Theater
Endgültiges Aus für die Güssinger Burgspiele
Wenn sich das Kinderensemble der Burgspiele Güssing am 14. August zum Schlussapplaus verneigt, dann geht eine kulturelle Ära im Bezirksvorort zu Ende. Denn Hilde und Heinz Koller, die prägenden Köpfe des Burgvereins, haben ihren Rückzug bekanntgegeben.
Niemand führt Verein weiter
Dass es die Burgspiele ohne die beiden weiter gibt, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt ausgeschlossen. "Natürlich haben wir im Verein besprochen, ob jemand die Leitung übernimmt, aber es hat sich niemand für die Weiterführung gefunden", sagt Hilde Koller. "Wir haben das als Familie 30 Jahre lang getragen, irgendwann ist es dann vorbei." Sie selbst ist 76 Jahre, ihr Mann Heinz 79. "Irgendwann müssen wir auch auf uns selber schauen."
Dazu kommt, dass Tochter Sabine James, die seit 2012 die künstlerische Leitung hat, ebenfalls ihren Schlussstrich zieht. Mit ihrer Familie lebt sie seit Jahren in Paris, um zur Burgspiel-Zeit nach Güssing einzupendeln.
Erste Phase begann 1950
Die Geburtsstunde des Festivals schlug bereits 1950, als im Burghof erstmals ein historisches Drama aufgeführt wurde. Sechs Jahre lang wurde gespielt, ehe ein 37 Jahre langer Dornröschenschlaf begann.
Reaktivierung 1993
1993 kam die Stunde der Wiedergeburt, als sich der Burgverein reaktivierte und 1994 dem Publikum "Iwein der Mächtige" vor Augen führte. Von Anfang an waren die Kollers dabei, 1995 wurde Hilder Vereinsobfrau. Es folgten Bearbeitungen von historischen Stoffen mit Regionalbezug wie "Die weiße Frau", "Landflucht", "Der Kampf ums Recht" oder der "Güssinger Jedermann".
Vom Burghof auf die Festwiese
Ab 2007 musste der Burgverein seine Spielstätte auf der Burg verlassen. Seitdem wird auf der Festwiese in einem eigens errichteten Bühnen- und Tribünen-Ambiente gespielt. 2007 war auch das erste Jahr, in dem ein eigenes Kinder- und Jugendensemble vors Publikum trat.
Finanzielle Engpässe begleiteten die Burgspiele seit Ende der 90er Jahre. Von 2008 bis 2017 blieben dem Verein noch dazu Kulturförderungen des Landes Burgenland versagt. Einer Übernahme durch die Kulturbetriebe Burgenland im Jahr 2021 stimmte der Verein nicht zu.
Die Verbindlichkeiten sanken im Laufe der Jahre zwar, verschwanden aber nicht. "Zuletzt hat uns Landeshauptmann Doskozil vorgeschlagen, dass das Land die letzten Verbindlichkeiten übernimmt, wenn der Verein aufgelöst wird", berichtet Koller.
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