Nur vernetzte Bildung schafft Zukunftsbasis
Zukunftsdialog zur Situation der Bildung. Top-Experten sehen Handlungsbedarf.
Beim Zukunftsdialog – initiiert von der WOCHE und dem Institut für Zukunftskompetenzen (IFZ) – beleuchteten Kärntner Experten die Situation und die Zukunft der Bildung in Österreich. Uni-Rektor Heinrich C. Mayr, Uni-Professor Reinhard Heinisch, Coach Monika Kanatschnig, Martin Zandonella vom Managementclub, WK-Spartengeschäftsführer Georg Lamp und FH-Geschäftsführer Siegfried Spanz diskutierten im „rem“.
Steht Bildung vor dem Crash?
„Droht dem Bildungsstandort Österreich ein Crash?“, fragte Moderator Martin Maitz zu Beginn. „Wenn ein junger Mensch nicht einmal drei Positionen zusammenrechnen kann, dann ist das ein Crash“, kennt Lamp die Situation im Lehrlingsbereich. Mayr dazu: „Die Schulen sind zu Lernapparaturen verkommen. Es wird viel Wissen vermittelt, es gibt aber keine Vernetzung.“
Kanatschnig ist überzeugt, dass junge Menschen mehr Unterstützung brauchen. „Es fehlt vielen an emotionaler und sozialer Kompetenz“, sagt sie. Dass das gesamte System auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren muss, fordert Zandonella. Mayr: „Kinder haben durch die Medien neue Herausforderungen.“ Viele seien mit der Informationsflut überfordert. Kanatschnig: „Der Kindergarten muss in das Bildungssystem integriert werden.“ Heinisch plädiert für einen ganzheitlichen Ansatz. „Es sollte den einzelnen Gliedern im System aber mehr Unabhängigkeit gegeben werden.“
Lehre oder Universität?
„In der Lehre gibt es eine negative Auslese“, schildert Zandonella das Problem der Ausbilder. Lamp dazu: „Wer kann, geht weiter zur Schule und auf die Universität.“
Spanz zur Situation an den Hochschulen: „Wir haben viele Menschen im System, aber nur wenige tröpfeln heraus.“ Mayr: „Junge Menschen parken an der Uni, viele Studierende sind prüfungsinaktiv.“ Diese Menschen fehlen in anderen Sparten. Spanz: „Wir sind froh, dass wir Studiengebühren haben.“ Auch Zugangskriterien müsse man schaffen.
Einig ist man sich: Spezialisierung sollte im späteren Jugendalter stattfinden. Und: Berufsorientierung in der Schule wird immer wichtiger.
Zur Sache: zehn Thesen zur Zukunft der Bildung
1) Der Kindergarten muss in das Bildungssystem integriert werden. Konzept und Lehrplan sind erforderlich.
2) Die Ausbildung von Lehrern und Lehrherren muss auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren.
3) Der Status der Lehre muss gehoben werden, um negative Auslese zu stoppen.
4) Nicht nur Wissen soll in Schulen vermittelt werden, auch dessen Vernetzung.
5) Analyse von Stärken und Schwächen und auch Berufsorientierung in der neunten Schulstufe.
6) Spezialisierung auf ein Fachgebiet erst im späteren Jugendalter einfordern.
7) Leistungsklassen sind auch in der Berufsschule wichtig.
8) Größere Unabhängigkeit für die einzelnen Einrichtungen ist notwendig.
9) Bildung in Blöcken – produktive Phasen wechseln sich mit Lernphasen ab.
10) Bildungsangebote als Dienstleistung.
Autor: Gerd Leitner
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