Die Mariedl macht's auch ohne
Grandios verstörendes Theater in Klein Pertholz
KLEIN PERTHOLZ (eju). Dass es die Mariedl auch ohne, nämlich ohne Gummihandschuhe macht, erfährt der überrascht, leicht schockierte Zuseher recht bald. Mariedl, leicht beschränkt im Geiste dafür umso gläubiger, sorgt sich ohne Gummihandschuhe um die Durchgängigkeit der stillen Örtchen der feinen Leute. Ihre beiden "Freundinnen" Erna und Grete sind Mariedl zwar intellektuell latent überlegen, aber haben es im Leben auch um keinen Deut weiter gebracht. Weder die geizige Erna, deren Hauptsorge die Sparsamkeit und das Ausbleiben von Enkelkindern ist, noch die leichtlebige Grete, deren Tochter nach Australien geflohen ist, können stolz auf eine vorzeigbare Lebens-Leistungsbilanz verweisen. So kommen die drei ins Träumen, was denn wäre, wenn. Wenn beispielsweise der im Geheimen verehrte Herr Pfarrer der Mariedl Geschenke machte, pikanterweise versteckt in verstopften Klomuscheln, oder wenn der angebetet Tubaspieler Freddi der koketten Grete eindeutige Avancen machte oder wenn der erfolgreiche Leberkäsproduzent Woitla die eiserne Erna umwürbe. Dieses Kammerstück wird ausschließlich von drei Frauen (Petra Altmann, Sonja Seidl, Franziska Popp) bestritten, die das in verstörend brutal-derber, abwechselnd literarisch anspruchsvoller Sprache geschriebene Stück des Autors Werner Schwab beeindruckend in Szene setzen. Die Schauspielerinnen der Bühne Heidenreichstein brauchen den Vergleich mit hauptberuflichen Zunftgenossinen nicht zu scheuen. Großartig!
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