33. Internationale Sommergespräche: Die Welt von Morgen - Europas Werte und unsere Zukunft

Glückliche Gesichter nach der Eröffnung. | Foto: privat
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  • Glückliche Gesichter nach der Eröffnung.
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REGION. Den Eröffnungsvortrag vor rund 200 Interessierten auf Schloss Weitra übernahm der Politologe Anton Pelinka, der ein positives Bild von Europa zeichnete: „Nichts ist erfolgreicher als die Demokratie. Europa ist auf einem guten Weg.“ Auch Landesrätin Barbara Schwarz, die die offizielle Eröffnung vornahm betonte die Großartigkeit und die Vorzüge des Projektes Europa. Im Rahmen der Eröffnung wurde auch der WALDVIERTEL AKADEMIE-Preis 2017 für Verdienste im und um das Waldviertel an den Gmünder Unternehmer Franz Graf übergeben. Der ehemalige Nationalratsabgeordnete Günther Stummvoll wies in seiner Laudatio auf die vielen Stationen und erfolgreichen Projekte des Baumeisters hin, der mit Standing Ovations gefeiert wurde.

Ulrike Guérot: „Alles hat einen Preis, aber Werte sind unbezahlbar!“

„Brauchen wir noch Werte – und wenn ja, welche?“ war der Titel der Diskussion am Freitagvormittag. Die Demokratieforscherin Ulrike Guérot polarisierte dabei teilweise, stellte aber auch klar: „Wo sie geboren sind, entscheiden sie ja nicht selbst. Wir müssen uns fragen, wie wir mit der ‚birth lottery’ umgehen?“ Auch Religionspädagoge meinte: „Ich würde den Werte Freiheit nicht ohne Sicherheit diskutieren.“ Ursula Sagmeister, die beim Österreichischen Integrationsfonds tätig ist, führte das Publikum dann in die Praxis und zeigte, wie Wertekurse aussehen und ablaufen.

Spannende Diskussionen konnten auch bei der Exkursion in den kubator nach Gmünd erlebt werden. Nach einer Betriebsvorstellung stand das Thema „Toleranz und Integration. Chance, Gefahr oder Verpflichtung?“ auf dem Programm. „Nur etwas 6 Prozent der weltweit 244 Millionen Migranten sind Flüchtlinge“, so Gudrun Biffl, Migrationsexpertin der Donau-Universität Krems. Neben den positiven Beispielen von Gerhard Fallent, Obmann des Vereins „Willkommen Mensch! In Groß Gerungs und Langschlag“ bestätigte dies auch Sozialexperte Bernd Marin: „Zuwanderung hat überwiegend positive Effekt – wir haben hier meist junge, risikobereite und aufstiegswillige Menschen.“

Den gelungenen Schlusspunkt des zweiten Sommergespräche-Tages setzte der Filmabend im Kino Gmünd. Gemeinsam mit dem Filmforum Gmünd wurde „Holz Erde Fleisch“ gezeigt. Im Anschluss diskutierten Regisseur Sigmund Steiner und Waldverband NÖ-Obmann Franz Fischer über die Zukunft der Landwirtschaft.

Kriminalpsychologe Thomas Müller als Publikumsmagnet

Einen vollen Rathaussaal bescherte der WALDVIERTEL AKADEMIE auch die Samstagvormittag-Diskussion mit Profiler Thomas Müller, Soziologe Martin Schenk und Ökonom Helmut Mahringer, die allesamt über das Phänomen Angst diskutierten. „Wieso haben so viele Menschen Angst und woher kommt diese?“, fragt Müller, „wir leben in einer Zeit der grenzenlosen Freiheit, aber auch der größten Widersprüche.“ Er appellierte an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, nicht zu viel Angst zu haben: Angst ist etwas Lebensnotwendiges, wenn sie uns aber beginnt zu lähmen, muss man etwas tun. Wir müssen die Ängste dorthin stellen, wo sie hingehören.“

Wie wir mit Populismus und Extremismus umgehen müssen, das diskutierten am Samstagnachmittag Michaela Hickersberger und Michael Laczynski. Der Autor erklärte drei Rollen, die notwendig sind, um als Populist erfolgreich zu sein, wichtig dabei: „Die Menschen müssen sich vor irgendetwas fürchten, rationales Denken ist dann nicht mehr möglich.“ Hickersberger, Referentin beim Ökosozialen Forum, ergänzte aber auch: „Populismus gibt es über das gesamte politische Spektrum hinweg. Auch Organisationen der Zivilgesellschaft müssen hier Kommunikationsleitlinien erarbeiten, um nicht populistisch zu agieren, aber dennoch eine große Öffentlichkeit zu erreichen.“

Wald4tler Hoftheater, Schreibwerkstatt Waldviertel und WALDVIERTEL AKADEMIE kooperierten

Zum vierten Mal ging am Samstag auch ein literarischer Abend in Kooperation mit dem Wald4tler Hoftheater in Pürbach über die Bühne. Als weiterer Partner wurde hier die Schreibwerkstatt Waldviertel ins Boot geholt, die mit ihrer Textauswahl über Europa für einen sehr gelungen Abend sorgten. Robert Schindel, Robert Kraner und Maria Muhar lasen Texte u.a. von Doron Rabinovici und Bertold Brecht und endeten mit selbst geschriebenen Werken. Musikalisch unterstütz wurden sie dabei von FiddlMa aus Zwettl. „Die Kooperation in Pürbach ist ein wesentlicher Bestandteil der Sommergespräche“, so WALDVIERTEL AKADEMIE-Geschäftsführer Christoph Mayer, „die wir bestimmt auch in Zukunft fortsetzen werden.“

