Meinung: Ein Radnetz ersetzt keine Verkehrsregel
Jeder zehnte Verletzte im heimischen Straßenverkehr ist auf einem Fahrrad unterwegs. Verständlich, dass man in den zweirradtauglichen Monaten zu erhöhter Vorsicht ermahnt wird. Und zu mehr Rücksicht aufgefordert. Letzteres fällt nicht gerade leicht, angesichts der gefährlich kreativen Routenwahl einiger, die nur teilweise fehlenden Radwegen geschuldet ist: vom Gehsteig auf die Straße, von dort auf den Zebrastreifen und irgendwann auch auf den Radweg, sofern vorhanden. Und das Ganze wenig berechenbar sowie oft auch unangekündigt.
Ein Highlight konnten Autofahrer dieser Tage in Klagenfurt beobachten. Um 22 Uhr eseln zwei Personen auf dem Villacher Ring draht. Um kurz nach 22 Uhr biegen sie beim Goethe Park um die wenig beleuchtete Ecke – sie ist dank hoher Bäume nicht einsehbar. Das Tüpfelchen auf dem i: Die beiden strampeln ohne Licht, dafür plaudernd nebeneinander. Die Handvoll Autofahrer nimmt bremsend Rücksicht.
Drahtesler, die ihre Verkehrsteilnahme derart geistreich gestalten, haben alle Grenzen der dem Radeln innewohnenden Gefährlichkeit überschritten. Und auch jene, innerhalb derer der Vertrauensgrundsatz seine Berechtigung hat. Klar, Städte brauchen lückenlose Radwege. Lücken im Wissen um Verkehrsregeln oder in der Bereitschaft selbige einzuhalten, schließt aber auch das dichteste Radnetz nicht.
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