"Das Leben macht demütig"
Annegret Zarre ist die einzige amtierende Bürgermeisterin im Bezirk. In Albeck ist nun "Frau am Ruder".
ALBECK (fri). Hoch über der Gemeinde Sirnitz, in Frankenberg Nummer 4 lebt Annegret Zarre nun seit 1977. Seit dem Tod ihres Mannes vor sieben Jahren, bewohnt sie das schmucke alte Bauernhaus auf 1.000 Metern Seehöhe allein. "Den Hof führt mein Sohn, der außerdem als selbstständiger Tischler arbeitet. Mit seiner Familie lebt er aber in einem eigenen Haus", so Zarre, die mit ihrem ganzen Herzen an ihrem zu Hause hängt.
Frau am Werk
Schon beim Betreten des Hauses spürt und sieht man das Herz, das hier schlägt und am Werk ist. "Als gelernte Schneiderin setze ich mich, besonders in den Wintermonaten immer wieder gerne hinter meine Nähmaschine und lasse meiner Kreativität freien Lauf", schildert Annegret Zarre. Nicht immer hatte sie so viel Zeit für ihre Hobbys. "Gemeinsam mit meinem Mann habe ich auf der Hochrindl 1983 die 'Bauernstube' eröffnet. Wir wollten das Lokal zuerst nur als Jausenstation führen. Aber es ist immer mehr geworden. Zuletzt hatten wir zehn Mitarbeiter", erinnert sich die ehemalige Gastwirtin.
Schicksalssschlag
Nur wenige Monate nach der Verpachtung der "Bauernstube" starb Heiner Zarre. "Meine Welt ist zusammengebrochen und ich war mit meinen Kräften am Ende", erinnert sie sich heute. Trauer und Schmerz habe sie aber zugelassen und sei daran gewachsen. "Ich habe Zeit gebraucht. Zeit um zu verstehen, zu begreifen, zu verarbeiten. Man wird demütig durch das Leben. " Eben diese Zeit hat sich Annegret Zarre auch genommen, ehe sie sich als Kandidatin für die Wahl aufstellen ließ. "Ich bin nächtelang wach gelegen und habe mein Leben Revue passieren lassen. Ich habe nichts gefunden, was ich oder andere Menschen mir vorwerfen könnten. So bin ich mit gutem Gewissen in die Wahl gegangen."
Viele Ziele
Neben der Erhaltung und dem Ausbau der Infrastruktur ist Zarre vor allem die Unterstützung der regionalen Betriebe der Region ein Anliegen. "Wichtig ist, dass wir den Nahrversorger im Ort halten können. Durch die gute Infrastruktur - Kindergarten, Schule, Nachmittagsbetreuung, ... - können wir auch die Abwanderung stoppen und die Leute im Ort halten. Nun freue ich mich auf die Herausforderung."
Annegret Zarre
61 Jahre
drei Kinder, sechs Enkelkinder
gelernte Schneiderin
Hobbys: Wandern (Weitwandern - heuer wird die letzte Etappe des Frankenweges von Bolsena nach Rom in Angriff genommen), die Liebe zum Garten - neben Gemüse gedeiht auch ein Weinstock, Schneidern, Theater, Sängerin beim Gemischten Chor Sirnitz, Reisen
Lebenselexier sind die Kinder und Enkelkinder
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