537 Tonnen vergiftete Erde in Kleinpertholz entfernt
Ausmaß der Verunreinigung unterschätzt: Kosten für Sanierung der "Altlast N63" Metallwarenfabrik Franke explodieren.
HEIDENREICHSTEIN. "Wir können stolz sein auf den Rechnungsabschluss", kommentierte Gerhart Böhm (GLH) in der letztwöchigen Gemeinderatssitzung die Präsentation von Kassenverwalter Roman Flicker. Der ordentliche Haushalt 2018 wurde mit 926.821 Euro Überschuss abgeschlossen. Aber: "Wenn man sich die Zahlen genauer anschaut, ist nicht alles ganz so rosig", fährt Böhm fort. Sorgen mache ihm, dass die Ertragsanteile im Vergleich zu 2017 um 28.970 Euro gesunken sind. Ursache dafür ist die Bevölkerungsentwicklung. "Wir müssen schauen, was wir tun können, um diese zumindest zu stabilisieren", so Böhm, der die Erstellung eines Leitbildes sowie eines Ortskernbelebungskonzeptes fordert. Auf Nachfrage der Bezirksblätter betont SP-Bürgermeister Gerhard Kirchmaier, dass es bereits eine Arbeitsgruppe, die sich der Belebung der Innenstadt annimmt, gebe. Bezüglich Ankurbelung der Geburtenrate seufzt er: "Ja, wenn es nur ein Generalrezept für das obere Waldviertel gäbe." Besonders groß ist daher die Freude, dass es mit sieben Babys heuer schon überdurchschnittlich viele Geburten gab.
537 statt 20 Tonnen
"Wir sollten diesen Polster für eine Investition in die Zukunft nutzen", unterstreicht Böhm seine Wortmeldung. Aktuell wird die Stadtgemeinde aber von der Vergangenheit eingeholt, und zwar von der Metallwarenfabrik Franke, die zwischen 1953 und 1993 in Kleinpertholz aktiv war. An deren Standort gibt es eine massive Verunreinigung des Untergrundes durch Nickel und besonders Chlorkohlenwasserstoff. Im Zuge der im Oktober angelaufenen Sanierungsarbeiten wurde bereits eine Drainage errichtet. Durch diese ist es künftig möglich, Grundwasser erst nach einer Filterung in den Romauchbach zu leiten. Außerdem wurde die CKW-kontaminierte Erde entfernt, wobei sich eine unangenehme Überraschung einstellte. "Der Bodenaushub gestaltete sich wesentlich umfangreicher als angenommen. Das als gefährlicher Abfall zu entsorgende Aushubmaterial erhöhte sich von 20 auf 537 Tonnen", berichtet der SP-Stadtrat für Bau und Infrastruktur, Manfred Zimmel.
Stadt hofft auf 80 Prozent Förderung
In diesem Ausmaß explodieren daher auch die Kosten von budgetierten 698.982 Euro auf etwa 1,25 Millionen. Ob die Gemeinde auch für diesen Betrag mit der vorgesehenen 80-prozentigen Förderung vom Bund rechnen darf, wird sich erst im Juni herausstellen. Doch sie ist zur Sanierung der Altlast verpflichtet, auch wenn das nicht in allen Reihen auf Verständnis trifft. "Ich weiß, dass das ein Fass ohne Boden ist, und es geht mir irgendwie gegen den Strich, dass das die Allgemeinheit zahlen muss und nicht die Verantwortlichen herangezogen werden können", kritisiert "Freie Liste"-Gemeinderat Peter Immervoll. "Es gab Gespräche mit dem jetzigen Besitzer, aber letztendlich ist es zu dem Entschluss gekommen, dass wir sagen, wir nehmen das jetzt in Angriff. Es gehört gemacht, und wir wissen nicht, wie es in zehn Jahren mit der Förderung ausschaut", so Bürgermeister Gerhard Kirchmaier.
Bis 15. März müssen die Grundwasser- und Bodenluftreinigungsanlagen, die in Kürze errichtet werden, laufen. "Dann wird zwei bis drei Jahre lang saniert", so Zimmel.
Die Auftragsvergabe an die Intergeo Umwelttechnologie und Abfallwirtschaft GmbH erfolgte mit Enthaltung von Immervoll.
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