Den Schafen geht es wieder an die Wolle
Noch bevor der letzte Schnee geschmolzen ist, beginnt für Schafscherer Andreas Pillichshammer die stärkste Zeit im Jahr.
NEUKIRCHEN/WALDE (bic). Wer in unserer Gegend Schafe hält, ist Andreas Pillichshammer aus Frankenmarkt wahrscheinlich schon einmal begegnet. Der leidenschaftliche Schafscherer ist auf vielen Umwegen und durch einige glückliche Zufälle zu seinem Beruf gekommen.
Im Alter von 29 Jahren entschloss sich der Sozialpädagoge Andreas, mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern als Entwicklungshelfer nach Papua-Neuguinea zu gehen. Dort sollte er in Gefängnissen gewaltfreie Konfliktlösung unterrichten. Die Eingeborenen lebten immer noch in Stammesverbänden wie vor tausend Jahren, hatten ihre eigenen Riten und Traditionen und verstanden nicht, dass sie plötzlich wegen körperlicher Gewalt, Mord oder Vergewaltigung eingesperrt werden oder gar neue Gesetze befolgen sollten.
Nach der Scheidung zog seine Frau nach Australien. Um seine Kinder aufwachsen zu sehen, verbrachte auch Andreas die nächsten Jahre dort. Er studierte International Development und reiste viel durchs Land. Von den riesigen Schafherden, die zum Scheren oft von Helikoptern zusammengetrieben werden, war er fasziniert. Bevor er in seine Heimat Österreich zurück ging, lernte er zum Spaß und aus Interesse die Kunst des Schafscherens und der Klauenpflege.
Als der Neukirchner Schafscherer Phillipe Spielmann aus gesundheitlichen Gründen gezwungen war, mitten in der Saison die Schere aus der Hand zu legen, musste der Österreichische Schaf- und Ziegenzuchtverein so schnell wie möglich Ersatz finden. Andreas war zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Seither sind fünf Jahre vergangen und es gibt kaum ein Schaf im Mühlviertel, Sauwald, Eferdinger Becken oder Salzkammergut, das der 47-Jährige nicht kennt. Etwa 3000 Schafe werden jährlich von ihm geschoren. Während in Australien Schafe wegen ihrer feinen Wolle gehalten werden, sind sie bei uns wegen ihres Fleisches beliebt geworden. „Aber die Wolle ist leider so gut wie wertlos.“ Diese entsorgt er für die Bauern. Bis zum Ende der Saison im Juni kommen etwa zwei Tonnen zusammen, die er zu Rundballen pressen lässt. Die Wolle wird anschließend in Belgien gewaschen und von dort in die ganze Welt verschifft. „Die Firma Isolena, die in Waizenkirchen natürliches Isoliermaterial aus Schafwolle herstellt, ist aber gerade dabei, ein neues Sammelsystem zu entwickeln, sodass die Wolle im Land gesammelt und weiterverarbeitet werden kann“, freut sich der Schafscherer. Da Schafwolle Stickstoff enthält, eignet sie sich auch gut als biologischer Dünger für Topfpflanzen.
Den Sommer verbringt Andreas am liebsten als Senn auf einer Alm. Sein Traum ist es, eine aufgelassene Alm in der Mondseer Gegend zu revitalisieren, um dort ein Sozialprojekt auf die Beine zu stellen. Seine Lieblingstiere, die Schafe, liefern nämlich nicht nur Fleisch und Wolle, sondern können auch als Therapietiere Wunder wirken.
www.ihr-schafscherer.at
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