Walther Schaumann, Initiator der Friedenswege
Walther Schaumann - Wegbereiter einer Institution für die Region

Walther Schaumann begründete den Verein der „Dolomitenfreunde" | Foto: Dolomitenfreunde
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  • Walther Schaumann begründete den Verein der „Dolomitenfreunde"
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Walther Schaumann war Österreichischer Offizier, Bergsteiger, Militärhistoriker, Autor, Initiator der Friedenswege. 

KÖTSCHACH-MAUTHEN. Professor Walther Schaumann war der Initiator der Friedenswege, Begründer des Vereins Dolomitenfreunde und des Museums 1915-1918 im Rathaus in Kötschach-Mauthen. Am 2. September hätte er seinen 100sten Geburtstag gefeiert. Mit dem Freilichtmuseum am Kleinen Pal und dem Museum im Rathaus hat Schaumann eine nicht mehr wegzudenkende Institution für die Region Oberes Gailtal geschaffen.

Schlüsselerlebnis

Walther Schaumann wurde am 2. September 1923 in Wien geboren. Mit seinen Eltern war Schaumann in den Sommerferien an ehemaligen Kriegsschauplätzen unterwegs. 1933 besuchte die Familie auf diese Weise auch die Karnischen Alpen. Ein Schlüsselerlebnis für die spätere Idee der Friedenswege war damals der Besuch des höchstgelegenen Soldatenfriedhofs Hochgränten. Nach seiner schulischen Ausbildung im Theresianum Wien, die er im Jahre 1940 mit der Kriegsmatura abgeschlossen hat, wurde er zum Reichsarbeitsdienst einberufen. Schaumann meldete sich 1942 kriegsfreiwillig als Reserveoffiziersanwärter zur Deutschen Kriegsmarine. Das Einsatzgebiet erstreckte sich auf die gesamte französische Kanalküste bis nach Kirkenes. Anfang 1945 meldete sich Schaumann – nach schwerer Verwundung borddienstuntauglich – zur Marine-Infanterie mit Einsatzort Nogath-Brückenkopf. Ende des Krieges geriet er in englische Kriegsgefangenschaft, aus der er floh.

Heimkehr nach Wien

Nach seinem US-Entlassungsschein kehrte er als registrierter österreichischer Staatsbürger heim. Von den US-Behörden wurde er als "Unbedenklich betreffend NS-Vergangenheit" eingestuft. Nach seiner Heimkehr nach Wien arbeitete er als Schichtarbeiter in der Metallindustrie und wurde in den 1950er Jahren Beamter der Versicherungsanstalt der österreichischen Eisenbahner. 1960 rückte Schaumann als Fähnrich der Reserve beim Feldjägerbataillon 25 in der Lehndorfer-Kaserne in Klagenfurt zur Waffenübung ein. Mit der Übernahme als Vertragsbediensteter mit dem Dienstgrad Oberleutnant wurde Schaumann aufgrund seiner langjährigen dortigen alpinen Erfahrung zur Hochgebirgskompagnie Lienz in Osttirol als Alpinreferent am Karnischen Kamm eingesetzt. Dort bemerkte er, dass zwischen Obstansersee-Hütte und dem Hochweißsteinhaus Stützpunkte für Bergsteiger fehlten. Alle Biwaks wurden 1945 geplündert und zerstört. Durch diese Erkenntnis gelang es ihm viel später, eine Wiederbelebung der Strecke durch einen neuen Karnischen Höhenweg zu erreichen.

Interesse am Leben an der Kriegsfront

Ausgelöst durch das große Interesse der Soldaten an der Geschichte der Hochgebirgsfront 1915-1918 befasste Schaumann sich immer mehr mit diesem Thema. Dabei begnügte er sich nicht nur mit Archivstudium, sondern versuchte ehemalige Kriegsteilnehmer ausfindig zu machen um diese zu interviewen. Fast alle Kriegsteilnehmer, denen Schaumann begegnete, sprachen über die persönlichen Erlebnisse und schenkten ihm Dokumente, Karten und Fotos von ihrer Militärzeit. Einer von Ihnen tat dies mit den Worten: "Ich gebe es lieber Ihnen, Sie werden sicher etwas damit anfangen, meine Erben werfen all dies sowieso nur weg!"

