„2011 steigen die Reallöhne!“

Bernhard Felderer: „Menschen können wieder leichter den Job wechseln, um mehr zu verdienen“ | Foto: www.pressefotos.at
  • Bernhard Felderer: „Menschen können wieder leichter den Job wechseln, um mehr zu verdienen“
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Der Wirtschaftsmotor läuft wieder an. Die Forscher des IHS-Instituts erhöhen die Wachstumsprognosen für nächstes Jahr auf zwei Prozent. Bernhard Felderer sagt im WOCHE-Interview, was das für die Kärntner bedeutet.

WOCHE: Welche Risiken gibt es derzeit noch für das Wirtschaftswachstum?
Bernhard Felderer: Das Wirtschaftswachstum in China hat sich abgeschwächt. Wir wissen noch nicht, was das bedeutet. Auch in den USA ist die Wirtschaft zuletzt schwächer gewachsen und seit drei Monaten steigt dort die Arbeitslosigkeit wieder. Es gibt Anzeichen, dass das Wachstum eine Atempause macht, eine zweite Rezension wird es aber wohl nicht geben.

Also kein Grund zur Sorge?
Wir sind noch nicht dort, dass die Dynamik in der Wirtschaft selbsttragend ist. Aber diese Wirtschaftskrise war eng verbunden mit der Finanzkrise. Die Geschichte hat gezeigt, dass Erholungen aus solchen Krisen immer länger gedauert haben. Im nächsten Jahr sehen wir vom IHS ein Wachstum von zwei Prozent.

Welche Branche ist der größte Nachzügler?
Die Baubranche wird heuer noch einmal schrumpfen. Nach den sieben Prozent vom letzten Jahr kommen heuer noch mal drei Prozent Rückgang dazu - zehn Prozent Rückgang bis Ende des Jahres sind nicht gerade wenig. Nächstes Jahr sehen wir ein winziges Plus in der Bauwirtschaft.

Die Industrie hat die Krise bereits hinter sich?
Die Investitionsgüterindustrie ist dank der steigenden Exporte wieder fest im Rennen. Auch Chip-Hersteller und Forschung – was für Villach wichtig ist – haben sich erholt. Mit 0,5 Prozent im Jahr 2010 wächst der Tourismus zwar weniger als die Industrie, er hat aber die Krise gut überstanden.

Sind die Arbeitsplätze nun auch wieder sicherer?
Die Beschäftigung liegt nur mehr um zirka 10.000 Arbeitsplätze unter dem Höchstwert des Jahres 2008. Nächstes Jahr wird die Beschäftigung sogar um 0,8 Prozent steigen - das ist eigentlich sensationell. Die Nachfrage nach Arbeitskräften steigt, wir kommen aber schnell wieder in die Situation, in der wir 2007 und 2008 waren: Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften kann das Wachstum wieder begrenzen.

Bedeutet die Entwicklung auch mehr Geld in der Tasche für den Einzelnen?
Die vielen Unternehmen stellen wieder ein. Das bedeutet für den Einzelnen, dass er wieder mehr Chancen hat, den Arbeitsplatz zu wechseln und dorthin zu gehen, wo er mehr verdient. Allerdings wird das Sparpaket auch den normalen Arbeitnehmer etwas kosten. Ein Teil der 3,5 Milliarden Euro wird über Steuern hereinkommen – aber sicher nicht mehr als 40 Prozent des gesamten Konsolidierungsbeitrages.

Wann werden die Einkommen wieder steigen?
2011 werden die verfügbaren Einkommen wieder steigen. Heuer steigen die Bruttolöhne pro Beschäftigten nominell um 1,1 Prozent; nächstes Jahr um zwei Prozent. In Verbindung mit der Inflation bedeutet dies, dass die Reallöhne heuer leicht sinken und nächstes Jahr bei einer Inflation von 1,8 Prozent leicht steigen werden.

Braucht die Wirtschaft noch Impulse aus der Politik?
Das kann ich nicht empfehlen. ÖBB und Asfinag sind die größten Auftraggeber der öffentlichen Hand - wir sollen ja nicht bauen, was wir nach der Krise wieder niederreißen. Projekte müssen gut geplant sein. Außerdem hatte Österreich eines der größten Pakete gegen die Krise, und vieles läuft ja noch.

Also soll jetzt mit dem Sparen begonnen werden …
Das hat oberste Priorität. Griechenland, Irland, Portugal und Spanien haben uns ja vorgeführt, was passieren kann. Auch wir haben es bereits erlebt, als man österreichischen Banken Verluste in den Ostländern prophezeit hat: Es genügt heute, ein Gerücht glaubwürdig zu platzieren und schon steigen die Zinsen für die Schulden. Österreich muss für die Finanzierung der Staatsschuld deutlich höhere Zinsen zahlen als Deutschland – und dieser Abstand zu Deutschland hat sich noch vergrößert. Das heißt: Wir sollten gleich gut oder besser als Deutschland an der Budgetsanierung arbeiten.

Welche Maßnahmen für Einsparungen empfehlen Sie?
Ein paar Beispiele: Die Förderungen sind zu hoch. Wir liegen damit an der Spitze im internationalen Vergleich. Das würde ich auch den Kärntnern in das Stammbuch schreiben: Nicht jeder Sport- oder Gesangsverein muss gefördert werden. Die Struktur der Krankenhäuser muss reformiert werden – Bund und Länder gemeinsam. Also nicht nur innerhalb eines Bundeslandes, sondern auch über die Bundeslandgrenzen hinaus. Man muss sich vor Augen führen, dass wir heuer 7,9 Milliarden Euro an Zinsen für die Staatsschuld ausgeben; das Bildungsbudget betrug zuletzt 7,3 Milliarden Euro. Und wir sollten uns vor Augen führen, dass 90 Prozent der Schuldscheine von ausländischen Inhabern gehalten werden – die Zinszahlungen gehen also ins Ausland.

Interview von: Gerd Leitner

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