Buchempfehlung: "Viva Verdi, ein biografischer Opernführer"

- Buchtitelbild, es zeigt Verdi 1886 im Alter von 73 Jahren, ein Ausschnitt aus einem Gemälde von Giovanni Boldini
- Foto: Verlag Amalthea Signum Wien
- hochgeladen von Peter Krackowizer
(kra) "Viva Verdi! - Verdi soll leben!", mit diesem Ruf drückten die Italiener ihre Freude über die Musik Verdis aus und ihren Unmut über die österreichischen Besatzer, seinerzeit, im 19. Jahrhundert: die Buchstaben "Verdi" standen für "Vittorio Emanuele Re d'Ialia" - "Viva Verdi" hieß also auch "es lebe Viktor Emanuel, König von Italien"! Zwar war jede politische Äußerung unter den Habsburgern in Italien strengstens verboten, aber ein Gruß an einen Opernkomponisten konnten sie ja wohl doch nicht verbieten!
„Va, pensiero, sull’ali dorate“
2013 feiert Italien den 200. Geburtstag von Guiseppe Fortunato Francesco Verdi. Dr. Georg Titscher, Facharzt und Psychotherapeut beschäftigt sich schon lange mit dem Musiktheater und schreibt analytische Interpretationen von Opern.
Was bedeutet das für den Leser dieses Buches? Titscher beschreibt 28 Opern von Verdi spannend und informativ. Zunächst gibt er die „technischen“ Daten jeder Oper: deren deutschen Namen, wer das Libretto schrieb und in welcher Originalsprache, wann und wo die Uraufführung stattfand, Ort und Zeit der Handlung sowie die Personen und SängerInnen der Uraufführung. Dann beschreibt er den Inhalt in gut verständlicher Art. Nach diesem Kapitel wird es bei jeder Oper interessant: Titscher geht der Entstehungsgeschichte nach und gibt einen meist mehrseitigen Kommentar zur Opern. In beide Kapitel fließt viel aus dem Leben von Verdi ein, wie Zitate von Briefen von ihm und anderes. Der Leser kann so besser verstehen, weshalb Verdi diese Oper komponierte und in welchem geschichtlich-sozialem Umfeld sie entstand Als letztes Kapitel einer jeder Oper folgt eine Interpretation und Analyse aus dem Blickwinkel eines Psychotherapeuten.
Beim Lesen stößt man immer wieder auf Bemerkenswertes. So erzählt Titscher beispielsweise bei „Nabucco“, wie Verdi auf seltsame Weise beim Lesen des Manuskripts des Verses „Va, pensiero, sull’ali dorate“ (Zieh, Gedanke, auf goldenen Flügeln) gefesselt wurde. Titscher zitiert dabei aus Verdis persönliche Erinnerungen. „Nabucco“ brachte Verdi den Durchbruch als Opernkomponist.
Analytische Interpretationen der Opern
In seinen Interpretationen der Opern erkennt Titscher immer wieder grundlegenden Konflikte: Vater – Sohn, die Zerrissenheit zwischen der Liebe zur Mutter und Sohnesliebe (z. B. in „Troubadour“). Bei „Macbeth“ meint Titscher, es sei „ein fantastischer Stoff mit Hexen, Geistern und übernatürlichen Erscheinungen … aber vor allem eine Tragödie der Abgründe der menschlichen Seele, ein Psychogramm pathologischer Persönlichkeiten…“. In „I due Foscari“ (die beiden Foscari), Vater (Doge von Venedig) – Sohn-Beziehung ist das Hauptthema der Gewissenskonflikt des Dogen, der zwischen der Vaterliebe und seiner Pflicht als Doge aufgerieben wird.
Es führe hier jetzt zu weit, alles anzumerken, was an interessanter Information sich in diesem Buch verbirgt. 287 Seiten für 28 Opern ergeben schließlich im Schnitt zehn Seiten je Oper. Auf weiteren rund 60 Seiten liest man biografische Daten von Verdi (linke Spalte) und was sonst noch so, musikalisch, zeitgleich geschah (rechte Spalte). Beispiel: Im Jahr 1832 als Verdi vom Konservatorium in Mailand abgelehnt wird, stirbt Goethe. Diese biografischen Daten umfassen immerhin elf Seiten. Dann folgt ein umfangreiches Literaturverzeichnis (neun Seiten), gefolgt von einem Personenverzeichnis (13 Seiten) und schließlich eine Diskografie (14 Seiten wer welche CD oder DVD herausgebracht hat von den verschiedenen Opern). Ganz am Ende des Buches ein mehrseitiges Namens- und Sachregister.
Mich beeindruckt dieses Buch
Zusammen mit etlichen historischen Bildern ist dieses Buch eine fundierte Biografie des wohl populärsten italienischen Komponisten. Sie gibt auch seelische Einblicke in das nicht einfache Leben des Künstlers (z. B. starben binnen zwei Jahre seine beide Kinder und seine erste Frau – Verdi war gerade erst 27 Jahre alt). Mich beeindruckt dieses Buch.
Information
Viva Verdi, ein biografischer Opernführer
Georg Titscher
erschienen 2012 im Amalthea Signum Verlag Wien
ISBN 978-3-85002-801-1
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