Internationaler Frauentag: Die Frau der Fische
Heute ist Weltfrauentag. Die WOCHE porträtiert eine Frau, die sich in einem typischen Männer-Job wohl fühlt.
SIRNITZ (fri). Knappe minus 20° Celsius zeigt das Thermometer und die Chancen auf Temperaturen über dem Gefrierpunkt sind gering. Kein Grund für die 33-jährige Marion Schinegger nicht ihren Dienst anzutreten.
Meisterin der Fische
Viele mögen sich nun denken: Warum auch? Aber die werdende Mutter übt einen Beruf aus, in dem Frauen nur sehr selten anzutreffen sind. Sie ist Meisterin der Fischereiwirtschaft und dieser Job bringt es mit sich, dass man viel Zeit im Freien oder in ungeheizten Räumem verbringt, mit kaltem Wasser hantiert und das bei jeder Witterung. "Die Fische fragen nicht, ob es kalt oder warm ist und die Arbeit muss erledigt werden", sagt Schinegger.
Arbeit im Bruthaus
Vor zehn Jahren hat die damalige Studentin im Rahmen eines Praktikums zum ersten Mal einen Fuß in die Fischzucht von Markus Payr in Sirnitz gesetzt. "Ich habe an der Boku Wien studiert und mein Spezialgebiet war die Gewässer-Ökologie. So bin ich auf die Aquakultur gestoßen und wollte mir das einmal in der Praxis ansehen." Aber nur beim Anschauen allein ist es nicht geblieben. Die Arbeit mit den Fischen hat die junge Frau in ihren Bann gezogen. "Ich hatte tolle Lehrmeister im Betrieb und ganz besonders fasziniert hat mich die Aufzucht der Fische. Und schon bald habe ich die Arbeit im Bruthaus übernommen, um den Zyklus der Natur hautnah miterleben zu können."
Damit gehört Schinegger zu den wenigen Frauen, die vom Abstreifen der Laichfische, über die Pflege der Eier und Aufzucht der Jungfische bis zum fertigen Setzling ihr Produkt in allen Einzelheiten kennt. "Diese Arbeit erfordert viel Fingerspitzengefühl und äußerste Sauberkeit, denn kleinste Fehler können eine ganze Nachzucht vernichten."
Den Fisch selbst bezeichnet die werdende Mutter als ästhetisches Lebewesen. "Fische sind perfekt an ihren Lebensraum angepasst und haben beruhigende Wirkung auf den Betrachter. Auch Aquariumsbesitzer werden das bestätigen."
Kompetenz erwerben
Auf die Frage, ob sie ihren Berufsweg allen Widrigkeiten zum Trotz wieder einschlagen würden, schmunzelt Marion Schinegger und sagt: "Ich würde es auf jeden Fall wieder machen, obwohl es manchmal sehr, sehr kalt ist und ich lieber in einem warmen Büro sitzen würde. Aber der Beruf ist abwechslungsreich und bereichert das Leben. Obwohl es immer noch viele Menschen gibt, die Frauen die Fähigkeit und Kompetenz in bestimmten Sparten absprechen, will ich Mädchen ermutigen sich nicht beirren zu lassen und mit Klischees und Vorurteilen aufzuräumen. Jeder Job ist Teil des Lebens und nur wer seine Arbeit gerne macht, wird Erfolg haben und Zufriedenheit finden."
Zur Person
Marion Schinegger, 33 Jahre, lebt in Feldkirchen
Beruf: Meisterin der Fischereiwirtschaft
Hobbys: Fliegenfischen, alle Tätigkeiten in der Natur
Zur Sache
Der Internationale Frauentag, oder Weltfrauentag, geht zurück auf das 1908 in den USA gegründete „Nationale Frauenkomitee", bestehend aus Mitgliedern der „Sozialistischen Partei Amerikas“, und war ursprünglich ein „Kampftag“ für das Frauenstimmrecht.
Der erste Frauentag in den USA am 28. Februar 1909 war ein voller Erfolg. Der erste Frauentag in Europa wurde am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz abgehalten. Seit 1921 ist der 8. März das Datum. Seit Mitte der 1970er-Jahre begehen auch die Vereinten Nationen den Frauentag und erkoren ihn zum "Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden". Das Frauenwahlrecht trat am 12. November 1918 in Kraft, am Tag, an dem die Republik ausgerufen wurde. Verankert ist es im damals verabschiedeten Gesetz über die Staats- und Regierungsform.
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