,,Wir werden in Österreich zu wenig gefordert!”
Aich/Dob-Volleyballer Peter Wohlfahrtstätter (25) bemängelt die großteils schwache Konkurrenz in der Bundesliga, spricht über Nachwuchs-Probleme und die Champions League.
CLAUDIO TREVISAN
AICH. Peter Wohlfahrtstätter ist Österreichs einziger Volleyballer im Aufgebot des SK Aich/Dob. Der 25-jährige Mittelblocker des Nationalteams spricht über die Champions League, die schwache heimische Bundesliga und nennt Gründe für die Legionärsflut in den Top-Teams ...
Das Abenteuer Champions League hat Aich/Dob auf dem guten dritten Gruppenplatz beendet. Zufrieden?
PETER WOHLFAHRTSTÄTTER: Teilweise. Auf der einen Seite haben wir das ausgegebene Ziel erreicht. Aber wir wissen: es wäre mehr drin gewesen. Gegen Kazan gab's kein Rezept, aber vor allem in den Heimspielen gegen Friedrichshafen und Olympiakos Piräus haben wir uns selbst geschlagen. Wenn Coach Luka Slabe früher zu uns gestoßen wäre, wäre das wohl nicht passiert ...
Sie sprechen den Trainerwechsel im Dezember an.
Mit Slabe ist ein Ruck durch das Team gegangen. Ich würde behaupten, er ist der beste Trainer, den ich je hatte. Dieser Meinung sind sehr viele.
Was macht er anders?
Er pflegt ein amerikanisches System, spricht sehr viel mit den Spielern, ist ein absoluter Taktik-Fachmann. Ich habe in den vergangenen zwei Monaten so viel gelernt, wie noch nie.
Jetzt gibt's drei Wochen Pause, bevor es mit einer abgespeckten Version des MEVZA-Finalturniers sowie der Bundesliga weitergeht. Wie groß ist der Unterschied zur Champions League?
Riesig. In der MEVZA-Liga nicht so, aber in unserer Liga schon. Da sind wir mit Hypo Tirol auf Augenhöhe — und das wars. Vom Rest werden wir zu wenig gefordert. Wenn wir gegen VBK Klagenfurt knapp 3:2 siegen, dann nur, weil wir nicht so konzentriert sein müssen. Würden wir hier immer unter Druck stehen, wären wir in der Königsklasse auch besser.
Daher wird's wohl auch wieder ein Zweikampf mit Hypo Tirol um den Meistertitel.
Da muss schon Gravierendes passieren, wenn nicht. Die Chancen im Finale stehen 50:50. Was den Innsbruckern zu Gute kommen könnte: der etwas breitere Kader.
Auffällig: in den heimischen Top-Teams spielen fast ausschließlich Legionäre. Bei Aich sind Sie der einzige Österreicher ...
Da muss ich relativieren: in Aich sind wegen der geographischen Nähe auch Slowenen Einheimische. Aber es stimmt. Manager Micheu versucht, Österreicher zu holen, aber es mangelt u.a. an Qualität.
Die Gründe?
Da sollte man an der Basis arbeiten. Ich war bei Show-Trainings, bei denen Turnlehrer nicht einmal ein Volleyball-Netz spannen konnten. Im Turn-Unterricht wird ein Ball reingeworfen und Fußball gespielt. Ist ja nichts Schlechtes, aber einen Ball fangen kann keiner. Da ist Slowenien weiter, dort wird beispielsweise viel mehr für den Volleyball-Nachwuchs getan.
Ihr Vertrag mit Aich läuft im Sommer aus. Ihre Zukunft?
Es hängt davon ab, ob wir den Titel holen und wo wir international vertreten sind. Aber ich fühle mich wohl hier.
ZUR PERSON: Peter Wohlfahrtstätter
Geboren: 10. März 1989 in Hopfgarten im Brixental.
Beruf: Volleyballer.
Position: Mittelblocker.
Größe: 2,04 m.
Vereine: Brixtenal, hotvolleys Wien, Antwerpen, SK Posojilnica Aich/Dob. Aktueller ÖVV-Nationalspieler.
Spitzname: Wohlfi (Trikot-Name).
Hobbys: Golf, Musik (Gitarre), kochen.
Motto: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Familienstand: vergeben.
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