Hochspannung vor Entscheidung zur 220 kV-Stromleitung

8Bilder

Im Raum Kötschach laufen derzeit zwei Genehmigungsverfahren für grenzüberschreitende Stromleitungen nach Italien. Während es für die 22 km lange 132 kV-Erdkabel-Variante der AAE-Line Verona (Klauss) von Mauthen nach Paluzza im Zuge des Verfahrens niemals irgendwelche Widerstände gab, sondern bereits positive Bescheide vorliegen (die WOCHE hat bereits Ende Mai darüber berichtet), gehen rund um das Verfahren für die 220 kV-Freileitung seit Jahren die Wogen hoch. Dass unser Nachbar Italien seit jeher ein bedeutender Strom-Importeur ist und auch in Zukunft bleiben wird, darf als allgemein bekannt angenommen werden. Vor diesem Hintergrund ist es also nicht verwunderlich, dass die Alpe Adria Energia SpA mit Sitz in Udine im April 2010 eine 41 km lange Verbindungs-Leitung zwischen Weidenburg und Somplago am Lago di Cavazzo beim Amt der Kärntner Landesregierung beantragt hat, um damit potenziellen Industrie-Kunden in Friaul einen besseren (oder billigeren) Zugang zum europäischen Strom-Binnenmarkt zu ermöglichen. Der österreichische Abschnitt beträgt ca 7km. In Weidenburg – an der bestehenden 220 kV-Leitung – soll in diesem Zusammenhang eine neue Schalt-Station errichtet werden, von der aus die neue „Strom-Autobahn“ abzweigt, und durch den Kronhof-Graben weiter über die Karnischen Alpen führt. Die Grenz-Überschreitung soll etwa 300m westlich des Kronhof Törls erfolgen. Inzwischen ist das Projekt im Zuge der UVP in Wien gelandet – dort wird schlussendlich auch entschieden.

Marathon-Verhandlung
Kürzlich tagte das Bundesverwaltungsgericht unter Vorsitz von Richter Christian Baumgartner zur Anhörung und zur besseren Entscheidungsfindung vor Ort in der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen. Die UVP-Verhandlung für diese von der Bevölkerung im Gailtal und Alto But Tal abgelehnte 220 kV Freileitung über das heute noch unberührte Tal des Bischofsgraben hinauf zum Primostörl endete nach 15 Stunden Dauer um Mitternacht mit ungewissem Ausgang. Ein stundenlanges Wortgefecht galt den ökologischen und geologischen Aspekten, in welchen sich die Sachverständigen und die Alpe Adria Energia aus Udine gegenüberstanden. Als dann von den Projektwerbern die Absicht ein öffentliches Interesse für diese Leitung zu deklarieren kund getan wurde, gingen die Wogen hoch. Mit Erhalt des öffentlichen Interesses wären schagartig auch Enteignungen von Grundstücks-Trassen möglich.

Verunsicherung
Sachverständige des Amtes der Ktn.Landesregierung äußerten auf breiter Front ihre Ablehnung. Von seiten des Alpenvereines und des Landschaftbildverständigen wurde die Frage eingeworfen, wieviele solcher grenzüberschreitender Stromleitungen überhaupt benötigt werden. Die Gutachter konnten keine klare Antwort auf die Frage, wieviel Ausgleichstrom Italien in Zukunft benötigen wird und warum man nicht bestehende Leitungen verstärkt und solche Projekte die mit Erdkabel oder in unmittelbarer Gegend von schon bestehenden Paßstraßen vorzieht, bevor man in ein unberührtes Naturtal eingreift. Da die Energiewende, von Energieexperten geplant, derzeit große Prognosefehler zeigt, ist man verunsichert, und so wurde während der Verhandlung der Ruf immer lauter, vorerst die Erhebungen viel genauer durchzuführen, bevor weiterreichende Entscheidungen getroffen werden.