Redaktionell tätig

Die nächste militärische Versetzung führte Schaumann an die Fliegerabwehrwaffentruppenschule FlaWTS im Fliegerhorst Langenlebarn. Ab 1. Jänner 1963 versetzte man ihm zum Militärkommando nach Wien. Dort übernahm er als Kompaniekommandant die Stabskompanie und den Pionierzug sowie die Aufgaben eines Adjutanten des Militärkommandanten von Wien. Schaumann verfasste mehrere Artikel in verschiedenen Fachzeitschriften, Alpinzeitungen, Militärzeitungen, forschte im Staatsarchiv, sammelte Dokument, Fotos und Bücher. An den Wochenenden zog es ihn mit seiner Familie immer wieder zu den Schauplätzen des Ersten Weltkrieges in die Karnischen und in die Dolomiten. Von 1965 bis 1972 folgten auch zahlreiche Vortragsreisen im In- und Ausland für zivile Vereine und Institutionen sowie an Gebirgskampfschulen in Mittenwald-Luttensee (Deutsche Bundeswehr), in Andermatt und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule/Zürich (Schweizer Armee), in Chamonix (Französische Armee), in Aosta (Italienische Armee), ferner bei den Armeen in Jugoslawien und Ungarn.

Erstes Buch veröffentlicht

Nebenbei widmete sich Schaumann auch dem Schreiben. Eines seiner großen Hobbies galt der Eisenbahn. Er verfasste 1971 sein erstes Buch unter dem Titel: "Die Bahnen zwischen Ortler und Piave 1915-1918", erschienen im Bohmann-Verlag/Wien. Sein nächstes Buch galt wieder dem Kriegsgeschehnissen an der Südwest-Front. Der "Führer zu den Schauplätzen des Dolomitenkrieges" erschien 1972 beim Verlag Ghedina in Cortina d'Ampezzo. Und immer wieder stellte sich Schaumann bei seinen Wanderungen auf alten Frontwegen die Frage: „Warum wird hier nichts gemacht?“ Die ehemaligen Kriegssteige wären doch interessante Wanderwege, wo man die Geschichte in der Natur erlebbar machen könnte. Schaumann erhielt immer wieder die gleichen Antworten von Bürgermeistern, Landespolitikern, Bergführern, dass dafür kein Geld da und das Thema uninteressant sei.

Projekt Kriegssteige 

Als er im Sommer 1972 bei einer Wanderung in der Fanesgruppe vor einer zerstörten Brücke stand, die den Weiterweg unmöglich machte, reifte in ihm die Idee: „Dann mache ich es halt alleine!“ Bereits im Herbst inserierte er in mehreren Alpinzeitungen und suchte Freiwillige, die sich unentgeltlich für Schwerstarbeit zu Verfügung stellen – nur für Unterkunft und Verpflegung – ehemalige Kriegssteige wieder herzurichten und instand zu setzen. Nach dem Aufruf meldeten sich viele Freiwillige. Im Sommer 1973 berichteten bereits italienische Zeitungen über diese Aktion. Und als ein italienischer Journalist fragte „Was machen Sie als österreichischer Berufsoffizier eigentlich in Südtirol?“ antwortete Frau Schaumann spontan „Wir bauen die Via della Pace – die Friedenswege“. Und damit war dieser heute bekannte Begriff geboren. Damit die Aktionen weitergeführt werden konnten, gründete Schaumann den Verein Dolomitenferunde.

