Bezirk Gmünd
Nachfrage nach Zweitwohnsitzen steigt (mit Umfrage)
Seit Beginn der Pandemie ist die Anzahl der Nebenwohnsitzer im Bezirk Gmünd deutlich gestiegen.
BEZIRK GMÜND. Die Zahl der Einwohner im Waldviertel sinkt. Das belegt die neueste Auswertung der Statistik Austria, die den Zeitraum 2010 bis 2020 unter die Lupe genommen hat. Im Bezirk Gmünd schrumpfte die Bevölkerung von 37.900 auf 36.600, sprich um minus 4,3 Prozent.
Während das Waldviertel Einwohner und Hauptwohnsitzer verliert, steigt gleichzeitig die Zahl der Nebenwohnsitzer massiv an. Die Coronakrise hat diese Entwicklung noch beschleunigt – die Menschen zieht es, auf der Suche nach einem Rückzugsort und dem Wunsch nach einem Häuschen im Grünen, zurück aufs Land, wie Recherchen der Bezirksblätter ergaben.
Sichtbarer Trend
Dieser Trend zum Zweitwohnsitz ist in fast allen Gemeinden im Bezirk Gmünd deutlich sichtbar. In Schrems ist die Anzahl der Zweitwohnsitzer zwischen Februar 2020 und Februar 2021 von 911 auf 1.044 gestiegen – das ist ein Plus von 133 beziehungsweise 14,60 Prozent. Prozentuell liegt Bad Großpertholz (plus 15,99 Prozent) an erster Stelle. Hier sind aktuell 544 Nebenwohnsitzer gemeldet, das sind um 75 mehr als im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Ausnahmen sind die Gemeinden Eisgarn und Moorbad Harbach – dort ging die Zahl der Zweitwohnsitzer leicht zurück.
Andere Lebensqualität
Laut Karl Harrer, Bürgermeister von Schrems, teilen sich die Zweitwohnsitzer in Rückkehrer mit Wurzeln in der Region und in Stadtflüchter auf: "Menschen, die ursprünglich vom Waldviertel abstammen, sehen jetzt die Chance, wieder hierher zurückzukommen. Auf der anderen Seite wollen viele weg von der Stadt und raus aufs Land, weil hier eine ganz andere Lebensqualität gegeben ist."
Warum sich viele dazu entschließen, nach Schrems zu kommen? "Bei uns in Schrems gibt es eine sehr gute Infrastruktur – von Kindergärten, Schulen und Arbeitsplätzen über Freizeiteinrichtungen bis hin zu Kunst und Kultur. Ein wesentlicher Faktor ist auch die Breitbandanbindung. Natürlich ist es möglich, dass ein Nebenwohnsitz irgendwann zu einem Hauptwohnsitz wird", so der Bürgermeister.
"Wochenend-Waldviertler"
Oft wird abschätzig von den sogenannten "Wochenend-Waldviertlern" oder "Zuagroastn" gesprochen, aber Tatsache ist: Viele beteiligen sich am gesellschaftlichen und kulturellen Leben, engagieren sich ehrenamtlich, zahlen Steuern und Abgaben und erhalten Liegenschaften und Häuser, die ansonsten wahrscheinlich verfallen würden. Ein bitterer Beigeschmack: Eine Gemeinde bekommt Bedarfszuweisungen des Landes nur nach der Zahl der Hauptwohnsitzer – und die gehen zurück.
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