Gailtal
Kaleda: Sie folgen dem Stern
Eine besondere Form des Sternsingens ist im Unteren Gailtal die Kaleda.
GAILTAL. Im Unteren Gailtal wird um den Feiertag der „Heiligen Drei Könige“ in vielen Orten der alte Brauch des Sternsingens als „Kaleda“ zelebriert – eine spezielle Form des Dreikönigssingens. Sie variiert von Dorf zu Dorf. Historiker Peter Wiesflecker gibt Einblick in den christlichen Brauch mit archaischen Elementen.
Die Grundelemente
Der Begriff der Begriff der „Kaleda“ wird überwiegend mit dem Besuch der Heiligen Drei Könige und ihres unterschiedlichen Gefolges am 5. Jänner verbunden. Bei der „Kaleda“ handelt es sich laut Wiesflecker um einen in den Weihnachtsfeiertagen, speziell am Vorabend des Dreikönigstages, abendlichen oder nächtlichen Gang in einer Gemeinschaft, der mit Gesang und/oder Musik verbunden ist. Bei der Kaleda in ihrer - sozusagen klassischen Form - im Unteren Gailtal waren ursprünglich mehrere, zumeist drei – nach Lebensalter getrennte – Gruppen unterwegs: Kinder, Jugendliche und erwachsene Männer. An der Grundstruktur der jeweiligen Gruppe und ihren Akteuren hat sich bis heute nichts Wesentliches geändert informiert Wiesflecker: „Drei von ihnen stellen die Könige dar. Diese Könige tragen entweder lange weiße Hemden oder weiße Umhänge, um den Hals das klassische farbige Seidentuch, das zur Gailtaler Kirchtagstracht gehört.“
Facettenreiches Erscheinungsbild
Heute ist ihr Erscheinungsbild vielfältiger. Die Könige in St. Georgen im Gailtal etwa tragen bunte Gewänder. „Ein Charakteristikum sind die hohen, zylinderartigen „Kronen“. Diese sind zumeist verziert, haben Ornamente oder die Initialen der Könige eingestanzt“, weiß der Historiker zu berichten. Das Aussehen der Kronen variiert von Ort zu Ort. „Die durch die Ornamente freien Flächen können innen mit Seidenpapier verziert sein. Ist in der Krone eine brennende Kerze oder eine Lampe angebracht, so spiegeln sich die Ornamente im Schein. Die Ausstattung der Könige komplettieren zumeist die Säbel“, so Wiesflecker.
Zu den morgenländischen Majestäten und den Sängern gesellen sich weitere Gestalten, etwa die sogenannte Šmarjeta (Heilige Margarete) „Sie fungiert als Sternträger und ist an und für sich eine weibliche Figur. Als solche trägt sie vielerorts die Untergailtaler Frauentracht. Sie wird jedoch stets von einem Mann dargestellt“, erklärt der Historiker und hält fest: „Mit Blick auf die bei der Dreikönigs-Kaleda auftretenden Šmarjeta können wir festhalten, dass diese eine Spielart der Percht darstellt, wenngleich sie ihr tierisch-dämonisches Äußeres mit der Untergailtaler Frauentracht getauscht hat.“ Die Dreikönigsdarsteller hatten und haben stets Sänger in ihrer Begleitung. Gibt es keinen eigenen Sternträger führen die Könige die Gruppe an. Die Choreographie der „Kaleda“ variiert hinsichtlich Beteiligung am Gesang, Schrittfolgen, Kreuzen der Säbel etc. von Ort zu Ort. Mancherorts betreten nur die Könige und der Sternträger das Haus, in anderen auch die Sänger.
Traditionelles Liedgut
Die Lieder, die bei der „Kaleda“ zu Gehör gebracht werden, besitzen eine lange Tradition. „Das etwa in Vorderberg gesungene Lied 'Sen so prišle krale trija' wurde schon 1607 vom Franziskaner Gregorio da Sommaripa im Kloster Štivan (bei Duino) aufgezeichnet und in seinem italienisch-slowenischen Wörterbuch veröffentlicht. Dieses Lied ist ein gutes Beispiel für den Kulturtransfer in unserem Raum, der auch die Tätigkeit der Untergailtaler als Säumer und Händler zwischen Oberitalien, Friaul, dem Küstenland und dem salzburgisch-bayrischen Raum widerspiegelt“, erläutert der Experte für Geschichte.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.