Beim Fischotter scheiden sich die Geister
Abschuss-Erlaubnis: Teichwirte atmen auf, Tierschützer sehen den Untergang des Marders heraufdämmern.
BEZIRK-REGION (eju). Seit angekündigt wurde, dass niederösterreichweit 40 Fischotter abgeschossen werden dürfen, gehen die Wogen hoch. Großes Wehklagen kommt von verschiedenen Tierschutzorganisationen. Allen voran erklärt der Naturschutzbund, dass ein Abschuss nicht zielführend sei, der WWF hat eine Petition gegen den Fischotter-"Mord" ins Leben gerufen und der Wiener Tierschutzverein wittert Packelei und hat vergangene Woche in St. Pölten eine Protest-Kundgebung vorm Landhaus abgehalten.
Teichwirte atmen auf
Waldviertler Teichwirte hingegen atmen ein wenig auf, sind sie doch über weite Strecken die Leidtragenden in der gegenständlichen Otter-Problematik.
Die Bezirksblätter Gmünd haben mit dem Obmann des niederösterreichischen Teichwirteverbandes Willibald Hafellner gesprochen, er ist der Leiter der Teichwirtschaft Heidenreichstein.
Hafellner ist erleichtert, über die Landes-Entscheidung: "Es ist seitens des Landes NÖ anerkannt, dass die Teichwirtschaft eine regional-historische und kulturelle Bedeutung hat und auch außer der Fischzucht auch wichtige Ziele verfolgt und der Gesellschaft zur Verfügung stellt, wie wertvollen Lebensraum für Amphibien und Vögel.
Teiche als Lebensraum
Zusätzlich zur Produktion eines einheimischen, wertvollen Lebensmittels, ist die schöne Teichlandschaft landschaftlich sehr wichtig für das Waldviertel und auch für den Tourismus. Teiche erfüllen weiteres eine wichtige Funktion als Rückhaltebecken im Falle von Hochwässern. Diese vielfältigen Leistungen sollen nicht gefährdet sein, weil die Teichwirtschaft nicht länger lebensfähig ist. Teiche, die nicht genutzt werden, verlanden und verschilfen binnen kürzester Zeit." Das sehe die Landesregierung ebenfalls so. Das Fischotterproblem im Waldviertel sei kein Neues, sondern bereits in den 1990er-Jahren gebe es Schäden.
Im Waldviertel ausreichend Otter
Damit bei hochgeschützten Arten ein Eingriff möglich sei, müsse in der ganzen Region ein gute Erhaltungszustand erreicht sein, was im Waldviertel der Fall sei. Das habe Österreich nach Brüssel gemeldet und die EU habe das auch anerkannt. Damit könne man juristisch eindeutig auch Eingriffe erlauben, so Hafellner weiter.
"Im Zusammenwirken mit dem Teichwirteverband und dem Landesfischerieverband ist nun der Bescheid erlassen worden, der nö-weit die Entnahme von 40 Fischottern erlaubt. Zwanzig davon im gesamten Waldviertel", berichtet Hafellner, und weiter: "Ab April dürfen Fischotter gefangen, Weibchen müssen wieder freigelassen, Männchen dürfen getötet werden. Von 1. November bis 28. Februar 2018 dürfen Fischotter direkt erlegt werden."
Genaue Abschuss-Regelung
Das allerdings nicht nach Lust und Laune, sondern es muss zuvor vom Teichwirt ein Antrag auf Entnahme beim Teichwirteverband gestellt werden. Jeder Abschuss ist genau dokumentiert binnen 48 Stunden der Landesregierung zu melden.
Insgesamt seien 20 Otter für fünf Bezirke ohnehin eher nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, so Hafellner weiter: "Wir hätten uns eine höhere Anzahl erhofft. Die Entnahme von 20 Ottern im Waldviertel werden das Problem nicht endgültig lösen. Es ist aber ein Mosaikstein zu anderen Maßnahmen, etwa dass Schutzzäune besser gefördert und vom Land Entschädigungen gezahlt werden, wenn Schäden auftreten."
Er habe vergangene Woche an der österreichische Karpfenzüchtertagung teilgenommen, dort hätten Kollegen aus Polen und Tschechien das NÖ-Modell gelobt und als praktikabel und lösungsorientiert angesehen.
Zur Sache
Die Teichwirtschaft Heidenreichstein (Kinsky) ist seit sehr langer Zeit ein bedeutender Fischzuchtbetrieb und verfügt über rund 150 Hektar Teichfläche aufgeteilt auf über 30 Teiche. Darin werden hauptsächlich Karpfen, aber auch Hecht, Zander, Schleie und Maräne. Jährlich gibt es einen Zuwachs von 40 - 50 Tonnen, leider teilweise stark reduziert durch den Fischotter und Kormoran. Es wird nach Bio-Richtlinien produziert und der Karpfen wird als Waldviertler Bio-Karpfen angeboten.
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