Rallyeteam Schindelegger
"Es gibt nur einen Richter, und das ist die Stoppuhr"

Helmut und Lukas sind ein perfekt eingespieltes Team. | Foto: Pilz
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  • Helmut und Lukas sind ein perfekt eingespieltes Team.
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Das Rallyeteam Schindelegger aus Eberweis bei Heidenreichstein schrieb dieses Jahr Geschichte: Lukas und Helmut holten als erste Waldviertler den historischen Staatsmeistertitel.

GMÜND/HEIDENREICHSTEIN. "Es war eine überirdische Saison für uns", blicken Lukas und Helmut Schindelegger beim Gespräch im Hopferl in Gmünd auf das Jahr zurück. Die beiden haben geschafft, was kein Waldviertler Rallyeteam vor ihnen geschafft hat: Sie haben den historischen Staatsmeistertitel geholt. Doch nicht nur das - auch der Gesamtsieg der Austrian Rallye Challenge Historic (ARCH) gehört ihnen.

Eine Traum-Saison

Helmut und Lukas sind nicht nur Vater und Sohn, sondern als Pilot und Co-Pilot auch ein unschlagbares Team. Die beiden mischen seit 2018 als Rallyeteam Schindelegger mit ihrem Ford Escort Baujahr '77 die Szene auf und lassen ihre Gegner im Staub zurück. 27 Rallyes sind sie bisher insgesamt gefahren. Heuer haben sie auch wieder an der Staatsmeisterschaft teilgenommen. "Wir haben ganz am Anfang gesagt, wir fahren die Meisterschaft, um daraus zu lernen. Wir wollten eigentlich gar nicht auf Platz fahren - aber dann hat uns der Blitz getroffen", erzählen sie.

Der erste Staatsmeisterschaftslauf fand heuer im Rebenland statt - für das Team war diese Rallye Neuland. Und so hatten sie zu Beginn keine hohen Erwartungen an das Ergebnis. Doch es kam alles anders: Am Ende standen neun von 16 Sonderprüfungs-Bestzeiten in der Wertung, welche trotz Strafminute zu 45 Sekunden Vorsprung führten. Der überlegene Gesamtsieg war erst der Beginn einer Wahnsinns-Saison.

"Was die Saison aber am meisten bezeichnet hat, war der nächste Lauf im Lavanttal", so Lukas. Auch diesen kannten sie bisher noch nicht. Wegen Schneefalls am ersten Tag - bei einer Asphaltrallye mit Regenreifen - fuhr Lukas konsequent auf Sicherheit und reduzierte einiges an Speed. "Wir haben fast eine Minute hergegeben, weil ich unter keinem Umstand einen Abflug riskieren wollte. Unser Motto war schon immer: Egal was passiert, das Auto muss heil ins Ziel kommen." Dadurch mussten sie zwischenzeitlich die Gesamtführung abgeben, doch nicht lange: Am zweiten Rallyetag lieferten sie sich eine Nervenschlacht und holten die Minute wieder auf. "Am Ende haben wir den historischen Gesamtsieg mit 0,9 Sekunden Vorsprung geholt. Das ist der geringste Abstand, in dem jemals in Österreich ein historisches Team die Gesamtwertung gewonnen hat. Dann war es klar, dass wir von den Zeiten her sehr stark sind", so Lukas.

Schlussendlich stand das Team Schindelegger schon im Juli mit Nennschluss bei der Rallye Weiz als Österreichischer Historic Rallye Staatsmeister 2022 und im August nach der Mühlstein-Rallye auch in der ARCH als Gesamtsieger fest.

Vom Sonntagsauto zum Rennauto

Die beiden haben Benzin im Blut: Helmut war selber über 35 Jahre Fahrer und hat mit 18 seine erste Rallye gewonnen - den Harrach Sprint mit einem Fiat 127 Sport. "Mit einem Auto, mit dem sie mich vorher ausgelacht haben, habe ich ihnen gezeigt, wo der Hammer hängt", grinst er. Die Liebe zum Rennsport hat er an seinen Sohn weitergegeben: "Er war ab seinem dritten Lebensjahr bei Rallyes dabei und ist damit praktisch aufgewachsen. Er hatte auch einen eigenen kleinen Overall", blickt Helmut zurück. "Ich bin als kleiner Bub mitgefahren und hab immer Mechaniker gespielt. Ich bin mit einem kaputten Ersatzteil herumgelaufen und hab irgendwen angesudert, dass er's uns repariert", erinnert sich Lukas.

Nachdem Helmut mit dem Zeitfahren aufgehört hat, hat er mit Lukas als Beifahrer mit einem NSU, dem Vorgänger von Audi, an Gleichmäßigkeitsrallyes teilgenommen. Der NSU wurde verkauft und 2015 tauschte Helmut sein Motorrad gegen den Ford Escort ein, der ursprünglich ein "Sonntagsauto" werden sollte. Er begann, daran herumzuschrauben und hat in drei Jahren gemeinsam mit Lukas aus einem Serienauto ein richtiges Rennauto gebaut. Und irgendwann kam der Punkt, dass Lukas meinte, er würde gerne Rallyefahren auf Zeit probieren. Von Anfang an war aber klar, dass wenn es soweit sein sollte, sie ein Team sind. Und so kam es auch. Lukas hat seinem Vater das Auto abgekauft und so gehört der Ford, den Helmut eigentlich für sich selbst herrichten wollte, nun ihm.

