Hohe Wohnkosten
Günstiges Wohnen wird zum Luxus
Horrende Wohnkosten treffen auch viele Gmünder hart, die kaum noch über die Runden kommen.
BEZIRK GMÜND. Viele Menschen können sich ihre derzeitige Wohnung kaum noch oder nicht mehr leisten. Auch im Bezirk Gmünd brauchen immer mehr Hilfe.
"Bei der Bezirkshauptmannschaft Gmünd kommt es aufgrund der steigenden Lebens- und Mietkosten zu vermehrten Anfragen bei Miet- oder Stromrückständen",
erklärt Bezirkshauptmann Christian Pehofer. Die Bezirkshauptmannschaft (BH) bietet unter anderem Informationen über den Wohnschirm des Sozialministeriums, der Menschen bei Miet- oder Energieschulden unterstützt, und eine Weiterleitung an entsprechende Stellen. Sofern an diesen keine Hilfe erteilt werden kann, gibt es die Möglichkeit, eine Unterstützung direkt bei der BH Gmünd zu beantragen.
Beratungen verdoppelt
Die BEWOK Wohnungssicherung, zuständig auch für den Bezirk Gmünd, hat alle Hände voll zu tun, immer mehr Menschen kämpfen mit Mietrückständen. Mancherorts sind die Mieten etwa um 200 Euro gestiegen.
"Die Fallzahlen in unserer Beratungsstelle haben sich in etwa verdoppelt. Wir haben auch schon immer mehr Klienten aus der unteren Mittelschicht",
berichtet Gerhard Wagner. Diese Entwicklung sei seit 2022 beobachtbar. Hauptsächlich suchen Menschen wegen gestiegenen Mieten, Mietrückständen, hohen Betriebs- und Energiekosten oder Delogierungen Hilfe. Die BEWOK unterstützt auch bei Anträgen beim Wohnschirm.
"Ganz günstige Wohnungen gibt es immer weniger. Gerade für Personen, die in den letzten Jahren noch so über die Runden gekommen sind, wird es immer enger. Schon eine notwendige Reparatur des Autos oder der Waschmaschine kann dazu führen, dass man die Miete nicht mehr bezahlen kann, weil keine Reserven mehr vorhanden und die Ersparnisse jetzt aufgebraucht sind",
sagt Wagner. Aufgrund des großen Andrangs beträgt die Wartezeit auf einen Termin für ein Beratungsgespräch bei der BEWOK bis zu drei Monate. Ganz dringende Fälle - zum Beispiel wenn jemand vor der Delogierung steht - werden aber vorgezogen. Grundsätzlich rät Wagner:
"Wenn möglich immer zuerst die Miete und Energie zahlen und dann erst alles andere. Denn hat man erst die Wohnung verloren, kann alles schnell den Bach runtergehen."
Niederösterreich sei aber mit Delogierungspräventionsstellen gut abgedeckt und es sei vorgesorgt, dass niemand auf der Straße leben müsse.
Frauennotwohnung in Gmünd
Die Frauenberatung Waldviertel betreibt seit 2010 eine Frauennotwohnung in Gmünd. Diese wird von Land NÖ und Bundeskanzleramt gefördert.
"Unsere Angebote werden gut angenommen und die Beratungszahlen steigen. Bei uns melden sich immer öfter Frauen, die sich aufgrund hoher Miet- und Energiepreise und Lebenshaltungskosten in einer prekären finanziellen Situation befinden. Besonders für Alleinlebende und Alleinerziehende, die bereits in Armut oder an der Armutsgrenze leben, sind leistbares Wohnen, Wohnungslosigkeit und existenzielle Sorgen in vielen unserer Beratungsgespräche primär Thema",
erklärt Gabriela Hajek von der Frauenberatung. Die Notwohnung bietet bis zu vier Frauen und ihren Kindern vorübergehend eine Unterkunft in krisenhaften Lebenssituationen wie bei Trennung oder Scheidung, finanziellen Problemen, Schulden und Delogierung. Es entfällt eine Benützungsgebühr (Miet-, Energie- und Betriebskosten), diese ist aber sehr gering.
Die Frauen werden angewiesen, die Zeit in der Frauennotwohnung zu nutzen, um Geld anzusparen. Dies gelinge allerdings immer seltener, da das gesamte Geld bereits für den Lebensalltag benötigt wird, sagt Hajek.
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