Bezirks-Abwasserverband Jennersdorf im Dilemma

- Wer bürgt für die Lenzing-Investitionskosten? Der Abwasserverband mit Sitz in Heiligenkreuz muss einen schwierigen Spagat bewältigen.
- Foto: Andrea Haupt
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Es geht um Millionen-Investitionen und um Arbeitsplätze: Wer haftet für die geplante Kläranlage der Firma Lenzing?
Im Abwasserverband des Bezirks Jennersdorf rauchen die Köpfe. Es geht um eine Millionen-Investition der Textilfabrik Lenzing in Heiligenkreuz, für die eine finanzielle Haftung des Gemeindeverbands notwendig wäre. Aber so einfach lässt sich die nicht bewerkstelligen.
Konkret geht es um eine neue industrielle Vorkläranlage, in der die Abwässer der Lenzing-Faserproduktion gereinigt werden sollen, bevor sie in die Lafnitz fließen.
Derzeitige Anlage am Limit
"Die derzeitige Anlage ist am Limit angelangt. Wir planen aber, die Produktion von Spezialfasern zu erhöhen", erklärt Lenzing-Geschäftsführer Bernd Zauner. Dafür sei eine Kläranlage notwendig, die eine höhere Stickstoffmenge bewältigt. Kostenpunkt laut Zauner: über drei Millionen Euro.
Errichten könnte die Vorklärung nur der Abwasserverband, auf dessen Gelände sich die Anlage befindet. Für die Finanzierung müssten die 18 Mitgliedsgemeinden bürgen.
Bei der jüngsten Verbandsversammlung hat sich dagegen allerdings Widerstand geregt. "Wir wollen Lenzing auf keinen Fall hängenlassen, weil das ein wichtiger Arbeitgeber ist. Aber es kann nicht sein, dass die Gemeinden auf den Haftungen sitzenbleiben", bringt es ein Bürgermeister auf den Punkt.
Gemeinden fürchten Haftungen
Im theoretischen Fall, dass Lenzing seine Kredite nicht mehr bedienen könnte, müssten dann nämlich die Gemeinden einspringen.
Ein erster Vertragsentwurf wurde bei der Verbandsversammlung abgelehnt. "Der war uns viel zu vage. Lenzing war nicht bereit, selbst eine Bankgarantie herzugeben", so ein anderer Gemeindevertreter.
Obmannwechsel
Es ist keine leichte Aufgabe, vor der der neue Verbandsobmann Bernhard Hirczy steht. Der Jennersdorfer Vizebürgermeister hat das Amt übernommen, nachdem sein Vorgänger Michael Janosch nach nicht einmal einem Jahr Amtszeit überraschend das Handtuch geworfen hatte.
"Es geht darum, dass die Produktion von Lenzing und damit die rund 200 Arbeitsplätze abgesichert werden. Aber natürlich müssen die Interessen der Gemeinden gewahrt werden", ist sich Hirczy des wirtschaftlich-politischen Spagats bewusst.
Hilfe vom Land?
Von der Verbandsversammlung hat er nun den Auftrag erhalten, mit der Landesgesellschaft WIBAG zu verhandeln. Sie soll dazu bewogen werden, eine Überbrückungsgarantie abzugeben.
Abwasserverband des Bezirks Jennersdorf
Mitgliedsgemeinden:
Heiligenkreuz, Eltendorf, Königsdorf, Rudersdorf, Deutsch Kaltenbrunn, Neustift bei Güssing, Kukmirn, Burgauberg/Neudauberg (Lafnitztal)
Jennersdorf, Minihof-Liebau, Mogersdorf, St. Martin/Raab, Weichselbaum, Mühlgraben (Raabtal)
Mitgliedsfirmen:
Sattler, Vossen, Therme Loipersdorf, Wirtschaftspark Heiligenkreuz
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