"Regionalmanagement ist eine Dienstleistung"
Mit Thomas Samhaber betritt ein Großer in Sachen Networking, Regionalentwicklung und Projekt-Know-How die Bühne.
HARMANSCHLAG. Seit 1982, als die Wiege des Regionalmamagements ausgerechnet im Waldviertel zu schaukeln begann, hat sich in der Region einiges getan. Der inzwischen verstorbene Regional-Management-Pionier Adi Kastner ist vielen Menschen mit seinen Leistungen für die Region noch gut im Gedächtnis. Nun betritt mit Thomas Samhaber ein Mann die Bühne, der die großen Schuhe seines Vor-vor-Gängers nicht zu scheuen braucht, hat er doch selbst bereits eine Vielzahl an einschlägigen Erfolgen in genau jenen Betätigungsbereichen vorzuweisen, die er künftig vertreten und betreuen wird. Am 2. September löst er Ursula Kapfenberger-Poindl ab.
Die Bezirksblätter Gmünd baten anlässlich dieser guten Nachricht Thomas Samhaber vor das Interview-Mikrophon.
BB: Wie fühlt man sich in diesen neuen Schuhen?
SAMHABER: "Die Schuhe von Adi Kastner sollte niemand probieren, aber seinen Weg weiter zu gehen, das kann man schon versuchen. Der Vorteil jetzt Regionalmanager zu sein ist, dass Adi Kastner diesen Weg schon bereitet hat und man nicht mehr alleine ist, sondern von sehr vielen engagierten WaldviertlerInnen begleitet wird."
BB: Viel im Waldviertel wurde in den vergangenen Jahren, besonders seit dem Fall des eisernen Vorhanges verbessert. Vieles ist noch zu tun. Wo sehen Sie die Hauptbetätigungsfelder?
SAMHABER: "Die Regionalentwicklung ist ein Prozess, der nie abgeschlossen ist. Auch die Grenzöffnung mit dem magischen Jahr 1989 war nicht einfach ein Datum ab dem alles anders geworden ist, sondern auch da sind wir seit einem Vierteljahrhundert in einem Prozess. Es ist noch extrem viel zu tun. Das wird sicher ein Schwerpunkt sein. Wenn wir an grenzüberschreitende Zusammenarbeit denken, dürfen wir aber auch Oberösterreich nicht vergessen. Manchmal wissen wir hier vom nahen Freistadt weniger als vom weiter entfernten Horn."
BB: Das Regionalmanagement ist untrennbar mit der EU und auch dem Nachbarn Tschechien verbunden. Wo gibt es in Zukunft das größere Potential für die Region?
SAMHABER: "Das ist kein Widerspruch. An größere EU-Projekte heran zu kommen, kann nur gelingen, wenn man mit Tschechien gemeinsam Projekte auf die Füße stellt. Da sind vom Tourismus über Infrastruktur bis zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit noch sehr viele Dinge zu tun. Mit der Region Waldviertel kann es nur aufwärts gehen, wenn sie es schafft, mit Tschechien sehr gut zu kooperieren."
BB: (Jugend)-Abwanderung ist ein Haupt-Problemfeld in der Region. Kann das Regionalmanagement hier helfen, eine Trendumkehr zu bringen? Wenn ja, wie?
SAMHABER: "Auf der einen Seite darf man nicht vergessen und auch nicht schön reden, dass wir uns in einer ländlichen Region befinden. Das ist eine schiefe Ebene, wo die Städte in vielerlei Hinsicht am längeren Ast sitzen, beispielsweise in Sachen Kapital- und Kaufkraftabfluss. Es gibt aber doch viele Dinge, die man tun kann, damit die Region ein attraktiver Raum für die Jugend bleibt. Das beginnt bereits damit, wie Jugendliche in der Gemeinde eingebunden sind, wie sie gehört werden, wie sie in Entscheidungsgremien vorkommen. Es dürfen nicht 50-jährige Männer alleine die Geschicke der Region bestimmen, sondern das müssen die Jugendlichen in hohem Maß mitbestimmen. Es macht nichts, wenn jemand weggeht um sich eine gute Ausbildung zu holen. Wichtig ist, dass immer der Kontakt zur Region da bleibt. Eine lebendige Region wie das Waldviertel hat eine viel stärkere, magnetischen Anziehungskraft und Menschen nehmen mehr in Kauf, um hier in der Region aktiv zu sein."
BB: Am 2. September legen Sie los. In welche Richtung soll die Reise gehen?
SAMHABER: "Das Erste wird ein Hinhören, ein Gespräche-Führen, ein sich sehr intensiv vertraut Machen sein, etwas worauf man aufbauen kann. Man beginnt hier nicht mit der Stunde Null. Es gibt tolle Initiativen im Waldviertel. Viel ist schon passiert. Es gibt einen Waldviertel-2015 Entwicklungsplan, mit dem muss man sich vertraut machen und mit den Akteuren der Region gemeinsam die Arbeit beginnen."
BB: Wie geht es mit Ihrer Firma ILD-Agentur weiter?
SAMHABER: "Dieser neue Lebensschritt ist für mich und meine Frau Brigitte nicht leicht. Wir arbeiten seit 13 Jahren in unserer Firma ganz eng zusammen und entwickeln Projekte gemeinsam. Ich möchte nicht, dass einer in die Öffentlichkeit entschwindet und der andere geht unter. Es war für uns beide eine sehr schwere Entscheidung. Meine Frau wird die Firma ILD mit ihrem Team weiter führen, auch wenn ich dabei nicht mehr aktiv bin. Die Aufgabe "Regionalmanagement" ist riesengroß und wichtig. Die muss man in den Vordergrund stellen, die Person die diese Aufgabe macht, darf ruhig klein sein. Am Anfang hat das einen Neuigkeitswert, dann darf man sich in Bescheidenheit üben. Da geht es einfach darum, die aktiven Menschen zusammen zu bringen und zu unterstützen. Regionalmanagement ist eine Dienstleistung an der Region. Das Waldviertel hat sich die beste Regionalentwicklung verdient."
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