Zeit ist Geld wörtlich genommen
"Wir gemeinsam"-Gutscheine werden neuerdings als Währung in Betrieben der Region akzeptiert.
ASCHACH. Bereits seit einigen Jahren gibt es die Aktion "Wir gemeinsam", die auf Nachbarschaftshilfe basiert. In mittlerweile 24 Regionalgruppen, die meisten in Oberösterreich, tauschen Menschen ihre Dienste gegen Zeitscheine aus. Jeder bietet das an, was er gut kann und was er gerne macht. Für eine Stunde Mathematik-Nachhilfe beispielsweise, den Hund gassiführen oder Fensterputzen wird man mit einem Zeitschein im Wert von einer Stunde "entlohnt".
Die Zeitgutscheine kann man wiederum für Kinderbetreuung, Hilfe bei einem Computerproblem oder Unterstützung beim Lohnsteuerausgleich einlösen. Eine relativ neue Säule von "Wir gemeinsam" ist ein regionales Wirtschaftsnetzwerk. Noch steckt diese in den Kinderschuhen, doch es gibt bereits einige Betriebe, die als Teil der Bezahlung für ihre Waren oder Dienstleistungen Zeitscheine annehmen. Einer der Koordinatoren für dieses Wirtschaftsnetzwerk ist der Aschacher Paul Ettl. "Wir wollen damit eine alte Wirtschaftsform wieder verstärken", erklärt der 59-jährige Unternehmensberater. "Wichtig ist uns dabei aber eine klare Abgrenzung vom Pfusch."
Eine Stunde = 10 Euro
Ein Zeitschein im Wert von einer Stunde entspricht im Wirtschaftsnetzwerk zehn Euro. Die beteiligten Unternehmer entscheiden, in welchem Umfang sie diese neue Währung akzeptieren. Kauft man beispielsweise im Hofladen der Familie Haiß in Hartkirchen Produkte im Wert von 20 Euro ein, kann maximal ein 60-Minuten-Zeitschein eingelöst werden. Der Rest ist mit Geld zu bezahlen. Auf der Wir-Gemeinsam-Internetseite lässt sich nachsehen, wie viele Zeitscheine im laufenden Monat von den Unternehmen noch angenommen werden. Für den Geschäftstreibenden sind die Zeitscheine in der Kassa ähnlich wie eine Fremdwährung zu handhaben.
Auch die Friseurin Ines Lehner akzeptiert in ihrem Salon In-Style in Alkoven die Zeitwährung. "Derzeit sind es etwa ein bis zwei Kunden pro Monat, die mit Zeitscheinen bezahlen. Allzuviel soll es aber auch nicht werden. Schließlich kann ich meine Steuern auch nicht mit Zeit bezahlen", sagt Lehner.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.