Wagnermeister: "Wenn ich a Bankl reiß, ist alles weg"
Wagnermeister Kurt Viertlmayr aus Litschau würde das Wissen dreier Generationen gerne weitergeben.
LITSCHAU. Betritt man die heiligen Hallen von Kurt Viertlmayr, seine Wagnerei, glaubt man, in einem Museum gelandet zu sein. An den Maschinen, die hier stehen und an denen der 74-Jährige noch heute arbeitet, hat teilweise schon sein Großvater Wenzel Katzenbeisser Räder und Wägen aus Holz hergestellt. Von ihm hat Viertlmayr viel gelernt – schon als Kleinkind stand er in der Werkstatt, mit vier Jahren geriet er dann zum ersten Mal in eine Säge. Die Narbe am Finger ist noch heute zu sehen.
Handwerk im Wandel der Zeit
Kurt Viertlmayr erinnert sich an damalige Hochzeiten: Als Eltern vor Weihnachten bei seinem Großvater und später bei seinem Stiefvater Josef Viertlmayr Schlange standen, um Schlitten und Ski für ihre Kinder zu kaufen. Oder als das Tauschgeschäft noch lebte und Bauern mit Schweinen bezahlten. "Hunger hatten wir nie", denkt Viertlmayr an seine Kindheit zurück. Die Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen Schmied war eng, wie auch mit dem Bestatter: "Der hat sich die Sägescharten für das Befüllen der Särge geholt."
Heute ist das Wagner-Handwerk beinahe ausgestorben. Denn Skier werden schon lange nicht mehr aus Holz gebogen, und unsere Fahrzeuge fahren nicht mehr auf Rädern aus Holz. Indem er auf die Bautischlerei umsattelte und zunehmend Türen und Tore fertigte, konnte Kurt Viertlmayr seine Wagnerei dennoch bis zu seiner Pensionierung vor zwölf Jahren betreiben.
Wissen geht verloren
"Wenn ich a Bankl reiß', dann kommt irgendwer, nimmt das alles mit, und weg ist es", ist der Wagnermeister nachdenklich. Gerne hätte er sein Wissen an jüngere Generationen weitergegeben, doch Nachfahren hat er nicht. Daher hofft er auf die Kontaktaufnahme von Leuten, die sich für das rar gewordene Handwerk interessieren. Erreichbar ist der Wagnermeister unter der Nummer 0664/130 17 46. Doch nicht nur was seine eigene Zunft angeht, blickt der 74-Jährige kritisch in die Zukunft. "Junge Leute sollen wieder ein Handwerk lernen, weil das stirbt aus. Und irgendwann gibt es keinen mehr, der so etwas kann", meint er.
"Heute wird das Holz leider nicht mehr so behandelt und wertgeschätzt, wie es sollte", bedauert er außerdem. Viertlmayr selbst will daher weitermachen bis zum Schluss, seine Leidenschaft für das Holz ist zu groß, um seine Wagnerei endgültig gegen den Ruhestand zu tauschen.
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