Neandertaler lebten in Engerwitzdorf
Vom Neandertaler zum Ötzi:
Neandertaler lebten in Engerwitzdorf
Der Raum Engerwitzdorf ist ganz altes Siedlungsgebiet. Das bestätigt die wissenschaftliche Aufarbeitung der Steinesammlung Meiche durch den Wissenschaftler Alexander Binsteiner.
"Es war eine große Überraschung, hier Geräte, die eindeutig vom Neandertaler stammen, zu finden", zeigt sich Binsteiner von den Ergebnissen seiner Auswertung begeistert. Denn die ältesten Funde sind 40.000 bis 50.000 Jahre alt und belegen damit erstmals eindeutig, dass Neandertaler in der Region um Engerwitzdorf gelebt haben. Die geringe Siedlungsdichte dieser Frühmenschen macht den Nachweis recht schwierig.
Bis der Wissenschaftler zu dieser sensationellen Erkenntnis kam, war viel mühevolle Arbeit notwendig. Denn die Sammlung Meiche umfasst rund 15.000 Einzelstücke, verpackt in 90 Kisten. Alles musste gesichtet und zugeordnet werden, um die besonderen Stücke zu finden. "Für die wissenschaftliche Aufarbeitung ist besonders günstig, dass Meiche nicht nur fertige Werkzeuge sondern auch Präparationsabfall gesammelt hat", sagt Binsteiner. Daraus kann man die Technik zur Herstellung von Geräten, Werkzeugen und Waffen ableiten und weiß damit auch, wie die Menschen damals arbeiteten.
Die Keramikfunde der Meiche-Sammlung erzählen auch noch eine andere und neue wissenschaftliche Erkenntnis: Gegen Ende der Jungsteinzeit gab es eine große Einwanderungswelle aus dem bayerischen Raum. Viele Tonscherben aus der Chamer Kultur belegen das. Sie zeigen genau die Brenn- und Verzierungstechniken der Chamer, die Sande zur Magerung des Tones stammen aber aus der Region Engerwitzdorf. Die Tongefäße wurden also hier hergestellt.
Jeder Stein hat spezifische Eigenheiten und damit lässt sich jedes Steinwerkzeug einem bestimmten Steinbruch zuordnen. Damit weiß man, dass die Frühmenschen in Engerwitzdorf schon intensiven Handel mit zum Teil weit entfernten Regionen betrieben. Die Donau diente dabei als wichtige Verkehrsstraße. Rund 20 Prozent des Feuersteinbedarfes wurden aus Steinbrüchen in Bayern importiert. Dort haben sich damals schon richtige Industrien entwickelt.
Es gab aber auch eigene Industrien hier in der Region. Aus Serpentiniten wurden geschliffene und sehr qualitätsvolle Steinbeile gefertigt. Im Gegensatz zum Feuerstein kann man diese Werkzeuge nachschleifen und sie dadurch länger verwenden.
Die Aufarbeitung der Meiche-Steinesammlung hat viele für die Region und die Wissenschaft neue Erkenntnisse gebracht. Sie beweist die Besiedelung der Region schon durch die Neandertaler und intensive Handelsbeziehungen vor allem mit dem bayerischen Raum aber auch bis hinunter nach Südtirol und das Trentino. Die Erkenntnisse werden nun in einem Sonderheft zusammengefasst. Eine attraktive Ausstellung der interessantesten Fundstücke wird überlegt.
Fotos:
Alexander Binsteiner mit ausgewählten Fundstücken
Handspitze war Universalgerät, konnte schneiden, schaben ...
Feuersteindolch aus der Ötzi-Ära- ob Messer oder Waffe - beides ist möglich
Klingen, Pfeilspitzen, Sicheleinsätze, Bohrer, Kratzer -Hobeleinsätze, Einsatzklingen ...
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