Internationaler Frauentag
"Alltagssexismus passiert täglich"

Frauen in technischen bzw. sogenannten "männerdominierten" Berufen werden von außen oft als weniger fachkompetent wahrgenommen als ihre männlichen Kollegen.  | Foto: stockadobe/Frank Gärtner
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  • Frauen in technischen bzw. sogenannten "männerdominierten" Berufen werden von außen oft als weniger fachkompetent wahrgenommen als ihre männlichen Kollegen.
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Der Internationale Frauentag am 8. März will dazu ermutigen, sich für Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen.

GAILTAL. Seit 1911 wird mit diesem Tag weltweit auf Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam gemacht. Karoline Krainer-Jarnig, AMS-Abteilungsleiterin des Service für Unternehmen und stellvertretende Regionalstellenleiterin im Bezirk, spricht über die Situation der Frauen am Arbeitsmarkt.

Stolpersteine

Krainer-Jarnig: „Die Herausforderungen für Frauen bzw. Wiedereinsteigerinnen bestehen hauptsächlich darin eine gute Vernetzung zwischen dem Familienverband und der Kinderbetreuung zu finden, um eine adäquate Arbeit aufzunehmen." Das gelingt vielen Frauen nicht und so haben sie am Arbeitsmarkt das Nachsehen. „Da es nach der Karenzzeit aufgrund z.B. gewünschter Teilzeitbeschäftigung oftmals nicht möglich ist, eine gleichwertige Arbeit bei derselben Firma aufzunehmen, nehmen viele Frauen auch Tätigkeiten an, welche nicht ihrem Ausbildungsstandard entsprechen. Genauso ergeht es hochqualifizierten Frauen, welche aufgrund der Familiengründung aus den Bundesländern wieder in die Heimat zurückkehren. Hier zeigt sich einmal mehr, wie wichtig die Themen Gleichstellung und Chancengleichheit von Frauen am Arbeitsmarkt auch im Jahr 2024 sind." sagt Krainer-Jarnig. Die Angebote des AMS die Eingliederung am Arbeitsmarkt zu erleichtern bzw. zu ermöglichen umfassen z.B. das „Unternehmergründerprogramm“, Ausbildungen über das „Fachkräftestipendium“, Pflegestipendium, Bildungskarenz nach Mutterschaftskarenz und viele weitere Qualifizierungsmaßnahmen. „Nach individueller Prüfung ist es auch möglich Kinderbetreuungsbeihilfe oder Kombilohnbeihilfe zu beantragen um die Arbeitsaufnahme zu erleichtern", informiert die stellvertretende AMS-Regionalstellenleiterin. Angesprochen werden vor allem die „Stillen Reserven“. Mögliche Wiedereinsteigerinnen, welche nicht beim AMS angemeldet sind, jedoch wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen möchten.

Eine Frage der Kultur

Ines Ganner, Gründerin und CEO des Start-up-Unternehmens NeedNect Solutions GmbH im Lesachtal, hat Erfahrungen mit Ungleichbehandlung gemacht. „Wir agieren mit NeedNect Solutions auch international. In manchen Kulturen ist die Rolle der Frau im Business noch nicht ganz angekommen bzw. etabliert. Da kann es schon einmal passieren, dass ich nicht ernst genommen werde. Erst im Dezember ist es mir passiert, dass man mich für die Assistentin für einen meiner Mitgründer gehalten hat. So etwas kläre ich dann immer gleich auf. Ich versuche es mit Humor zu nehmen und mit Charme aufzulösen. Bei direkten Frontalangriffen konnte ich bereits feststellen, dass das Gegenüber schnell blockt und dann auch konstruktiv nicht mehr viel Spielraum bleibt. Auch das bringt nicht viel, für mich ist es immer ein Balanceakt zwischen Für-mich-Einsetzen und Diplomatisch-sein."

Image: Frauen und Technik

Auch von nationalen Institutionen hat Ganner schon öfter eine ungleiche Behandlung erlebt. „Als ich das erste Mal NeedNect Solutions einer Tourismusinstitution vorgestellt hatte, wurde ich vom Management gefragt, warum dieses Projekt scheitern werde und eine Person mich darauf hinwies, dass Frauen und Technik nicht ganz so optimal in Kombination seien. Das war ganz zu Beginn unserer Reise und ein echter Tiefschlag. Damals war ich mir dieser Ungleichbehandlung nicht so bewusst, erst unser Mentor wies mich darauf hin, dass diese Fragen nur Frauen gestellt bekommen, männliche Kollegen werden ganz anders behandelt." Ganners Meinung nach ist es sehr wichtig, „solche Erlebnisse nicht zu verschweigen. Dieser Alltagssexismus passiert tagtäglich in unterschiedlichen Kontexten, und wenn wir wirklich eine Gleichbehandlung erreichen wollen, müssen wir Frauen konsequent darauf hinweisen, dass etwas nicht stimmt. Oder dass bestimmte Verhaltensweisen nicht in Ordnung sind. Selbstverständlich werden wir dabei auf Gegenwind stoßen- das wird immer so sein, wenn jemand den Status-Quo challengt und hinterfragt."

Gold-Tipp

Ganners Gold-Tipp für alle Power-Frauen, die sich selbst verwirklichen wollen, egal in welcher Domäne: „Nicht schüchtern, bescheiden und lieb sein, damit wird das unerwünschte Image von uns Frauen nur untermauert." Frau darf gerne für ihre Berufswahl, ihre Kompetenzen und ihr Know-How einstehen und selbstbewusst dazu stehen! Und wenn Frau einmal ungleich behandelt wird, ist mein Tipp: Durchatmen. Nicht explodieren. Und konstruktiv versuchen, auf die Thematik einzugehen oder dem Gegenüber auf charmante Weise aufzuzeigen, dass eine bestimmte Aussage/Annahme/Verhalten nicht ok sind und auch warum. Nur wenn das Gegenüber das warum versteht, kann ein bestimmtes Verhalten optimiert werden."

Zur Sache: AMS Statistik
Im Jänner 2024 waren 13 arbeitslose Wiedereinsteigerinnen beim AMS Hermagor vorgemerkt. Davon besuchen 3 Personen eine Qualifizierungsmaßnahme. Im Jahresdurchschnitt 2023 waren 15 Wiedereinsteigerinnen beim AMS Hermagor arbeitslos gemeldet. Die Frauenarbeitslosigkeit im Bezirk Hermagor war im Jahr 2023 mit 44% niedriger als die Arbeitslosigkeit der Männer. Für die Unternehmen ist es wichtig alle offenen Stellen dem AMS zu melden, genauso die Vormerkung aller Wiedereinsteiger_innen, da nur unter diesen Voraussetzungen eine mögliche Eingliederungsbeihilfe geprüft werden kann. Im Nachhinein ist keine Förderung mehr möglich.

Weitere Informationen zum Wiedereinstieg bzw. zum Programm "Frauen in Handwerk und Technik" (FiT) sind zu finden unter: https://www.ams.at/wiedereinstieg https://www.ams.at/fit
Bei offenen Fragen können Sie sich gerne beim AMS Hermagor, Service für Unternehmen, Karoline Krainer-Jarnig unter 05 09 04 202 400 oder bei Carolin Brandtner-Pipp - Jobservice 05 09 04 202 301 melden.

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