Schön geformtes Holz für tolle Hütten
Tücken liegen im Detail: Verschneide ich mich bei den Einzelteilen, sieht’s am Ende nicht wie ein Balkon aus.
Ein klares Ziel verfolge ich bei meinem Besuch in der Firma Leeb in Gnesau: Vom Balkon-Bauen möchte ich zehn Finger wieder mit nach Hause nehmen; und keinen Einzigen davon im geeisten Plastiksackerl. Folgende Vermutung liegt nahe: Mein kategorisch eingehaltener Sicherheitsabstand zu allen Gerätschaften, die im Nu Finger abtrennen können, macht mich zu keiner großen Hilfe in Sägewerken und Holzproduktionen.
Juniorchef Markus Leeb fasst sich dennoch ein Herz und lässt mich in seiner Balkon-Produktion – 130 Mitarbeiter fertigen individuell konfektionierte Stücke aus Holz oder Alu für ganz Europa – Hand anlegen.
Ich mache mich also mit aller gebotenen Vorsicht auf in die Folterkammer. Produktionsmitarbeiter Eric Zwischenberger hat ein Auge auf mich und erklärt mir den Werdegang der Holzbalkone. An der ersten Station geht es ziemlich ruhig und ungefährlich zu: Zur Trocknung lungern die Baumstämme zwei Jahre auf dem Hof herum. Danach kommen bereits geschnittene Bretter für eine Woche in die Holzsauna. Hat der Werkstoff eine Feuchtigkeit von maximal zwölf Prozent erreicht, geht’s ans Eingemachte.
Nach dem maschinellen Zuschnitt in die benötigten Dimensionen wirft Sven Egger die „kleine“ Säge an. Nach Schablonen verziert man damit die Hölzer für den Bretterbalkon – und das sieht ganz einfach aus: In handlichen Bündeln von sechs Stück zieht Sven die Latten in einem Schwung entlang der händisch markierten Linien durchs Sägeblatt. 150 Stück vollendet er in einer Stunde.
Nach meinem ersten Versuch bin ich mir sicher: Das Output schaffe ich am Tag nicht. In scharfkantigen Zickzacklinien verunstalte ich die geschwungene Schablone und habe eine bewusstseinserweiternde Erkenntnis: Was weggeschnitten ist, bleibt auf ewig verloren. Also lasse ich lieber großzügig Überschuss auf dem Brettl; Sven wird’s an der Schleifmaschine schon richten …
Sind alle Einzelteile vorbereitet, wird der Balkon zur Probe aufgebaut und falls nötig angepasst. Am Tisch fixiert Alfred Stampfer zuerst die Randbretter und danach in ausgemessenen Abständen die Sprossen. Ich nehme ihm den Bohrer aus der Hand und treibe frohen Mutes die Schraube ins Holz. Alfred hält mir die Sprosse. Sicher ist sicher, schließlich will man den Balkon nicht als Gitterzaun anpreisen müssen.
Steht der Balkon in voller Pracht in der Halle, wird er auch schon wieder auseinandergenommen, in tranportable Teile von maximal vier Metern. Diese Fertigelemente kommen nun zur Imprägnierung in die Röhre. Im Vakuum wird das Schutzmittel gegen Schädlingsbefall in die Poren gepresst.
Was dem Balkon jetzt noch fehlt, ist eine modische Farbe. Dafür werden die Elemente auf Haken gehängt und auf an der Decke hängenden Schienen durch einen Tunnel gezogen. In drei Schichten bekommt das Holz eine erfrischende Lackdusche verpasst, bevor das gute Stück an seinen Bestimmungsort verfrachtet und endgültig aufgebaut wird.
Gerd Leitner
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