SPÖ will Flüchtlinge zur Villacher Feuerwehr holen
Pilotprojekt bei der Hauptfeuerwache startet im Sommer. Künftig soll es bei jeder Wehr einen Integrations-Experten geben.
VILLACH (kofi). Villachs neuer Feuerwehrreferent Andreas Sucher (SPÖ) will Flüchtlinge in die Brandschutzarbeit integrieren. Konkret geht es um Asylwerber und um Asylberechtigte (also Menschen, denen bereits Asyl gewährt worden ist). "Die Zielgruppe umfasst in Villach mehr als 500 Menschen", sagt Stadtrat Sucher: "Ich würde mich freuen, wenn wir viele von ihnen von unserem Angebot überzeugen könnten."
Los geht es im Sommer mit einem Pilotprojekt bei der Villacher Hauptfeuerwache (HFW), ab Herbst können die ersten Flüchtlinge am offiziellen Ausbildungsprogramm teilnehmen. "Alle reden von Integration, wir tun etwas", sagt Harald Geissler, Kommandant der HFW. Probleme, etwa sprachlicher Natur, sieht Geissler nicht: "Für jeden, der Feuerwehrmann werden will, gilt eine einjährige Probezeit. Wer sich bewährt, ist willkommen."
Integrationsbeauftragte
Stadtrat Sucher denkt bereits einen Schritt weiter: "Sollten sich Freiwillige für diese ehrenamtliche Arbeit finden und das Projekt Erfolg haben, möchte ich bei jeder Villacher Feuerwehr eine Art Integrationsbeauftragten installieren." Besonders im Jugendbereich sehen Sucher und Geissler Potenzial. Und dass man gar nicht genug gut ausgebildete Kräfte haben kann, zeige der Großbrand in Lurnfeld, der wochenlang die FF-Männer bis ans Limit belastet hat, sagt Sucher.
Geänderte Gesetzeslage
Das Pilotprojekt wäre bis vor Kurzem nicht möglich gewesen, da das Feuerwehrgesetz in Kärnten bis 2012 eine EU-Staatsbürgerschaft als Voraussetzung für die Arbeit bei den Wehren vorsah. So habe man zum Beispiel zwei US-Amerikaner abweisen müssen, erzählt Geissler.
Ganz neu, sagt der Kommandant, sei das Thema Integration bei Villachs Feuerwehr aber nicht: Im Jahr 1945 waren zahlreiche Ukrainer in der Draustadt im Einsatz. Einige sind auch später in Kärnten und bei der Feuerwehr geblieben. Geissler: "Schon damals galt, was auch heute gilt: Denen, die Hilfe brauchen, ist völlig egal, wo der Helfer geboren ist."
Update (15. Mai): Die Villacher FPÖ reagierte als erste Partei nach dem WOCHE-Bericht. SIe lehnt das Integrationsprojekt ab (siehe hier). Von Seiten der ÖVP meldete sich Gemeinderat Murat Selimagic, selbst gebürtiger Bosnier, zu Wort. Via Facebook teilte er mit, dass er sich freuen würde, wenn sich "möglichst viele Menschen" für den Schritt entscheiden würden.
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