Rebeller, Opfer, Siedler - Die Vertreibung der Salzburger Protestanten

Foto: Verlag Anton Pustet Salzburg

(kra) Mit dem Emigrationserlass vom 31. Oktober 1731 begann der leidvolle Exodus von rund 20.000 Salzburgern, die zum evangelischen Glauben konvertiert waren. Mit unglaublicher Argumentation (sie planen den Sturz des Fürsterzbischofs und schmieden Waffen in den Wäldern) und unvorstellbarer Brutalität (Folterung, Vertreibung vom Feld weg im Hemd wie sie dort angetroffen wurden und das Anfang Winter, Trennung von Ehepartnern und Kindern u. a.) griff Fürsterzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian gegen die „Teufeln“, die Andersglaubenden, durch. Katholische Pfarrer entlang des Weges bespuckten die Auswanderer, bayerische Orte verweigerten den Durchreisenden Wasser und Essen, verlangte überhöhte Nächtigungssteuern u. a.

Grausame Katholiken, hoffende Protestanten und ergreifende Zeitdokumente

Weil Kriegsgerüchte im Land Salzburg auftauchen, werden die Wachen verstärkt. Bauernhöfe werden nach Lutherischen Büchern durchsucht. Niemand der katholischen Bevölkerung bezweifelt, dass die „lutherischen Höllenhunde“ den Untergang des Salzburger Staates vorbereiten. Evangelische Mütter versuchen verzweifelt, ihre Kinder mitnehmen zu können, die der Fürsterzbischof ihnen wegnahm, um sie „im rechten Glauben“ erziehen zu lassen. Bauern müssen ihre Höfe verlassen ohne dafür eine Entschädigung zu erhalten. Sie sind Rebellen in den Augen des Fürsterzbischofs und müssen aus dem Land, schnell. Fürsten, Könige aus ganz Europa protestieren, der Kaiser in Wien will es sich nicht mit dem Fürsterzbischof vertun und schweigt.

Die Tagebücher des Johann Martin Boltzius

Der Autor schildert an Hand von zeitgenössischen Dokumenten einerseits die mühevolle Wanderung aus dem Salzburger Erzstift nach Ostpreußen, wo ihnen König Friedrich Wilhelm I. eine neue Heimat angeboten hatte. Andererseits berichtet der Autor, gestützt auf die Tagebücher des Johann Martin Boltzius, der als evangelischer Seelsorger die Salzburger nach Amerika begleitete, vom schwierigen, fast aussichtslosen Aufbau der Salzburger Kolonie Eben-Ezer in Georgia. Die englische Krone hatte die Ausreise der Salzburger nach Georgia ermöglicht.

Es ist kein Buch, das auslegt oder interpretiert, sondern aufgrund von Tatsachenberichten die Vertreibung und Neubeginn der Salzburger Protestanten schildert. Die Informationen stammen aus den Tagebüchern Boltzius, der diese regelmäßig nach Deutschland an Samuel Urlsperger in Augsburg schickte. Urlperger war in England Hofprediger gewesen und hatte großen Einfluss in London und sammelte unermüdlich Geld für die Salzburger in Amerika.

Ein sehr harter Neubeginn in Eben-Ezer

Der Leser erlebt die Verzweiflung der Siedler in Eben-Ezer, wenn wieder die Ernte durch Sturm oder Hochwasser verdorben, die kleinen Kuhherden durch Wölfe oder Bären dezimiert wurden und durch das ungute Klima ein Salzburger nach dem anderen stirbt. Sie überlebten nur durch vom Gouverneur zugeteilte Essensrationen und ihrem eisernen Willen, dem Urwald fruchtbaren Boden abzugewinnen. Der Stil des Buches wechselt zwischen sachlich beschriebene Fakten und Begebenheiten und Originalausschnitten aus den Tagebüchern von Boltzius. Letztere sind mitunter etwas mühsam zu lesen, da Schreibweise und Ausdrucksweise im 18. Jahrhundert von heutigen manchmal sehr voneinander abweichen.

Das Buch schildert ungeschönt das wahrscheinlich dunkelste Kapitel in der Salzburger Geschichte, in der Geschichte der katholischen Kirche in unserem Land. Es ist kein Buch, das man sofort in einem Zug liest. Ich habe immer nur ein oder zwei Kapitel gelesen und erst Tage später wieder weitergelesen. Auf jeden Fall ist es ein aussagekräftiges und erschütterndes Buch mit vielen Details.

Info

Rebeller, Opfer, Siedler
Die Vertreibung der Salzburger Protestanten
Christoph Lindenmeyer
2015 erschienen im Verlag Anton Pustet Salzburg
ISBN 978-3-7025-0786-2

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