Bezirksvorsteherinnen zum Weltfrauentag: "Wünsche mir Bürgermeisterin, Kanzlerin und Präsidentin"
Die Bezirksvorsteherinnen von fünf Bezirken aus drei verschiedenen Parteien haben am Vortag des 8. März zu einem Pressegespräch geladen, um auf erzielte Erfolge aber auch zukünftige Anliegen aufmerksam zu machen.
WIEN. 10 von 23 - so viele Bezirkvorsteherinnen gibt es im Jahr 2017 in Wien. Fünf von ihnen haben anlässlichen des internationalen Frauentags zum Pressegespräch ins "Créme de la Créme" in die Josefstadt gebeten. Dabei hat man sich weder von Bezirks- noch Parteigrenzen aufhalten lassen.
Eingeladen hat die Josefstädter Bezirksvorsteherin Veronika Mickel-Göttfert von der ÖVP, gekommen sind außerdem ihre Parteikollegin aus Hietzing, Silke Kobald, die "dienstjüngste" Bezirksvorsteherin Wiens - Uschi Lichtenegger von den Grünen - aus der Leopoldstadt, Martina Malyar, langjährige SPÖ-Bezirkvorsteherin vom Alsergrund, und ihre Parteikollegin Gabriele Votava aus Meidling. Entschuldigen ließ sich aufgrund von Krankheit die zweite Grüne im Bunde, Silvia Nossek aus Währing.
Die "Créme de la Créme"
"Dass wir uns heute im 'Créme de la Créme' treffen, deutet ja schon darauf hin, dass es um etwas Besonderes geht" - mit diesen Worten begrüßte die Gastgeberin ihr Publikum, ihre Kollginnen und die Cafébetreiberinnen in der Josefstadt. Das gab ihr auch gleich Anlass, auf die im vergangenen Jahr 160 neu gegründeten Unternehmen im Bezirk aufmerksam zu machen - 52 Prozent davon von Frauen.
Aber auch politisch kann sich die Frauenquote im Bezirk sehen lassen: 43 Prozent der Josefstädter Bezirksrätinnen und Bezirksräte sind Frauen, wie eben auch 43 Prozent der Bezirks-Chefinnen auf Stadtebene. Dafür, dass der Frauenanteil in der Wiener Stadtpolitik "vorbildlich ist", sieht Mickel-Göttfert unterschiedliche Gründe, zentral sei aber das sogenannte Reißverschlussprinzip. Bei SPÖ und Grünen gilt das schon länger, seit April 2016 ist es auch in der ÖVP auf allen Ebenen verankert. Das heißt: Auf den Wahllisten werden verpflichtend abwechselnd Männer und Frauen gereiht.
Frauen in der Politik sichtbar machen
Dass solche Treffen dazu dienen, Frauen in der Politik sichtbar zu machen, gab auch Uschi Lichtenegger aus dem zweiten Bezirk zu bedenken. "Mir ist es ein Anliegen hier solidarisch teilzunehmen, denn es ist auch unsere Aufagbe, Mentorin und Vorbild zu sein." Politik heiße immer gestalten und um das zu tun, sei es wichtig, dass sich Frauen vernetzen.
Nach der "dienstjüngsten" Bezirksvorsteherin meldete sich die "dienstälteste" der Runde zu Wort, Martina Malyar aus dem 9. Bezirk. "Hier treffen sich nicht nur Politikerinnen unterschiedlicher Parteien, sondern auch jung und alt", so Malyar - die nebenbei den Cafébetreiberinnen verspricht auf Facebook Werbung für sie zu machen, denn "ich bin ja eine Facebook-Berühmtheit".
Sie selbst ist die erste Bezirksvorsteherin in der Geschichte des Alsergrunds. Auch sie ist stolz auf den Frauenanteil in ihrem Bezirksparlament, kann sich aber einen Seitenhieb auf jene Fraktionen, die hinterherhinken nicht verkneifen: So haben die NEOS bei drei Mandaten keine einzige Frau im Bezirksparlament, die FPÖ immerhin eine. Da Männer seit jeher erfolgreich "Seilschaften" bilden, sei es umso wichtiger Frauennetzwerke zu stärken - eben auch durch Treffen wie jenes der Bezirksvorsteherinnen.
Signal an junge Frauen
Dem kann sich auch ÖVP-Bezirksvorsteherin Silke Kobald aus Hietzing anschließen - insbesondere um junge Frauen in die Politik zu holen, sei das ein wichtiges Signal. Auch sie erkennt im Reißverschlussprinzip ein zentrales Instrument, um in der Politik für ausgegelichene Geschlechterverhältnisse zu sorgen: "Nicht zuletzt deshalb sind bei uns im Bezirksparlament inzwischen 45 Prozent Frauen", so Kobald. Ein Netzwerk von Wirtschaftsfrauen oder die Frauenspaziergänge seien zentrale Bestandteile der Frauenpolitik in Hietzing, so die ÖVP-Bezirksvorsteherin.
Gabriele Votava aus Meidling stellt sich beim Pressegespräch als Vertreterin eines "Arbeiterbezirks" vor - auch wenn sich die Bevölkerungsstruktur im 12. Bezirk in den vergangenen Jahrzehnten verändert habe. Aber: nach wie vor zählt Meidling zu den einkommensschwächeren Bezirken Wiens, wenngleich durch viele Neubauten auch viele junge Menschen dazu gekommen sind. Dementsprechend viel gäbe es im Bereich Bildung und soziale Infrastruktur zu tun - und dabei habe man stets ein Auge auf geschlechtergerechte Ansätze.
Politisiert durch Johanna Dohnal
Etwa durch das in Meidling seit 2006 verankerte "Gender Budgeting" - also das Durchleuchten und Ausrichten des Budgets, auf seine Auswirkungen in Sachen Gleichberechtigung. Sie selbst sei in den 1970er Jahren erst durch Frauenpolitik überhaupt in Berührung mit der Stadtpolitik gekommen, so Votava. "Ich wurde durch Johanna Dohnal politisiert und das begleitet meine Arbeit bis heute."
Auf die Frage, was sich denn die Bezirkspolitikerinnen von ihren jeweiligen Parteien in Sachen Frauenpolitik wünschen würden, fallen die Antworten unterschiedlich euphorisch aus: Während sich die Josefstädter Bezirksvorsteherin dazu bekennt, dass Frauen auf allen Ebene gleichberechtigt an Politik teilhaben müssen und ihre Kollegin Lichtenegger auf die bei den Grünen längst festgeschriebene Geschlechterparität verweist, geht Martina Malayar einen Schritt weiter und fordert, dass auch in der Politik die "Gläserne Decke" restlos durchbrochen werden müsse. "Und das heißt, ich wünsche mir eine Wiener Bürgermeisterin, eine Bundeskanzlerin und eine Bundespräsidentin. Dann bin ich glücklich."
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