Bezirk Gmünd
Zivildiener werden zur "Mangelware"
Für unsere Institutionen und Organisationen im Bezirk Gmünd ist es nicht leicht, ausreichend Zivildiener zu finden.
BEZIRK. Rund 2.500 junge Männer leisten in Niederösterreich jährlich ihren Zivildienst. Doch künftig werden es weniger werden. Zum einen kommen geburtenschwache Jahrgänge zum Zug, zum anderen ist fast jeder Dritte untauglich. Im letzten Jahr konnten neun von zehn Stellen besetzt werden. Doch was passiert, wenn die Zahl der Zivildiener weiter sinkt? Ein Check im Bezirk Gmünd.
Viele Zivis werden Freiwillige
Für das Rote Kreuz des Bezirkes Gmünd war es schon einmal leichter, die 44 Zivildienststellen pro Jahr zu besetzen. Bezirksstellenleiter Klaus Rosenmayer führt dies nicht nur auf geburtenschwache Jahrgänge und höhere Untauglichkeitsraten zurück, er verortet auch eine zunehmende Attraktivität des Bundesheeres. Es melden sich aber immer noch genügend junge Männer: Die nächsten freien Plätze im Bezirk gibt es daher erst im April 2020. Wobei der April traditionell der unbeliebteste Starttermin ist. "Wenn man zeitlich flexibel ist, wäre der April ein guter Zeitpunkt. Wer am beliebtesten Termin im Oktober starten will, sollte sich schon früh genug bewerben", appelliert Rosenmayer. Die weiteren Einrückungstermine sind im Jänner und Juli. Die Zivildiener absolvieren die Ausbildung zum Rettungssanitäter, der Großteil macht auch die Einsatzfahrerausbildung. Würde diese Unterstützung entfallen, "müssten wir die Plätze durch hauptberufliches Personal ersetzen. Das würde das System natürlich verteuern." Umso mehr freut sich die Rettungsorganisation über junge Menschen, die freiwillig ein Soziales Jahr ableisten wollen. Denn dieses ist, wie auch der Zivildienst, häufig der Einstieg in eine weitere ehrenamtliche Beschäftigung oder sogar in eine hauptberufliche: Wie damals bei Lukas Machthuber, der die Rot-Kreuz-Zivildiener heute koordiniert. Er und Rosenmayer sind sich sicher, dass Zivis für ihr Leben lernen. "Man nimmt viel Empathie mit."
Hemmschwelle ist groß
Auch für die Waldviertler Standorte der Gesellschaft für ganzheitliche Förderung und Therapie, darunter ist das Ambulatorium/Förderzentrum in Gmünd, ist es über die vergangenen Jahre hinweg immer schwieriger geworden, Zivildiener zu finden. „Wir arbeiten mit schwer beeinträchtigten Menschen, da ist die Hemmschwelle oft groß“, weiß Sonja Mayer, die für die Zuteilung zuständig ist. Die jungen Männer sind aber unentbehrlich, schließlich entlasten sie die Therapeuten. „Wir müssen selbst schauen, dass wir jemanden finden. Wir fragen unsere Zivildiener auch, ob Brüder oder Freunde kommen wollen“, schildert Mayer. Spitzt sich die Situation weiter zu, werden wohl personelle Umstrukturierungen notwendig sein.
Im Landesklinikum Gmünd packen drei bis vier Zivis pro Jahr kräftig mit an. Bei "patientennahen und patientenfernen Aufgaben", wie es heißt. Immer wieder motivierte junge Männer zu bekommen, stellt es vor zunehmende Schwierigkeiten. Probleme zieht das aber noch nicht nach sich, die Aufgaben werden auf die restliche Mannschaft verteilt. "Zivildienstplätze sind attraktive Lernmöglichkeiten fürs Leben und dienen nicht als Ersatz für andere Arbeitskräfte", wird betont.
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