Im Fegefeuer aller Eitelkeiten…
…brennen drei Übeltäter – geht es nach Sartre – eine Ewigkeit lang
PÜRBACH. Was geschieht, wenn man eine blonde, kindesmordende Tussi, eine sich selbst zuwidere, scharfsinnige Lesbe und einen mürrischen, feigen Weiberhelden zusammen einsperrt – eine Ewigkeit lang?
Chaos, Handgreiflichkeiten und Streit unter den zuvor einander nicht Bekannten sind vorprogrammiert und sollen es auch wohl so sein. Das gesellschaftskritische Stück Jean Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ hat nichts an Aktualität und Brisanz eingebüßt, fühlt es doch den Begehrlichkeiten der Menschheit auf den Zahn.
Der Zuseher wird gemeinsam mit den Protagonisten in einen abrundtief hässlichen Raum gesperrt, in dem das Licht nie ausgeht und sich die Tür – fast – nie öffnet. Darin fallen, kaum dass die drei mehr oder minder frisch Verstorbenen sich ihres Daseins im Fegefeuer bewusst sind, Schranken und Hemmungen. Im Leben gemachte Fehler werden thematisiert und bewertet und kreuzweise Allianzen geschmiedet, nur um kurz darauf gesprengt zu werden. Und im Zuseher steigt das beklemmende Gefühl auf, dass es eventuell nach dem Tod ein solches Szenario geben könnte, und wie man diesem noch vor dem Abtritt vorbeugen könnte. Großartig, tiefgründig, nachdenklich.
Eva Jungmann
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