörnchen. Doch dafür haben die Pfleger bereits eigene Methoden entwickelt, wie Annerl erzählt: "Die Tiere haben die Möglichkeit, sowohl in einem Gehege zu sein als auch durch eine Tür ins Freie zu gelangen. Am Anfang kommen sie noch regelmäßig zurück und essen das von uns bereitgestellte Futter, aber irgendwann bleiben sie dann in der Natur." Die anderen Tiere werden normalerweise genau dorthin zurückgebracht wo sie auch gefunden wurden: "Es gibt natürlich Ausnahmen. Wenn wir eine Entenfamilie auf der A23 finden, werden wir sie nicht dort wieder auswildern."

Wildschwein als Rekordhalter

"Das größte Tier, das jemals in Laxenburg Quartier bezogen hat, war ein Wildschwein", erzählt Annerl. Besonders zu so besonderen Tieren baue man eine intensivere Beziehung auf. Wichtig ist jedoch, irgendwann auf Abstand zu gehen, denn es ist ja schließlich das Ziel, die Tiere wieder in ihren natürlichen Lebensraum zu integrieren.

Die Station erinnert an ein altes Bauernhaus.  | Foto: Niklas Varga
  • Die Station erinnert an ein altes Bauernhaus.
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Das Wildtierservice wie es in Wien organisiert ist, gilt als Vorzeigeprojekt. "Es waren Vertreter verschiedenster Städte hier und haben sich unsere Anlagen angeschaut", so Annerl. Von Berlin über Barcelona bis hin zu Graz wurden ähnliche Projekte überlegt.

Es sind lebensrettende Taten, die die Tierpfleger des Wildtierservice täglich vollbringen. Und irgendwann wird auch der junge Fuchs, der nun noch mit seinem Tuch in der Voliere kuschelt, in die Natur zurückgelassen werden und dank dem Tierservice ein neues Leben beginnen. 

Wichtige Informationen

Wildtierservice Wien

  • Telefon: +43 1 4000-49090
  • E-Mail: wildtiere@ma49.wien.gv.at
  • Erreichbarkeit: Montag bis Sonntag 7.30 bis 22 Uhr
  • Adresse: Triester Straße 114, 1100 Wien

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