Hochzeit
So war`s damals Brauch
Im Gailtal gibt es viele verschiedene Bräuche rund um die Hochzeit, die meist von Ort zu Ort variieren.
Der Historiker Peter Wiesflecker hat die volkskundlichen Überlieferungen rund ums Heiraten im Buch „A Jahr – Brauchtumslieder aus Feistritz Gail und Umgebung“ festgehalten. Es gewährt auch einen Einblick in das Hochzeitsbrauchtum, wie es im Gailtal an der Wende vom 18. ins 19. Jahrhundert abgehalten wurde. Die Bräuche und Rituale gehen großteils auf die Aufzeichnungen des kaiserlichen Beamten, den Chronisten Franz Werner zurück. Er gilt als einer der ersten, der den Verlauf einer Gailtaler Hochzeit und deren Brauchtum festgehalten hat. Wir stellen einige Bräuche aus dem Buch vor, die der Allgemeinheit wenig bekannt sein dürften. Die von Franz Mörtl gesammelten Brauchtumslieder aus Feistritz ergänzen die volkskundlichen Beiträge im Buch und sind lebendige Zeugen dieser Zeit.
Hochzeitsladen
Ein typischer Brauch zur damaliger Zeit war das Hochzeitsladen. Es diente dazu, um Verwandte und Freunde früh genug über das bevorstehende Ereignis zu informieren und einzuladen. Nach der älteren Überlieferung erledigte der Bräutigam diese Aufgabe in Begleitung des Brautführers, „der wohl als der mendirar zu verstehen ist, zu Pferd und mit einem Säbel umgürtet“, ist gemäß Wiesflecker dokumentiert. Die Braut wird von der Kranzeljungfrau begleitet. Beide tragen kurze blaue Röcke, die ausschließlich zu dieser Feierlichkeit getragen werden. Auch Niko Kriegl (1905–1988) schilderte detailliert seine Erinnerungen an die einstigen Hochzeitsbräuche im Gailtal. Er überliefert jedoch, dass die Hochzeitseinladungen nie persönlich, sondern von einem Hochzeitslader vorgenommen worden sind. Dieser erschien zu Fuß oder zu Pferd, bekleidet mit einem Mantel (burmes) und einem Hirtenstock, auf dem ein Blumensträußchen befestigt war. Nach jeder Einladung ist dem Hochzeitslader ein Laib Brot gereicht worden, von dem er ein Scherzl abschnitt und mitnahm.
Abschied von den Eltern
Ein besonders berührender Moment war jener, wenn sich die Braut im Hause ihrer Eltern von Mutter und Vater verabschiedete. Das Hochzeitslied „Ki to vas prosim ljuba mati“ – gesetzt von Franz Mörtl - wird beim Abschied der Braut von den Eltern gesungen. Sie bittet, dass man sie nicht zu weit „na Rute“ – auf den Berg – hinauf verheiraten möge, denn wenn zu Hause im Tal schon die Kirschen reif sind, liegt oben noch der Schnee auf den Dächern. Sinnbildlich ist damit gemeint, dass die Braut hofft, dass die Eltern sie „gut verheiraten“.
Abwehrzauber
Ein besonderes Ritual vollzog sich nach der Trauung und ist so überliefert: Der Bräutigam zieht seinen Säbel und macht mit diesem drei Kreuze in das Haustor. Dann wird von der alten Hausfrau oder einem anderen geachteten Mütterchen im Ort der Braut eine lebende Henne übergeben, die sie dann schlupfend aus der Hand in das Haus lässt. Aus anderen Berichten geht hervor, dass die lebende Henne über den Kopf der Braut ins Hausinnere geworfen wurde. Das Ritual ist als Abwehrzauber gegen böse Geister zu verstehen. Das Huhn sollte die bösen Geister auf sich ziehen, gleichzeitig ist es ein Fruchtbarkeitssymbol, das reichen Kindersegen bringen soll. Der neuen Hausfrau wurden laut Überlieferung nun Weihwasser, Brot und Salz gereicht. Am Brotlaib lag meist ein Schlüsselbund, der den Übergang der Schlüsselgewalt an die neue Herrin des Hauses anzeigen sollte.
„Die Ehe hat auf den Gailthaler einen beruhigenden Einfluss, denn Burschen, die im ledigen Stande sehr locker gelebt, bessern sich, wenn sie in den Ehestand treten. Heute mag dieser Satz des Chronisten Franz Werner etwas altbacken klingen; bei näherer Betrachtung steckt vielleicht doch ein Fünkchen Wahrheit drin.
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