"Letzte Hilfe Kurs"
Spannende Einblicke in ein Thema, das uns alle betrifft

Mitglieder des Vereins Hospiz Waldviertel Gmünd mit Thanatologen und Notfallpsychologen Martin Prein. | Foto: Pilz
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  • Mitglieder des Vereins Hospiz Waldviertel Gmünd mit Thanatologen und Notfallpsychologen Martin Prein.
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Der Verein Hospiz Waldviertel Gmünd lud zum Vortrag von Martin Prein über das Thema Tod und alles, was damit zusammenhängt.

GMÜND. Der Thanatologe und Notfallpsychologe Martin Prein bietet in seinem "Letzte Hilfe Kurs" Wissen, Aufklärung und Hilfestellungen für künftige Begegnungen mit dem Tod an. Aber was genau ist eigentlich ein Thanatologe? "Thanatologie ist die Wissenschaft vom Tod, der Sterblichkeit und der Bestattung in ihren soziologischen und psychologischen Aspekten. Kurz gesagt interessiert Thanatologen alles rund um die Frage: Wie leben wir mit dem Tod?", erklärte Prein zu Beginn seines Vortrags im Palmenhaus Gmünd. 

Der gebürtige Oberösterreicher hat selbst eine eher ungewöhnliche Laufbahn hinter sich. Seine Karriere startete er mit einer Rauchfangkehrerlehre, die er erfolgreich abschloss, danach verdingte er sich unter anderem als Lkw-Fahrer. Über Umwege kam er zum Bestattungswesen. Das Thema Tod hat ihn aber schon als Jugendlicher fasziniert und auch in den verschiedenen Stationen in seinem Leben begleitet - angefangen vom ehrenamtlichen Sanitäter beim Roten Kreuz, später in seinem Beruf als Bestatter und schließlich bei seiner Ausbildung zum Psychologen. Seit zehn Jahren ist er selbstständig, hält Vorträge und Seminare.

Der Tod löst verschiedenste Emotionen aus

Der Tod ist ein enorm zwiespältiges Thema. Auf der einen Seite gehört er zum Leben dazu, auf der anderen Seite ist er die größte Katastrophe, die wir kennen. "Die Menschen sind dem Thema Tod gegenüber stark ambivalent, sprich sie können sich widersprechende Emotionen gleichzeitig haben", erläuterte Prein. So können zum Beispiel Gefühlen wie Liebe, Trauer und Schmerz Empfindungen wie Angst, Grauen und manchmal sogar Ekel gegenüber stehen. Prein sprach auch darüber, dass in den Menschen, meist tief im Unterbewusstsein, auch die Vorstellung sitzt, dass von einem Verstorbenen auf irgendeine Art und Weise "Gefahr" ausgehen könnte. Das zeige sich durch verschiedenste Rituale, die auf der ganzen Welt praktiziert und an nächste Generationen weitergegeben werden. "Die Vorstellung, dass uns ein Toter irgendwie gefährlich werden könnte, gab es in allen Kulturen und Zeitaltern der Menschheitsgeschichte. Auch in unseren Breiten sind 'Abwehr- und Schutzrituale' gegenüber dem Tod tief im Volksglauben verankert", so der Thanatologe.

Früher war es zum Beispiel Brauch, dass wenn ein Verstorbener zuhause aufgebahrt wurde, man später die Bettstatt, in der er gelegen ist, verbrannt hat. Oder eine Schwangere durfte einen Toten nicht anschauen, geschweige denn berühren. Auch der Mythos des sogenannten Leichengifts hält sich hartnäckig bis heute. Oft kann ein Leichnam zudem ein Gefühl des Unbehagens auslösen. Sei es die Pflegekraft, die Angst hat, dass der Verstorbene plötzlich hergreift oder der Obduktionsassistent, der nachts nicht gerne alleine mit einem Leichnam im Aufzug hinunter in die Pathologie fährt.

Andere Rituale haben aber auch den trauerpsychologischen Zweck, den Tod von einem geliebten Menschen zu verarbeiten und zwischen der Welt der Lebenden und der Toten eine "Ordnung" herzustellen. Ein ganz altes Ritual ist zum Beispiel, in einem Raum, in dem kürzlich jemand gestorben ist, das Fenster aufzumachen, damit seine Seele hinaus kann. Oder wenn ein Bestatter einen Verstorbenen abholt wird darauf geachtet, ihn mit den Füßen voran aus dem Haus zu tragen, da er ansonsten "zurück ins Haus schaut" und etwas von ihm zurückbleibt. 

"Solche Dinge zeigen die zuvor angesprochene Ambivalenz: Auf der einen Seite ist der geliebte Mensch, der von uns gegangen ist und dessen Tod große Trauer und Schmerz in uns auslöst, auf der anderen Seite soll aber nichts von ihm zurückbleiben, das nicht mehr hierher in diese Welt gehört, damit die Seele Frieden findet. Gerade die Zeit vom Eintritt des Todes bis zur Bestattung - die sogenannte Schleusenzeit oder Zwischenzeit - ist sehr schwierig", so Prein.

Liebe geht über den Tod hinaus

Allgemein sei der Umgang mit dem Tod heute aber ein anderer als noch vor wenigen Jahrzehnten. Die Menschen früher waren viel intensiver mit dem Tod konfrontiert, er war allgegenwärtig. Ein Grundbedürfnis aller Menschen sei es aber schon immer gewesen, Ordnung zwischen der Welt der Lebenden und der Toten herzustellen, aber sich auch mit Händen und Füßen gegen den Tod zu stemmen.

"Was vor 5.000 Jahren ein schamanistisches Ritual war, ist heute ein Röntgenbild. Wir Menschen können schlecht mit dem Thema umgehen, weil wir uns nicht vorstellen können, wie es ist, tot zu sein", so Prein.

Für Viele ist es auch ein wichtiges Bedürfnis, den geliebten Menschen noch ein letztes Mal zu sehen, ihn zu berühren und sich von ihm zu verabschieden, um selbst Frieden zu finden. "Mir erzählen Leute, dass es noch nach 60 Jahren kaum keinen Tag gibt, an dem sie nicht daran denken, dass sie den Verstorbenen doch noch gerne ein letztes Mal gesehen oder berührt hätten", erzählte Prein, der festhielt: "Die Liebe zu einem Menschen geht über den Tod hinaus."

Martin Prein sprach in seinem Vortrag auch darüber, wie man trauernden Mitmenschen begegnen kann. Sein reicher Erfahrungsschatz, gespickt mit einer Prise nötigen Humor und Gedankenexperimenten, gewährte spannende Einblicke in ein schwieriges Thema, das uns alle angeht.



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