"Wir brauchen wieder einen Zug zum Tor!"

- <b>Hofübergabe:</b> Heute, Mittwoch, übergibt Franz Pacher das Zepter in der Wirtschaftskammer an Jürgen Mandl
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Heute wird Jürgen Mandl Präsident der Kärntner Wirtschaftskammer. Das Interview zum Start.
WOCHE: Was reizt Sie an der Funktion des WK-Präsidenten?
MANDL: Es ist herausfordernd, Dinge zu verändern, die man im Alltag erlebt. Diese Aufgabe für viele Unternehmer wahrnehmen zu können, ist etwas Besonderes.
Was wollen Sie verändern?
Jeder, der ein Unternehmen gründet, macht das nicht als Selbstzweck, sondern weil er die Tätigkeit gut kann. Wenn man tagtäglich mit abertausenden Vorschriften überfrachtet wird, macht das keinen Spaß mehr.
Ein Beispiel?
Für viele kleinere Betriebe ist es ein Riesenthema, die Abgaben an die Sozialversicherung um zehn Prozent zu reduzieren. Und auch die Anhebung der Grenze geringwertiger Wirtschaftsgüter auf 1.000 Euro. Es sind Dinge, die auch machbar sind.
Warum passieren sie nicht?
Ich glaube, sie werden erstmals ernsthaft diskutiert. Manche Dinge gehen uns aber deutlich zu langsam. Wenn man sich ansieht, was unter der neuen Koalition in Kärnten alles vereinbart wurde: Es ist viel angekündigt worden, aber vieles ist nicht einmal angegangen worden.
Welche Möglichkeiten haben Sie als WK-Präsident?
Wir sind eingebunden über die Sozialpartnerschaft. Und wir leben es ja auch vor. Persönlich: Wir stehen an einem Wendepunkt, weil sonst gibt es viele Unternehmen nicht mehr. Bei vielen Dingen sprechen wir nicht über Geld. Die Verschlankung der Verwaltung kostet nicht viel Geld.
Was braucht die Wirtschaft?
Wir brauchen eine Perspektive. Man nimmt nur unternehmerisches Risiko auf sich, wenn Struktur und Umfeld passen – wir brauchen einen Schwung. Was nicht passieren darf, ist, dass man zweckgewidmete Dinge einfach kürzen will, wie wir es jetzt im Tourismus haben. Wenn ein Unternehmer dort einzahlt, kann man damit nicht etwas anderes quersubventionieren.
Es geht Ihnen stark um die Stimmung im Land?
Das ist ein Teil der Geschichte. Es gibt hard Facts auch. Wir müssen Behördenwege verkürzen. Wir diskutieren über Windräder, die in der Steiermark gebaut, bei uns aber verhindert werden. Knapp 200 Millionen Euro liegen fertig zu investieren da.
Sie sind unzufrieden mit der Landesregierung?
Dass sich die Sprache verändert hat, gefällt mir gut. Aber brauchen wieder einen Zug zum Tor. Wir dürfen eines nicht vergessen: Obwohl die Unternehmer nur fünf Prozent der Bevölkerung ausmachen – wenn diese fünf Prozent nicht funktionieren, funktioniert gar nichts.
Der Export ist Ihnen wichtig?
Man vergisst, wie stark unsere Exportwirtschaft ist. Trotz schwierigen Umfelds werden wir wieder knapp eine Milliarde Exportüberschuss haben. Und: Die Exportwirtschaft im Gesamten bedeutet 70.000 Arbeitsplätze. Zwei Prozent weniger Export heißt weniger Arbeitsplätze.
Werden Sie klare Worte finden, wie Ihr Vorgänger auch?
Durchaus, weil es nichts bringt, die Dinge zu beschönigen. Als Unternehmer wird man nach Zahlen beurteilt. Wenn hinten ein Minus steht, wird daraus kein Plus, nur weil ich nett bin.
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