Helmut hat auch 19 mal die beliebten Kinderrallyes gemeinsam mit seiner Frau Sabine und Lukas organisiert. Die letzte war im Jahr 2019. Zum Schluss hatten sie sogar mehr Starter an einem Tag, als bei einer Staatsmeisterschaft. "Die Kinderrallye war meiner Ansicht nach ein Hauptgrund, dass der Motorsport im Waldviertel nicht ganz kaputt gegangen ist. Und wir haben damit auch den Nordring gerettet", sagt Helmut. Übrigens hat er auch Erfahrung als Schauspieler, unter anderem war er in Hinterholz 8, MA 2412, Dolce Vita & Co, Wanted, etc zu sehen.

Einzigartige Mischung

Ihr Erfolgsrezept? Perfektes Teamwork und ein gesundes Maß an Risiko. "Lukas fährt nicht nur schnell, sondern mit Hirn und besonnen. Manchmal am Limit, aber nur dann, wenn es wirklich drauf ankommt. Und das ist eine Mischung, die derzeit sonst kein anderer Fahrer in Österreich hat", ist Helmut stolz auf seinen Sohn. Er habe ihn immer gefördert, aber nie zu etwas gedrängt oder unter Druck gesetzt. "Er hat in den letzten Jahren einen Quantensprung gemacht. Mittlerweile trifft er selber wichtige Entscheidungen, zum Beispiel welche Reifen wir kaufen, welche wir testen und er kümmert sich während des Rennens auch um die ganze Technik dahinter. Fahrerisch rede ich ihm überhaupt nichts drein, beim Rennen ist er der Chef."

"Für die meisten gibt es zwei Arten zu fahren: ganz langsam oder maximal schnell. Aber unsere Taktik mit 90/95 Prozent ist eigentlich die schwerste: Du bist nicht so langsam unterwegs, dass nix passieren kann, aber du bist auch nicht so schnell unterwegs, dass du leicht die Kontrolle verlierst. Und das ist, was wir am besten können und unser großer Vorteil, dass wir damit rechnen können, dass wir eine Rallye durchfahren und unsere Punkte holen", erklärt Lukas.

Dabei hatte er noch bis vor 2018 keine Erfahrung als Pilot, sein Talent hat sich aber schon früh auf andere Art gezeigt: "Er hat mich immer bei Rennen auf der PlayStation geschlagen. Wie oft wir in der Karthalle waren, möchte ich gar nicht erwähnen, das hat mich ein Vermögen gekostet", lacht Helmut.

Die zwei verstehen sich mittlerweile blind. "Ohne dem perfekten Zusammenspiel von Pilot und Co-Pilot geht es nicht. Wir können uns immer aufeinander verlassen", sagen sie. "Die Leute haben uns zum Schluss schon gar nicht mehr gefragt, ob wir gewonnen haben, sondern um wieviele Sekunden. Aber was da dahintersteckt, dass ich Tag und Nacht hinterm Auto liege und Lukas fährt wie ein Irrer um jede Sekunde, kann sich keiner vorstellen", schmunzelt Helmut. Sie danken allen Sponsoren - Eschelmüller Holz, San Lucar und Metalltechnik Kainz - ohne die das alles so nicht möglich wäre. Ein Dank gilt auch Servicemechaniker Mike Schwingenschlögl.

Wochenlange Vorbereitung

Das Team bereitet sich schon Wochen und Monate vorher auf eine Rallye vor. Vor dem Start eines Rennens haben alle Teilnehmer die Möglichkeit, die Strecken abzufahren und zu besichtigen. Der Fahrer diktiert dem Beifahrer dabei den sogenannten Schrieb - in der Szene auch "Gebetbuch" genannt. In diesem ist alles enthalten, was der Fahrer wissen muss: Die Länge der Geraden, Kuppen, Sprünge, welche Kurven man schneiden kann, Orientierungs- und Gefahrenpunkte. Und das in einer Art Code. Diese Informationen muss der Co-Pilot dem Fahrer beim Rennen dann im richtigen Moment wiedergeben. "Dann gibt's nur noch einen Richter, und das ist die Stoppuhr", so Helmut.

Der Erfolg spricht für sich, er wurde aber hart erarbeitet mit viel Schweiß und auch Glück. Viel Zeit und Geld wird in das Hobby investiert. Die beiden sind auch schon oft nur zu zweit, ohne Service oder Sonstiges, auf Rallyes gefahren, haben alles selber gemacht - und trotzdem gewonnen, während Konkurrenten sechs Mechaniker für ein Auto hatten.

Wie schnell aber was schiefgehen kann, hat man dann bei der Herbstrallye Dobersberg gesehen, als ein technischer Defekt für ein frühzeitiges Aus sorgte - ein kleiner Wermutstropfen einer sonst traumhaften Saison.

Pläne für 2023

Im nächsten Jahr ist geplant, erstmal die ersten drei Staatsmeisterschaftsläufe zu fahren. Der erste Termin ist die Jännerrallye von 5. bis 7. Jänner 2023. Danach wird entschieden, ob das Team auch in die Europameisterschaft - den Mitropa Cup - einsteigt. Auf jeden Fall werden es zwischen 10 und 13 Rallyes werden.

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