Kommentar von Ernest Zederbauer

Die Rückkehr zum menschlichenMaß

Ausgerechnet am 1. April fand in Hirschbach eine hochinteressante Veranstaltung der Waldviertel-Akademie statt. Alfred Ninaus präsentierte seinen Film „Leopold Kohr – Small is beautiful – Rückkehr zum menschlichen Maß“. An die hundert Zuseher füllten den Saal, vielen von ihnen war das Lebenswerk des großen österreichischen Nationalökonomen unbekannt. Keiner von ihnen bereute sein Kommen, einige kamen aus dem Staunen nicht heraus und der allgemeine Tenor gab der Lebensmaxime des Philosophen recht.
Dank des Einsatzes von Prof. Winter aus Salzburg kam es vor einigen Jahren quasi zur Wiederentdeckung von Leopold Kohr. Seine Bücher, die anfangs in englischer Spracher erschienen, wiesen ihn überraschend als den Erfinder der Idee „small is beautiful“ aus, eine Idee, die zu Zeiten, als man allein im ständigen Wachstum in permanenten Zusammenschlüssen von Staaten und Wirtschaftsgebilden ein Allheilmittel sah, genau das Gegenteil als richtig bezeichnete. Dass eben kleine Einheiten im Staat und der Wirtschaft überschaubarer und was das wichtigste ist, menschlicher sind.
So propagierte Leopold Kohr das „Menschliche Maß“als anzustrebende alternative Lebensform schon seit den dreißiger Jahren und leitete damit auch jenes alternative wissenschaftliche Umdenken ein, welches heute unter dem Begriff „Ökologie“ weltweit bekannt ist.

Ich erinnere mich gerne an den März 1987, als Kohr im Rathaussaal Weitra seine bahnbrechende These präsentierte. Er explizierte damals in seiner bekannt humorigen Art, dass jeder Staat, jede Gemeinschaft, jeder Betrieb jeweils so weit wachsen kann, bis die „kritischen Masse“ erreicht wird. Ab dann ist der Verfall, der Niedergang, das Auseinanderbrechen unausweichlich. Als Beispiel nannte er die Dinosaurier, die sich durch ihre Größe den sich damals geänderten Lebensumständen nicht anpassen konnten. Auch seine Erklärung, dass das Überleben in Kriegszeiten auf dem Lande wesentlich leichter ist wie in der Großstadt, leuchtet ein und erinnert mich an die Erzählungen meiner Eltern über die „Rucksacklweaner“, welche nach dem 2. Weltkrieg auf das Land hamstern fuhren und Gold und Schmuck gegen Lebensmittel eintauschten.

All dies zeigt, dass die Idee und das Ideal der Kleinheit als einziges Serum gegen die krebsartige Wucherung der Übergröße – in der die überwiegende Mehrheit der heutigen Theoretiker nicht eine tödliche Krankheit, sondern eine perverse Hoffnung auf Rettung sieht – endlich reif zu sein scheint, neu anerkannt und verständlich formuliert zu werden.

Mahnende Beispiele gibt es genug. Umfrageergebnisse zeigen uns drastisch, dass die beiden Regierungsparteien bereits diese kritische Masse erreicht haben. „Die ÖVP laboriert“, laut Michael Fleischhackers Leitartikel in der Presse, „an einer politischen Thrombose“. Ein Skandal jagt den anderen, die Gier nach Macht und Geld höhlt die Partei von innen her aus. So ist es auch kein Zufall, dass sich Strasser auf Gasser so schön reimt.
Die SPÖ ist anscheinend auf Tauchstation gegangen und wartet scheinbar, bis der Juniorpartner Josef wieder aus dem Krankenhaus entlassen wird. Im Hintergrund aber reibt sich ein gewisser Herr Strache die Hände und setzt zum Überholvorgang an.

Meiner Meinung nach hat jedoch auch die katholische Kirche den „Punkt der kritischen Masse“ schon längst erreicht. Die Mißbrauchsskandale und der damit verbundene Vertrauensverlust, kombiniert mit der verheerenden Zahl von Austritten, haben zur Agonie und Ratlosigkeit geführt.

Alles, was zu groß wird, überlebt sich von selbst, meint Leopold Kohr. Nun leben wir in Weitra in einer kleinen Gemeinschaft, in einer überschaubaren Größe, wo man meinen könnte, dass im Kohr`schen Sinne Harmonie herrschen sollte. Doch dem ist nicht so, zumindest nicht immer.

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