,Käse in einem Sandwich‘

Vor zehn Jahren wurde Georg Wurmitzer zum ÖVP- Obmann
  • Vor zehn Jahren wurde Georg Wurmitzer zum ÖVP- Obmann
  • hochgeladen von Vanessa Pichler

Der Albecker Georg Wurmitzer (67) widmete sich „lebenslang“ der Politik. Er war 26 Jahre Bürgermeister, außerdem im Landtag, Nationalrat, in der Landesregierung. Am 14. Oktober 2000 wurde er zum ÖVP-Obmann gewählt (2004 folgte ihm Josef Martinz). Zehn Jahre danach spricht er über Konflikte von damals und Probleme von heute.

WOCHE: Ihrer Obmannschaft ist ein Konflikt vorausgegangen. Wie beurteilen Sie die Situation heute?
Georg Wurmitzer: Ich hatte keinen leichten Start. Im Nationalrat hat mich Christof Zernatto gefragt, ob ich in die Regierung gehe. Die Partei hat in einer Nacht- und Nebel-Aktion Reinhold Lexer zum Obmann gemacht. Es ist dann zu Missstimmungen gekommen. Vor dem außerordentlichen Landesparteitag hat man mich gefragt, ob ich zur Verfügung stehe. Lexer hat den Parteitag 24 Stunden vor Beginn abgesagt, weil er nicht nominiert wurde. Das war kein lustiges Spiel.

Würden Sie es wieder tun?
Natürlich würde ich es wieder machen. Ich habe mich nicht gedrängt; man hat mich gefragt. Ich habe auch keine einzige Wahl verloren. Zuerst haben wir die Gemeinderatswahl gewonnen, dann kamen Landwirtschaftskammer-, Wirtschaftskammer- und Nationalratswahl.

Es folgte die herbe Niederlage bei der Landtagswahl 2004.
Diese Wahl habe ich nicht mehr als Spitzenkandidat bestreiten dürfen. Ich halte es für einen kapitalen Fehler, den Spitzenkandidaten so knapp – sechs Monate – vor der Wahl zu wechseln. Die Niederlage war sehr bitter. Da gibt es nichts zu beschönigen; ich hatte daran schwer zu tragen. Weil ich die Korrelation zwischen meinem Verhalten und dem, was passiert ist, nicht herstellen konnte.

Aus welchem Grund kandidierte Elisabeth Scheucher, nicht Sie?
Schüssel hat von mir verlangt, dass ich nicht als Spitzenkandidat in die Wahl gehe. Meine Situation war schwierig. Der Bürgermeister von Klagenfurt, Harald Scheucher, und Bundeskanzler Schüssel waren von der Zustimmung des damaligen Landeshauptmannes von Kärnten abhängig – eine Sandwich-Position. Ich bekam Druck von zwei Seiten.

Wie hat sich das geäußert?
Wenn ich etwas getan habe, was dem Landeshauptmann nicht genehm war, hat entweder das Bundeskanzleramt oder der Bürgermeister der Stadt angerufen. Ein Beispiel: Ich wollte die Seebühne nicht haben und habe das auch öffentlich mitgeteilt. Dann hat hat die Stadt so massiven Druck auf mich ausgeübt, dass ich trotz meiner inneren Ablehnung zugestimmt habe. Das hat man mir dann als Wankelmut ausgelegt.

Wie würden Sie heute tun?
Ich würde heute bestimmt nicht mehr zustimmen. Hinterher weiß man immer mehr, wenn man die Folgen sieht.

Ihre Beurteilung der heutigen Situation Kärntens?
Es gibt zwei Dinge, die in Kärnten nicht stimmen: Das Geld und die Bevölkerungsentwicklung. Das Land darf ja nur die Motorbootsteuer, die Fremdenverkehrsabgabe und den Zuschlag zu den Rundfunkgebühren einnehmen; alles andere sind Ertragsanteile vom Bund. Und wenn die Bevölkerungsprognosen stimmen, werden die Ertragsanteile zurückgehen.

Tun Landespolitiker genug?
Sie tun so, als gäbe es die Probleme nicht! Wenn das Land einen Abgang von 230 Millionen Euro im Budget hat, bei einer Verschuldung von 2,5 Milliarden, geht die Rechnung nicht mehr auf. Es gibt eine absolute Grenze bei der Verschuldung – 60 Prozent des Budgets. Das haben alle Finanzreferenten immer gesagt. Mehr ist mit der Finanzkraft Kärntens nicht zu bewältigen.

Wären Sie für ein stärkeres Auftreten der ÖVP gegen die Freiheitlichen?
Zweifelsohne. Was mich verwundert, ist der bedingungslose Gehorsam, der da passiert.

Experten fordern Lösungen für die Probleme. Trauen Sie dies der Regierung zu?
Nein! Ohne Hilfe der Republik wird es keine Regierung schaffen, weil die Bedingungen es nicht zulassen. Mit Taschengeld ist das Landesbudget nicht sanierbar.

Wie sieht Ihr Leben aus?
Ich wohne auf meiner Landwirtschaft; was zu tun ist, tue ich alles. Daneben tu ich bildhauen und das tue ich gerne. Und ich bin noch Obmann der Wohnbaugenossenschaft „Kärntnerland“.

Wie intensiv ist heute Ihr Kontakt zur Partei?
Ich bin Mitarbeiter im Seniorenbund, habe aber keine Parteifunktion mehr.

Welche Dinge bereuen Sie?
Ich kann in den Spiegel schauen, weil ich nie etwas genommen habe, mich nie involvieren habe lassen. Für mich gilt der Grundsatz: Was moralisch falsch ist, ist politisch niemals richtig.

Interview von: Gerd Leitner

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.