Gailtal
Ein Kunstprojekt strömt für den ausgetrockneten Mühlbach
Das geheime Wahrzeichen der Stadt sprudelt seit Jahren nicht mehr. Eine Kunstaktion für den Mühlbach will nun für Furore sorgen und Veränderungen herbeiführen.
HERMAGOR. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler wollen den seit Jahren versiegten Mühlbach in Hermagor wieder zum Sprudeln bringen. Eine künstlerische Intervention soll nun auf innovative wie sozialkritische Weise dort ansetzen, wo politischen Debatten und Gespräche versagen: in ihrem Vermögen, unmittelbare und schonungslose Kritik zu üben. Eröffnet wird am 25. Juni mit einer Vernissage, die mit Wucht und Tiefsinn all das beinhaltet, was sich in den letzten Jahren in den Köpfen aufgestaut hat.
Direkte Konfrontation durch Kunst
Wenn das bloße Wort versagt, kommt die Sprache der Kunst ins Spiel. Die seit 2016 laufende Bürgerinitiative „Rettet den Mühlbach in Hermagor“ biss lange Zeit auf Granit, wenn es um Erhalt des traditionsreichen Naturgutes rund um dem Schützenpark geht. Anlass für zahlreiche Kunstschaffende, sich der Aktion anzuschließen und mittels künstlerischer Interventionen ihr Glück zu versuchen. Zuvorderst geht es um die Errettung des Mühlbaches, die Kunst soll für ihn zum Akteur mutieren. Nicht zuletzt wollen die Beteiligten mit dem Mittel künstlerischer Installationen Aufsehen erregen, provozieren und für ein Thema sensibilisieren, deren Sichtbarkeit für die Öffentlichkeit viel zu verdeckt blieb. „Wir möchten der Bevölkerung diese Lage bewusst machen, was am besten mit Kunst geht. Mit ihr soll vermehrte Aufmerksamkeit auf den derzeitigen, untragbaren Zustand gelenkt werden“, erklärt Inge Lasser, die neben Engelbert Obernosterer und Herbert Unterberger die federführende Organisation der Kunstaktion "Pro Mühlbach" übernahm. Schließlich ist sie überzeugt davon, dass künstlerisches Schaffen gesellschaftliche Fragen auf seine eigene Weise problematisieren und Lösungen anbieten kann. In diesem Sinne wurden Kunstschaffende dazu aufgerufen, Installationen für den Mühlbach zu kreieren. Im Zentrum steht der Aufruf zu einem sorgsamen und wertschätzenden Umgang mit unseren Naherholungsgebieten. Wobei künstlerische Interventionen vor Ort die Problematik greifbar machen sollen, um zu einem Umdenken über unser kostbarstes Gut zu veranlassen.
Öffentliche Präsentation
Am 25. Juni um 18 Uhr lädt das Organisatorenteam zu einer Vernissage im Hermagorer Schützenpark, wo die Ergebnisse öffentlich ausgestellt werden. „Sinn und Zweck dieser Aktion ist ein durch verschiedene Ausdrucksmittel der Kunst manifestierter Appell, den Mühlbach in Hermagor, der inzwischen trocken ist, wieder zum Fließen zu bringen“, fasst die organisatorische Leitung kurz zusammen. Im Zuge der Vernissage wird eine ganze Freiluftgalerie präsentiert, die bis 23. Juli als temporäre Kunstintervention bestehen bleibt. Zu betonen gilt dabei, dass die Kunstaktion parallel zur Online-Aktion „Botschaften für den Mühlbach“ läuft. Um die Verbindung zwischen den beiden Aktionen deutlich zu machen, werden die digitalen Beiträge begleitend zur realen Intervention vor Ort als Slideshow gezeigt. Künstlerbotschaften vor Ort wie auch online demonstrieren dabei die Wichtigkeit eines solchen Gewässers für den Menschen. Neben Gedichten, Musikstücken und Erzählungen wird es eine Vielzahl an öffentlichen Installationen geben, die auf das Schicksal des ausgetrockneten Kleinodes verweisen.
Gemeinschaftliche Intervention
Das Projekt kann sich schon jetzt sehen lassen, schließlich konnten über hundert Personen dazu ermutigt werden, sich am dualen Kunstprojekt zu beteiligen. Unter ihnen finden sich Künstlerpersönlichkeiten wie Gudrun Kargl, Anita Wiegele und Herta Hofer wie auch eine Schülergruppe der HLW Hermagor, die allesamt auf ihre individuelle Weise ein Zeichen für die Wiederbelebung des Kleinods setzen. „Wir wollen nicht gegen, sondern für etwas kämpfen“, betont die Initiatorin Lasser. Die ausgestellten Objekte sollen dabei eine große Spannweite eröffnen und unterschiedliche Emotionen von Wut über Trauer bis hin zur Hoffnung vermitteln. Die kritische Bezugnahme zum Ist-Zustand verbindet alle Werke miteinander. Dabei haben die künstlerischen Initiativen vor allem eines gemeinsam: Die Gedanken dahinter sprudeln allesamt für den Mühlbach. Wenn das Wasser im Bachbett letztlich wieder so hervorquellen würde wie die künstlerischen Ideen für deren Errettung, wäre das Ziel zweifelsohne erreicht.
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