Kämpferisch
Völlig unbeeindruckt von den spürbaren Widerständen gegen die 220 kV-Freileitung zeigten sich die Projekt-Interessenten, vertreten durch Michael Mendel von der Wiener Kanzlei ONZ: „Unsere Mandantin, die das Projekt 220-kV-Leitung Würmlach-Somplago verfolgt, hat meines Erachtens mit den vorgelegten Expertisen und den in der Verhandlung präsentierten Daten nachgewiesen, dass diese Infrastruktur umweltverträglich ist und dass an ihrer Umsetzung ein massives öffentliches Interesse besteht. Letzteres wird auch durch die EU-Verordnung Nr. 347/2013, die den prioritären Charakter der Leitung für Europa zum Ausdruck bringt, bestätigt und durch die Gutachten der TU Graz und der E-Control untermauert.
Das Bundesverwaltungsgericht wird nun die bisherigen Verfahrensergebnisse zu bewerten und dann über die weitere Vorgangsweise im Verfahren zu entscheiden haben. Wir können dem nicht vorgreifen. Das BVwG wird die weiteren Schritte mit Sicherheit allen Verfahrensparteien, d.h. insbesondere auch der Bürgerinitiative, bekannt geben. Wenn es eine weitere Verhandlung gibt, wird diese wieder öffentlich sein. Das Procedere wird also in jedem Fall völlig transparent sein.“

Erdkabel im Gebirge
Michael Mendel argumentiert weiter: „Es gibt eine Reihe von ökologischen und technischen Gründen, die gegen ein 220 kV-Erdkabel sprechen, dies vor allem im Gebirge. Bei einer Freileitung erfolgen nur an den Maststandorten punktuelle Eingriffe in die Vegetation. Im Bereich der dazwischen liegenden Spannfelder muss nur darauf geachtet werden, dass Bäume nicht zu hoch wachsen. Es können aber durchaus wertvolle Biotope erhalten werden oder mitunter sogar neu entstehen. Bei einem Erdkabel wird hingegen auf der gesamten Länge der Trasse ganz massiv in den Lebensraum Boden eingegriffen. Für die Verlegung des Kabels sind sehr umfangreiche Grabungs- und Bauarbeiten erforderlich. Auf der Trasse darf es dann überhaupt keinen Bewuchs geben. Außerdem müssen ungefähr alle 500 bis 700 m sogenannte Muffenbauwerke errichtet werden.

Aus technischer Sicht ist die Verfügbarkeit der Leitung der entscheidende Aspekt. Die im Vergleich zu Freileitungen wesentlich längeren Ausfallszeiten im Fall von Schäden, die bei Erdkabeln immer wieder vorkommen, wären bei einer hochrangigen internationalen Leitung, die die Übertragungsnetze zweier Staaten verbinden soll, einfach nicht akzeptabel. Ausserdem haben wir die konkreten naturschutzfachlichen Argumente, die gegen das Projekt vorgebracht wurden, unseres Erachtens entkräftet. Zum Beispiel wurde minutiös nachgewiesen, dass der Kronhofgraben kein „potentielles Natura-2000-Gebiet“ darstellt. Und von „großflächigen Lebensraumverlusten“ kann überhaupt keine Rede sein. Was das Gericht selbst betrifft, habe ich den Eindruck, dass dieses seit seiner Einrichtung im Jänner 2014 mit Hochdruck an dem Akt arbeitet.“

Widerstand
Die Tatsache, dass gegebenenfalls bei Genehmigung und Realisierung dieses Projektes entscheidende und einschneidende Veränderungen am Landschaftsbild des Berg- und Almen-Paradieses Karnische Alpen eintreten, zog von Anfang an auffallend weite Kreise und trieb nicht nur zahlreiche Natur- und Umweltschutz-Organisationen, sondern offensichtlich auch die Mehrheit der Obergailtaler Bevölkerung, auf die Barrikaden. Überdurchschnittliches Medien-Echo und permanent stärker werdende Stimmen gegen dieses Projekt machten sich immer deutlicher bemerkbar.

