Pflegeskandal
Tobender Bursch in Heim gefesselt
Zwei Behindertenbetreuer, eine Frau und ein Mann, sollen einen 17-jährigen Autisten gefesselt haben. Die beiden wurden fristlos Entlassen. Der Fall wird aufgeklärt.
BAUMGARTEN (top). Zwei Betreuer der Lebenshilfe Baumgarten an der March wurden jetzt fristlos entlassen. Sie sollen einen 17-jährigen Klienten mit Autismus gefesselt haben.
Der junge Mann soll laut Zeugenaussagen aggressiv und gewalttätig geworden sein. Die Betreuer hätten ihn dann mit einer Damenstrumpfhose an den Händen gefesselt. Die Präsidentin der Lebenshilfe Niederösterreich, Friederike Pospischil, bestätigte den Vorfall. "Die Regionalleitung in Baumgarten hat sofort reagiert und die beiden Mitarbeiter, einen Mann und eine Frau, fristlos entlassen", betont sie.
Bis zu eineinhalb Minuten lang gefesselt
„Mein Informationsstand ist, dass es an diesem Tag Ende März zu dieser Fesselung mit einer Damenstrumpfhose für etwa eine oder eineinhalb Minuten gekommen ist. Der Mann wurde dann in einen Raum gebracht, wo er mit einem Betreuer allein sein konnte und sich dort beruhigen konnte. Wir bedauern diesen Vorfall sehr“, sagt Pospischil.
Alle Mitarbeiter der Behindertenbetreuung durchlaufen laut Pospischil ein Deeskalationstraining. Die beiden Beschuldigten dürften ein solches Training erst vor kurzem absolviert haben. Umso verwunderlicher ist es dann, dass die zwei Betreuer so regiert haben. Nach dem Vorfall schaltete die Mutter des Burschen nach Angaben der Lebenshilfe die Polizei ein.
Der junge Mann dürfte erst wenige Wochen unter Betreuung gestanden sein. Andere Aussagen berichten sogar davon, dass er gefesselt durch einen Raum geschleift und mit eiskaltem Wasser übergossen wurde. Diese Vorwürfe wies Pospischil jedoch zurück.
In der Behinderteneinrichtung der Lebenshilfe Niederösterreich in Baumgarten an der March werden etwa 50 behinderte Menschen betreut. Landesweit gibt es 80 derartige Einrichtungen der Lebenshilfe. Insgesamt sind hier 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
Einzelfall oder weitere Vorfälle?
Nach den Vorfällen in Baumgarten hat nun die Polizei die Ermittlungen aufgenommen, um abzuklären, ob es weitere ähnliche Fälle gegeben hat. Für die beschuldigten Pfleger gilt die Unschuldsvermutung.
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