Wenn die Schulden über'n Kopf wachsen
GAILTAL (nic). Es ist der Alptraum vieler: Die Bank sperrt das Konto, Lastschriften werden nicht durchgeführt, Rechnungen und Mahnungen stapeln sich. Eine Handvoll Gailtaler ereilt dieses Schicksal pro Jahr und wer sich nicht selbst helfen kann, braucht professionelle Unterstützung.
Bernhard Maltschnig ist Leiter der Schuldnerberatung in Villach und berät jeden zweiten Donnerstag im Monat in den Räumen der Bezirkshauptmannschaft Hermagor. Termine kan man dort oder in Villach vereinbaren. Die Wartezeit für eine Erstberatung liegt bei etwa sechs Wochen.
Jurist Maltschnig und seine drei Kollegen wissen: "Die Menschen kommen oft nicht fünf Minuten vor, sondern eher fünf Minuten Nach Zwölf zu uns." Nach Sichtung der Unterlagen und Prüfung der Lebenssituation setzen Maßnahmen zum Schuldenabbau ein.
Wenn das Schuldenpaket sehr hoch ist, hilft oft nur der Weg in eine Privatinsolvenz," erklärt Schuldnerberater Maltschnig. "Für viele ist das die letzte Chance." In jedem Fall hilft die Beratungsstelle den Betroffenen auch beim Schreiben von Briefen oder bei Verhandlungen mit den Gläubigern, mit Firmen und Banken.
Ein großer Teil der überschuldeten Menschen, rund 42 Prozent, sind durch die plötzliche Arbeitslosigkeit in die Schuldenfalle getappt. Etwa 40 Prozent sind erwerbstätig, Voll- oder Teilzeit, und sind dennoch nicht mehr in der Lage ihre Verbindlichkeiten zu bezahlen. Etwa 20 Prozent geraten durch eine ehemalige Selbstständigkeit in finanzielle Schieflage.
Immer führt die kostenlose Beratung und die Erarbeitung eines Sparkonzepts zu einer akuten Verbesserung der Lebenssituation der Betroffenen. Rund 55 Prozent von ihnen sind zwischen 26 und 55 Jahren, 15 Prozent jünger als 26 Jahre. Mit 60 Prozent sind Männer in der Überzahl.
Bei den Ursachen spielt natürlich auch falsches Konsumverhalten eine wichtige Rolle. "Bei vielen stossen wir auf Verbindlichkeiten und Verträge mit mehreren oder allen Mobilfunkanbietern," sagt Bernhard Maltschnig. Und der 45-Jährige fügt inzu: "Wenn ein Vertrag vom Anbieter wegen fehlender Zahlungen gekündigt wird, folgt ein neuer Vertrag."
Privateinsolvenz
Von den mehr als 4000 Beratungen, die die Beratungsstelle in rund zwölf Jahren durchführte, endeten etwa 40 Prozent in einer Privatinsolvenz (dauert mindestens sieben Jahre). In den anderen Fällen konnten durch Vergleiche und straffe Zahlungspläne die Schulden abgebaut werden.
"Die beste Lösung ist allerdings, bei geringerem Einkommen ein eigenes Sparkonzept zu entwickeln, Haushaltsbuch zu führen und keine neuen Schulden zu machen," rät Bernhard Maltschnig.
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