Odysse einer Gitarre
Die brühmte Wandergitarre von Stille-Nacht-Komponist Franz Xaver Gruber gehörte eigentlich dem Textautor Josef Mohr.
OBERNDORF (lin). Genau genommen ist sie ein ganz gewöhnliches Gebrachs-Instrument. Solche "Klampfn" hat es viele gegeben. Aber auf unserer hier wurde das wohl berühmteste Lied der Menschheitsgeschichte erstmals begleitet. Vom Hilfspriester Josef Mohr. Und dann ist sie auch noch um die halbe Welt gereist und in Amerika von Museum zu Museum gereicht. Fast wie das Lied selbst. Und das ich noch nicht alles, warum die Geschichte dieser 08/15-Gitarre aus der Werkstatt eines unbekannten Instrumentenbauers ungewöhnlich ist.
Die Wahrheit zurecht gebogen
Die "Stille-Nacht-Gitarre" gehörte nicht dem Komponisten, sondern dem Textdichter. Viele Autoren bezeichneten Franz Xaver Gruber bis heute als den Eigentümer. Im Glasfenster der Oberndorfer Stille-Nacht-Kapelle ist Gruber als Gitarrist verewigt. Auch Enkel Felix Gruber sprach gerne von der „Gitarre seines Großvaters“, obwohl er es besser wusste - ein Komponist mit Gitarre, das passte einfach besser ins Bild. Also wurde es geglaubt.
"Schlaginstrument" bei Rauferei
In Wahrheit behielt Mohr die Gitarre Zeit seines Lebens. Nach seinem Tod in Wagrain im Dezember 1848 wurde sein Nachlass versteigert. Sie gehörte erste einem Lehrer, dann einem Wirt aus Kuchl, wo sie bei einer Wirtshausrauferei als Schlaginstrumente benutzt wurde. Das Museum ion Salzburg wollte sie dann nicht mehr, und blieb sie ewig iun der Gaststube hängen. Schließlich landete sie bei einer Sängerin. Freunde hatten sie ihr zur Hochzeit gewschenkt. Der Bräutigam hieß Felix Gruber, der Enkel des Komponisten. So schließt sich der Kreis.
Im 20. Jahrhundert begann der Hype um die falsche Komponisten-Gitarre. Auf ihrer letzten Amerika-Reise wurde die Ahorn-Klampfn des Textdichters bereits mit 1.000.000 Millionen Dollar versichert und lockte 2.000.000 Besucher in die Museen. 2015 hat der Hallstädter Gitarrenbauer Michael Höflmayr relativ geschichtsträchtige Barockgitarre nachgebaut. Heute hängen beide im Halleiner Keltenmuseum. Details dazu von Anna Holzner unter www.stillenacht.at.
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