Wirtschaftsmatinee bei der W.E.B Windenergie in Pfaffenschlag als Abschluss

Den krönenden Abschluss der Sommergespräche bildet seit mittlerweile vier Jahren das Wirtschaftsmatinee in Kooperation mit dem Wirtschaftsforum Waldviertel. FH St. Pölten-Studiengangsleiter Franz Fidler, Microsoft-Vertreterin Verena Riessberger und Unternehmer Christof Kastner diskutierten vor vollem Saal zu „Digitale Revolution. Kommt der Mensch unter die Räder?“. „Es ist schon so viel da, dass ich gar nicht versteh, wieso sich die Leute vor Digitalisierung fürchten“, so Riessberger, „sie soll uns ja das Leben erleichtern.“ Das Podium appellierte dabei an das lebenslange Lernen, Kastner zeigte innovative Beispiele auf und bestätigte: „Bei unserer ersten EDV-Umstellung hat es geheißen, ihr werdet weniger Leute brauchen. Letztendlich haben wir bei jeder großen Veränderung mehr Leute benötigt, teilweise natürlich mit anderen Qualifikationen.“

Nationale und internationale Kooperationen als Erfolgsfaktoren

Die Sommergespräche verstehen sich auch als internationales Forum, um die wichtigen Themen auf verschiedenen Ebenen behandeln zu können. Auch in diesem Jahr unterhielt die WALDVIERTEL AKADEMIE eine Reihe von wichtigen Kooperationen mit Bildungseinrichtungen (Donau-Universität Krems, Andrassy-Universität Budapest, Karls-Universität Prag, NMS Weitra) und Organisationen, die zu einem gelungenen Programm beitrugen.

Erfolgsgeschichte wird weiter geschrieben

Seit 33 Jahren beschäftig sich die WALDVIERTEL AKADEMIE mit den wichtigen Fragen der Region und Zeit. Auch 2017 wurde das Programm sehr gut angenommen, rund 750 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten begrüßt werden. „Die Beiträge waren durchwegs geprägt von positiven Einschätzungen zu Demokratie, Europa oder Digitalisierung, nicht Krankjammern stand im Mittelpunkt, sondern Handlungsempfehlungen, wie die positive Entwicklung weiter fortgesetzt werden könne“, zog der Vorsitzende der WALDVIERTEL AKADEMIE Dr. Ernst Wurz über Sommergespräche zufrieden Resümee, „die gedeihliche Entwicklung unserer Gesellschaft erfordert aber, dass unsere Grundwerte nicht nur als Grundrechte verstanden werden, sondern auch das Wahrnehmen von Pflichten erfordert.“

ZITATE 2017

„Immer, wenn Menschen große Probleme sehen, die sie nicht lösen können, schauen sie weg. So ist das nun einmal.“
Ulrike Guérot, Demokratieforscherin an der Donau-Universität Krems

„Freiheit braucht eine gesellschaftliche Sicherheit. Deshalb kann man auch die Ängste der Menschen in Europa verstehen. Sie haben Angst, diese Freiheit zu verlieren.“
Ednan Aslan, Religionspädagoge an der Universität Wien

„Freiheit hat viel mit Selbstbestimmung und Pflichten zu tun.“
Ursula Sagmeister, Integrationsfonds Österreich

„Deutsch zu können ist lebensnotwendig. Viele fühlen sich von Politik und Gesellschaft aber nicht willkommen, das ist ein Problem und erschwert die Integration.“
dieselbe

„Integration ist nie einseitig, man kann gegenseitig voneinander profitieren“
Ednan Aslan

„Integration braucht Zeit und Zuwendung. Das Ehrenamt leistet hier Großartiges.“
Gerhard Fallent, Obmann des Vereins Willkommen Mensch! In Groß Gerungs und Langschlag

„Überzeugende Geschichten sind notwendig, um die Theorie mit Leben zu füttern.“
Sozialforscher Bernd Marin über positive Integrationsbeispiele

„Warum werden die Menschen immer depressiver, obwohl es so viel Entertainment und positive Aspekte gibt. Wir müssen zurück zu einer gewissen Eigenverantwortung, glauben sie nicht, alles auf andere abgeben zu können.“
Kriminalpsychologe Thomas Müller

„Man sollte etwas gegen Populismus tun. Das Ausgrenzen war nicht erfolgreich, wir müssen ständig im Gespräch bleiben und die Ideen abklopfen.“
Michaela Hickersberger, Ökosozialforum Österreich

„Bei der Technologisierung gebt es nicht nur um die Technologie, sondern um das gesamte sozio-technische System: Mensch, Technik und Organisation. Sie greifen eng ineinander und können bei diesem Thema nicht getrennt voneinander betrachtet werden.“
Franz Fidler, FH St. Pölten

„Digitalisierung wird einige Jobs vernichten, ja, aber es wird unglaubliche Möglichkeiten für neue geben. Studien zufolge werden 65 Prozent der Studierenden in fünf Jahren Jobs haben, die es heute noch gar nicht gibt.“
Verena Riessberger, Leiterin Public Sektor bei Microsoft Österreich

„Wir brauchen mehr Menschen, die etwas können, die programmieren können, die viele Skills haben.“
Christof Kastner, Geschäftsführer der KASTNER-Gruppe, Zwettl

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