Kirche hat Reform notwendig

Bischof Alois Schwarz (hier in St. Georgen am Längsee): „Die Kirche muss in jeder Generation mit Gegenwind rechnen“ | Foto: KK/Eggenberger
  • Bischof Alois Schwarz (hier in St. Georgen am Längsee): „Die Kirche muss in jeder Generation mit Gegenwind rechnen“
  • Foto: KK/Eggenberger
  • hochgeladen von Vanessa Pichler

Rückläufigen Austrittszahlen stehen kritische Pfarrer und Gläubige gegenüber. WOCHE-Chefredakteur Uwe Sommersguter im Gespräch mit dem Kärntner Diözesanbischof.

WOCHE: Die Pfarrerinitiative beklagt mangelnde Reformbereitschaft. Können Sie diesem Urteil zustimmen?
BISCHOF SCHWARZ: Die Kirche hat in jeder Generation Reformen notwendig und braucht immer wieder eine Erneuerung. Dafür ist das im Wort des Glaubens verkündete und in der Kirche gelebte Evangelium Jesu Christi Norm und Kriterium. Manche notwendige Änderungen wie z. B. die stärkere Mitwirkung von Laien in der Gestaltung des Gemeindelebens können in den Diözesen in die Wege geleitet werden. Andere Reformerwartungen sind nur in Verbindung und in Einheit mit der Weltkirche zu klären und zu beantworten.

Viele – u. a. Bischof Kapellari – fürchten eine Kirchenspaltung in Österreich. Sehen auch Sie diese Gefahr?
Wenn wir offen miteinander reden, die Kirche in ihrer Gesamtheit im Blick haben und auf Jesus Christus schauen, werden wir eine gemeinsame Lösung finden.

Wenn Sie die Forderungen der Pfarrerinitiative lesen – was geht da bei Ihnen vor?
Das sind sehr unterschiedliche Problemfelder, seelsorgliche Anfragen und Forderungen, die weltkirchliche Vorgaben in Frage stellen. Hier bedarf es neben der offenen Kommunikation auch einer aufrichtigen „Unterscheidung der Geister“, um zu erspüren und zu erkennen, was mit dem Geiste Jesu Christi übereinstimmt und der Einheit dient.

Viele Gläubige haben den Eindruck, die Bischöfe nähmen die Sorgen um die Kirche nicht genügend ernst. Verstehen Sie diesen Eindruck?
Wenn einzelne Christinnen und Christen in ihren persönlichen Lebensumständen oder wenn Pfarrgemeinden strukturelle oder auch inhaltliche Veränderungen in der Seelsorge und kirchlichen Praxis fordern, habe ich als Bischof immer die Gesamtkirche mit zu vertreten, ohne dabei die konkrete Situation vor Ort aus dem Blick zu verlieren. Manche sehen heute jedoch nicht immer die Bereicherung, die eine große Gemeinschaft, wie die Kirche es ist, bieten kann.

Wo sehen Sie den größten Reformbedarf in der katholischen Kirche?
In unserer so differenzierten und auch für viele Menschen unübersichtlichen Welt mit oft so bedrängenden persönlichen Fragen ist für mich die größte Herausforderung, wie wir als Kirche helfen, heilen, trösten, aufrichten und glaubwürdige Orientierung vermitteln können. In der Suche der Menschen nach Lebenssinn ist die Kirche herausgefordert, von Jesus Christus so Zeugnis zu geben, dass sie wahrnehmen, dass ER das Leben und es in Fülle ist.

Sind für Sie Frauen als Priesterinnen – eine Forderung der Pfarrerinitiative – grundsätzlich vorstellbar?
Für mich ist die Vorgabe von Papst Johannes Paul II. (1994) bindend, dass „die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden“. Die Festlegung der Kirche, dass nur Männer die heiligen Weihen empfangen dürfen, ist für manche nicht verstehbar. Die Kirche hält aber begründet als Ganze daran fest.

2010 war ein schwieriges Jahr für die katholische Kirche, auch in Kärnten, mit Rekordaustritten. Wie entwickelt sich das laufende Jahr?
Gott sei Dank sind die Kirchenaustritte heuer rückläufig. Ich hoffe, dass unser Miteinander in der katholischen Kirche in Kärnten immer wieder neu gestärkt wird in der Hoffnung, dass wir – und damit meine ich auch die Ausgetretenen – wieder zusammenfinden und zusammenhalten.

Ist die Kirche damit bereits „über dem Berg“?
Die Kirche muss in jeder Generation mit Gegenwind rechnen und darf auf die Begleitung Jesu Christi hoffen. Die Kirche wird nach dem Evangelium nicht versuchen, in Schwierigkeiten „über den Berg“ zu kommen, sondern hat im Glauben „Berge zu versetzen“ (vgl. Mk 11,23), das heißt auch: Schwierigkeiten zu bestehen und zu lösen. Der Berg ist in der Bibel oft ein Symbol für den Ort intensiver Begegnung mit Gott.

Letzte Frage: Suchen Sie das Gespräch zu den zwölf Kärntner Unterstützern der Pfarrerinitiative und wenn ja, wie lautet Ihre Botschaft?
Diese Priester unserer Diözese haben in einem Gespräch mit mir ihre Loyalität zu mir und der Gesamtkirche erklärt und sich öffentlich vom Aufruf des Vorstandes der Pfarrerinitiative zum Ungehorsam distanziert. Ich habe sie gebeten, über ihre Themen mit mir weiterhin im Vorstand des Priesterrates und im Vorstand der Dechantenkonferenz zu sprechen und zu beraten.

Zur Sache: die Pfarrerinitiative
Die Pfarrerinitiative tritt für eine umfassende Reform der katholischen Kirche ein. Unter anderem für Laienprediger sowie die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt – wahre Tabus für die heimische Kirche.
In Kärnten bekennen sich 16 Priester zur Pfarrerinitiative, die von Helmut Schüller ins Leben gerufen wurde. Laut einer Umfrage halten 72 Prozent der Österreicher die Aktion für angemessen und unterstützen diese.
In Österreich haben sich zuletzt Bischöfe kritisch zur Aktion geäußert. Im WOCHE-Interview nimmt Bischof Schwarz ausführlich Stellung und hofft auf gemeinsame Lösungen und verweist auf die Weltkirche.

Zur Sache:
Zum Aufruf der Pfarrerinitiative nach Ungehorsam hält Bischof Schwarz fest: „Diese Forderung nützt wenig zur Durchsetzung von Interessen mit der Zielsetzung, die Kirche erneuern zu wollen. Sowohl bei der Priesterweihe als auch bei der Übernahme eines kirchlichen Amtes versprechen die Priester Gehorsam und Treue zur Kirche und ihren Vorgaben.“
Der Gehorsam sei „im gesamtkirchlichen Verständnis kein blindes, unbedachtes, unpersönliches Erfüllungshandeln, sondern eine bewusste Haltung im Geiste Jesu Christi. Auch der Gehorsam des Priesters ist deshalb in personaler Verbindung mit Jesus Christus zu halten und für andere vorbildlich zu leben.“

Autor: Uwe Sommersguter

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.