Aliens im Bezirk gelandet!
Fremde Pflanzenarten, wie etwa der Riesenbärenklau, erobern unseren Bezirk. Ein Lokalaugenschein.
BEZIRK (eju). Riesenbärenklau, Japanischer Staudenknöterich, Indisches Springkraut oder Amerikanische Goldrute. Viele eingeschleppte Pflanzenarten vermehren sich explosionsartig und verdrängen heimische Arten und sind, im Fall vom Bärenklau, auch noch höchst gefährlich. Die Bezirksblätter haben sich im Bezirk Gmünd umgesehen, wo die Aliens schon gelandet sind und was dagegen unternommen wird.
Im Bezirk Gmünd macht besonders der Riesenbärenklau Probleme.
In Litschau existiert eine seit Jahren in ihrer Problematik zwar bekannte, aber davon mehr oder minder unbeeinflusst wachsen gelassene Riesenbärenklau-"Plantage" im Bereich des Kufsteinteiches. Auf Grund von Protesten durch die Bevölkerung, wurde vor rund einem Jahr eine große Warntafel aufgestellt, die darauf hinweist, dass der Riesenbärenklau eine gefährliche Pflanze ist. Aber niemand fühlt sich zuständig, die Pflanze ernsthaft an ihrer weiteren Ausbreitung zu hindern.
Hund benötigte Tierarzt
Eine Litschauerin, die oft mit ihrem Hund dort spazieren geht, klagt: "Mein Hund musste bereits mehrmals vom Tierarzt behandelt werden, weil er, nachdem er mit den Pflanzen in Berührung kam, eitrige Wunden bekommen hat." Heuer wäre die große Wiese zumindest abgemäht worden, aber am Wegrand und im Gebüsch seien einzelne Exemplare trotzdem stehen geblieben und die sorgen für eine weitere Verbreitung der Samen. Tierarzt Wolfgang Kühtreiber bestätigt die Gefährlichkeit des Bärenklaus: "Die Pflanze verursacht bei Mensch und Tier schwerste Verbrennungen und dann in weiterer Folge Entzündungen der Haut. Der Bärenklau ist eine ernste Sache, die leider sehr unterschätzt wird." Leider würden sehr viele Menschen die Pflanze nicht erkennen. Die Pflanze sollte dringend im Bezirk und auch in ganz Österreich ausgemerzt werden, so der Tierarzt abschließend.
Wunde wollte kaum heilen
Wunde wollte kaum heilen
Ein älterer Heidenreichsteiner, der namentlich nicht genannt werden will, hat ebenfalls bereits schmerzhafte Erfahrungen mit der Pflanze gesammelt: "Ich habe einer Frau im Norden der Stadt beim Mähen eines Grundstücks geholfen, wo ebenfalls Riesenbärenklau wächst. Die Pflanze kannte ich vorher nicht. Es war heiß und ich trug kein T-Shirt und von einem abgeschnittenen Stil tropfte etwas Pflanzensaft auf mein Schlüsselbein. Die Wunde schmerzte und brauchte fast vier Wochen, bis sie wieder verheilt war."
Leider gibt es keine Sammelstelle für Meldungen von Neophyten, wie Bezirkshauptmann Stefan Grusch im BB-Gespräch bedauert. Man könne zwar Empfehlungen zum Handling abgeben, mehr aber nicht. Der BH seien punkto Weisungen hier die Hände gebunden. Einzig im Forstbereich, beispielsweise bei Borkenkäferbefall, könne die BH Anordnungen zum Entfernen erteilen, nicht aber bei der Problematik rund um Neophyten. Hier sei, so Grusch, der Gesetzgeber gefordert.
Riesenbärenklau: Warntafel in Litschau
Beim Kufsteinteich gibt es seit vielen Jahren eine große Population des Riesenbärenklaus. Inzwischen wurde ein Warnschild aufgestellt und die Wiesenfläche mit dem Bärenklaubestand gemäht. Am Weg- und Waldrand sind aber einzelne Pflanzen verblieben.
Ökologe Axel Schmidt: "Auch hier gibt es problematische Neophyten"
BEZIRK. Der im Bezirk ansässige Ökologe und Biologe Axel Schmidt über Neophyten: "In Österreich gelten aktuell 17 Pflanzenarten als problematische (invasive) Neophyten. Also nicht heimische Arten, die seit 1492 eingeführt, unabsichtlich oder absichtlich ausgebracht wurden oder werden und sich an geeigneten Standorten massiv ausbreiten. Etliche dieser Arten sind wirtschaftlich, naturschutzfachlich und auch gesundheitlich als bedenklich eingestuft. Problematisch im Bezirk Gmünd sind unter anderem neben dem Riesenbärenklau das Drüsige Springkraut, die Kanadische Goldrute, die Robinie, die Hybridpappel, der Götterbaum, die oft von Jägern ausgebrachten Arten - Japanischer Staudenknöterich und Lupine. Viele dieser konkurrenzstarken Neophyten breiten sich rasant aus und verdrängen gefährdete heimische Pflanzen und Tiere und führen so zu einem massiven Rückgang an biologischer Vielfalt. Neben gesundheitlichen Problemen durch Allergien oder Verbrennungen der Haut, bescheren sie auch wirtschaftliche Schäden durch höheren Pflegeaufwand an landwirtschaftlichen Kulturen sowie an Gebäuden. Es gilt daher, die invasiven Arten an ihrer Ausbreitung zu hindern, bevor größere Schäden entstehen können."
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