Titel "Professor" verliehen

1974 wurde Walther Schaumann vom Bundespräsidenten für seine schriftstellerische Tätigkeit der Titel "Professor" verliehen. Insgesamt schrieb Schaumann 14 Bücher, davon 8 in italienischer Sprache. Für Verdienste um den Europäischen Gedanken im Alpinismus erhielt er den "Ordine del Cardo" und 1980 den Ludwig-Jedlicka-Gedächtnis-Preis. Von 1975 bis 1977 schlug Schaumann dem Hauptausschuss des ÖAV in Innsbruck eine Zusammenarbeit vor, um den Karnischen Höhenweg wieder durchgehend begehbar zu machen und fehlende Schutzhütten wieder zu errichten. Die Dolomitenfreunde erbauten als neue Stützpunkte entlang des Höhenweges die Standschützenhütte auf Filmoor, die neue Porze Hütte und das Biwak Mitterkar. So wie alles von den Dolomitenfreunden bisher Erbaute, wurden auch diese Hütten kostenlos den künftigen Erhaltern übergeben. Die Instandsetzung der beiden Frontklettersteige auf der West- und Südseite des Großen Kinigat – einst Königswand genannt – um die einst erbitterte Nahkämpfe entbrannt waren, vervollständigte das erste Österreich-Aktionsprogramm.

Freilichtmuseum am Monte Piano

In sechsjähriger Arbeit von 1978 bis 1982 entstand unter seiner Leitung ein Freilichtmuseum des Gebirgskrieges 1915-1917 am Monte Piano im Raum Drei Zinnen – Misurinasee. Im November 1982, anlässlich des 10jährigen Bestehens des Vereins Dolomitenfreunde konnte Schaumann bei der Jubiläumsausstellung im Barocksaal des Universitätsarchives den Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger begrüßen. Dieser beendete damals seine Rede mit den Worten: "Möge der Begriff 'Via della pace' bei allen Nationen und in allen Sprachen ein vertrautes Wort werden!" Nach zehn Jahren Aktionsdurchführung in den Provinzen Südtirol, Trentino und Belluno entschloss sich Schaumann nun in Österreich tätig zu werden. Die Wahl fiel auf den Plöckenpass – das einzige Gebiet im heutigen Österreich, in dem noch viele Objekte der Jahre 1915-1917 vorhanden sind.

Freilichtmuseum Plöckenpass errichtet

Die Grundeigentümer, die Familie Gressel-Plöckner, stellte dem Verein die Hausalm als Basislager zur Verfügung und gab ihr Einverständnis zur Errichtung des Freilichtmuseums auf ihrem Grund und Boden. Das Freilichtmuseum des Gebirgskrieges 1915- 1917 Plöcken umfasst heute mehrere Sektoren, die bei freiem Eintritt im Zuge von Wanderungen besichtigt werden können. Mit dem Gipfelraum auf dem Kleinen Pal mit über 70 begehbaren historischen Objekten ist es weltweit die größte museale Anlage des Gebirgskrieges. Parallel dazu wurde das Museum 1915 bis 1918 „Vom Ortler bis zur Adria“ im Rathaus in Kötschach errichtet. Es wurde im Jahre 1992 eröffnet und hat als Antikriegsmuseum zahlreiche Auszeichnungen erhalten: 1993 Österreichischer Museumspreis, 1994 Selected Candidate für Europapreis, 1996 Zuerkennung Kulturgüterschutz nach der Haager Konvention, 1998 Kärntner Museumsgütesiegel und 2012, 2017 und 2022 das Österreichische Museumsgütesiegel.

Letzte Ruhe am Soldatenfriedhof Mauthen

Schaumann, unter anderem Träger des Goldenen Ehrenabzeichen des Landes Kärnten, Ehrenringträger und Ehrenbürger der Marktgemeinde Kötschach-Mauthen, verstarb am Mittwoch, den 13. Oktober 2004 im Krankenhaus Laas. Am 19. Oktober 2004 wurde der Initiator der Friedenswege Professor Oberst i.R. Walther Schaumann mit allem militärischen Ehren am Friedhof Mauthen, neben dem Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges, beigesetzt. Am 2. September 2023 hätte er seinen 100sten Geburtstag gefeiert.

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