Bürgerinitiative
Hannes Guggenberger von der BI „Pro Gailtal“ sieht die Ausgangsbasis für die 220 kV-Freileitung denkbar schlecht: „Das Projekt verstösst ganz klar gegen die Alpenkonvention. Demnach müssen für Strom-Leitungen bestehende alpenquerende Routen geprüft und gebündelt werden, bevor ein Neubau genehmigt wird!“

Geologie
Hans Peter Schönlaub, internation anerkannter Geologe und profunder Kenner des Plöckengebietes warnt: „Die Projektwerberin hat mein Statement zur starken Rutsch-Gefährdung des äusseren Teiles des Kronhofgrabens extrem verharmlost. Aber ich kenne den Kronhofgraben schon seit beinahe 50 Jahren!“

Gemeinderat
Bürgermeister Walter Hartlieb stellt fest: „Die Marktgemeinde Kötschach-Mauthen hat bereits im Jahre 2010 eine negative Stellungnahme zu diesem Vorhaben gefasst, und diese am 13.Juni d.J. durch den Gemeindevorstand nochmals manifestiert.“

Erdkabel AAE Klauss:
Die als Erdkabel bereits bewilligte Plöckenpaßleitung der ähnlich namentlich lautenden Alpen Adria Energyline Spa von Paluzza bis Mauthen wurde hingegen als ausgereiftes und ökologischen Leitungsprojekt bezeichnet, welches rasch umgesetzt werden soll. Dieses Projekt wartet derzeit nur mehr auf die Bewilligung für die Anknüpfung an die Verbundleitung 220 kV in Mauthen. Das auf österr. Seite von Ing. Wilfried Klauss vertretene Erdkabelprojekt bindet auch die beiden regionalen Strombetriebe ein und hätte immerhin eine Transportkapazität von 20 % der Kärntner Stromererzeugung..

Fazit
Einmal mehr erleben die Menschen rund um das Plöcken-Massiv eine historische Entwicklung, die es mit Bedacht und Klugheit zu kanalisieren gilt. Die Volks-Meinung steht klar auf „Sturm“. Für „Spannung“ ist jedenfalls gesorgt.

Anzeige
Die Gesundheitspfleger Alena Hall und Julian Pirker l(i)eben ihren Beruf. | Foto: carry.on.photo

In Kärnten
Sie stehen für schnelle Lösungen in der häuslichen Pflege

Die Nummer Eins in der Pflegenotversorgung Kärnten: Alena Hall und Julian Pirker bieten akute Hauskrankenpflege und Übergangsversorgung im Eigenheim an. KLAGENFURT, KÄRNTEN. Alena Hall und Julian Pirker erhielten im Jahr 2018 ihr Diplom in der Gesundheits-Krankenpflege. Beiden haben im Akutbereich gearbeitet, wobei Julian Pirker nach wie vor im Akutbereich tätig ist. Anfang des Jahres 2024 haben sie die Gesundheitspfleger gegründet. Dabei handelt es sich um eine Organisation, die sich auf...

Anzeige
Mitspielen und "Fleurie Lounge Set 4-teilig" gewinnen! | Foto: Hagebau Mössler
1

Woche Quiz
Hagebau Mössler Wertgutscheine gewinnen. Jetzt mitspielen!

Jetzt mitmachen und gewinnen: Wir verlosen im Mai wöchentlich € 50,00 Wertgutscheine von Hagebau Mössler in Villach Landskron und am Monatsende unter allen Teilnehmern als Hauptpreis ein „Garden Impressions Outdoor“ Gartenmöbel-Set. "Hier hilft man sich", so das Motto des Unternehmens. Hagebau Mössler in Villach Landskron ist DER serviceorientierte Baumarkt für die Bereiche Heimwerken und Wohnen. Hier finden Heimwerker und Profis Top-Angebote von Bodenbelägen und Türen sowie Werkzeuge,...

Anzeige
Beim VFI Center werden Entscheidungen gemeinsam auf Augenhöhe getroffen. | Foto: Henry Welisch Photography
3

Den Unterschied erleben
Das VFI Center macht Sie zukunftsfit

Sicher. Finanzierbar. Ertragreich. Das VFI Center verbindet jahrelange Erfahrung mit einer kundenorientierten Herangehensweise. VILLACH, SPITTAL, KLAGENFURT. Beim VFI Center profitieren Sie nicht nur von erstklassigen Versicherungs-, Finanzierungs- und Investitionslösungen, sondern auch von einem Partner, der sich wirklich für Ihre Interessen einsetzt.  Mit gutem BauchgefühlIhr Partner, wenn’s ums Finanzielle geht. "Bei uns im VFI Center stehen Ihre finanziellen Bedürfnisse und Ziele im...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.