Verwundert, Verreist, Verköstigt, Vereint

Gastgeber Andreas Neichl (l.) aus Hörmating in Oberbayern und Leopold Eder aus Hörmating in Natternbach
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  • Gastgeber Andreas Neichl (l.) aus Hörmating in Oberbayern und Leopold Eder aus Hörmating in Natternbach
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NATTERNBACH (bic). Mit selbst gebackenen Linzer Kipferln und Schaumrollen im Gepäck reisten die Hörmatinger nach Oberbayern zu einem Dorffest der besonderen Art.

Noch vor kurzem meinten sowohl die Bewohner von Hörmating in Natternbach als auch die Einwohner der Ortschaft Hörmating im bayerischen Tuntenhausen, einzigartig zu sein. Bis ein dortiger Hörmatinger bei einer heiteren Bierrunde das Gerücht aufbrachte, es gäbe noch einen Ort mit dem gleichen Namen irgendwo im tiefsten Österreich. Im Zeitalter des Internets war dieser auch schnell gefunden und die Bayern luden ihre österreichischen Nachbarn spontan zu einem Dorffest ein.
Als die Einladung ankam, vermuteten die österreichischen Hörmatinger zuerst einen schlechten Scherz, aber nachdem sie selbst das Internet konsultiert und mit den bayerischen Nachbarn telefoniert hatten, schlug alle Skepsis in Begeisterung um und die Einladung wurde freudig angenommen. Bereits eine Woche später war ein Bus voller Hörmatinger unterwegs ins 190 km entfernte andere Hörmating. Von jedem Haus fuhren ein paar Bewohner mit. Da die meisten Hörmatinger jedoch Bauernhöfe bewirtschaften, mussten manche zurück bleiben, um die Tiere zu versorgen.
Als die Österreicher aus dem Bus stiegen, wurden sie mit großem Hallo und echter Herzlichkeit empfangen. Zur Feier des Tages trugen die Bayern ihre schönste Festtagstracht, Dirndl und Lederhosen. Jeder schüttelte jedem die Hände und alle hatten das Gefühl, als ob sie schon ewig Nachbarn gewesen wären. Zur ausgelassenen Stimmung trugen Zieharmonika und bayerischer Schnaps bei.
Trotz mancher Dialektunterschiede gab es keine Verständigungsschwierigkeiten. Daran, dass man sich statt „Mahlzeit!“ in Oberbayern „An Guatn!“ wünscht, gewöhnten sich die Natternbacher schnell. Umgekehrt mussten sie den Bayern erst erklären, was ein Sechsertragerl ist, denn mit so kleinen Maßeinheiten tut man sich dort schwer. „Aber die Landschaft ist unserer sehr ähnlich. Und die Leute haben dieselbe Mentalität wie wir,“ erzählt Leopold Eder, der die Fahrt ins Oberbayerische organisiert hat. „Die Chemie zwischen uns hat von der ersten Minute an gestimmt.“
Besonders beeindruckt hat die Natternbacher die lebendige Dorfgemeinschaft und der echte Zusammenhalt. Man tauscht untereinander und hilft sich gegenseitig bei der Arbeit. Es gibt eine gemeinsame Dorfkassa, aus der alle möglichen Unternehmungen und auch das Dorffest finanziert werden. Zu einem Fest wie diesem trägt jeder etwas bei. Die einen bringen Salate oder Kuchen, die anderen stellen Bänke auf, spielen Musikinstrumente oder kümmern sich um den Grill. „Extra wegen uns gab es heuer statt einem Spanferkel eine richtige Grillsau mit 70 kg,“ schmunzelt der Hobbyfotograf Hubert Berndorfer, gebürtiger Hörmatinger. Denn die bayerischen Gastgeber wollten keine schlechte Nachrede riskieren, hätten sie die Österreicher mit knurrenden Mägen nach Hause geschickt.
Weißbier floss in rauen Mengen und die Gäste wurden sogar Zeugen einer wundersamen Heilung. „Ein Zimmermann humpelte mit zwei Krücken zum Fest und nach nur zwei Bieren konnte er wieder selbständig gehen,“ erinnert sich Eder nicht ohne Grinsen. In welchem Hörmating es die schöneren Frauen gibt, will er jedoch nicht verraten. Das kann jeder Neugierige selbst heraus finden, wenn nächstes Jahr die österreichischen Hörmatinger ein Dorffest für die bayerischen Nachbarn veranstalten. Und wer weiß, vielleicht schicken sie zu Weihnachten auch einen Christbaum nach Oberbayern, denn davon gibt es in Hörmating genug!

Wo: Leopold Eder, Hörmating, 4723 Hörmating auf Karte anzeigen
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