Ökoenergie: Güssing sortiert sich neu
Kraftwerk soll zu Raffinerie umgebaut, Wind-Diesel forciert werden
Der Glanz Güssings als Metropole der erneuerbaren Energie ist in den letzten Monaten etwas abgeblättert - nicht zuletzt deswegen, weil das innovative Biomasse-Kraftwerk im Herbst mangels neuer Ökostromtarife seinen Betrieb eingestellt hatte. Nun soll neuer Schwung in der Ökoenergie-Forschung einziehen. "We will make Güssing great again", gab Richard Zweiler vom Forschungsinstitut GET bei einer Expertenkonferenz die Parole aus.
"Brennstoffflexibel"
Das Kraftwerk als Herzstück des Ökoenergie-Clusters soll dabei eine Neuauflage erfahren. "Wir wollen die Anlage weiterführen, aber in anderer Form", teilte Leopold Nenning vom Eigentümer GRE den Konferenzteilnehmern mit. "Das Kraftwerk soll zu einer Bio-Raffinerie werden, das sowohl vom Brennstoff als auch von den Endprodukten her flexibel ist."
Neben Hackschnitzeln sollen demnach auch Abfallholz, Müll, Klärschlamm und landwirtschaftliche Reststoffe zu Strom, Erdgas und Biotreibstoffen verarbeitet werden. "Wir werden und auch mit der Frage beschäftigen, wie wir Produktgas unter Druck speichern können, um es in der Folge ans Netz liefern zu können", erläuterte Nenning.
Als wissenschaftlichen Kopf hat sich die GRE Hermann Hofbauer von der TU Wien an Bord geholt, der schon in den 90er Jahren maßgeblich an der Entstehung des Güssinger Ökoenergie-Zentrums beteiligt war.
Möglicher Start 2018
"Wenn die technischen Vorbereitungen und die Finanzierung geklärt sind, können wir frühestens im ersten Quartal 2018 mit dem Umbau beginnen", so Nennings Prognose. Er rechnet mit einem Investitionsvolumen von mehr als drei Millionen Euro.
Diesel aus Windstrom
Auf einer zweiten Zukunftsschiene soll die Produktion von "Winddiesel" forciert werden. "Im Nordburgenland wird viel Windstrom erzeugt", erläutert GET-Geschäftsführer Richard Zweiler. "Aus WIndenergie erzeugen wir Wasserstoff, der in die Fischer-Tropsch-Anlage eingespeist wird, in der der Treibstoff hergestellt wird."
Als ideale Größe nennt Zweiler eine Demonstrationsanlage mit rund 50 Megawatt. "Der Strom kann aus dem Landesnorden nach Güssing geleitet werden. Aber es ist genauso möglich, die Anlage im Nordburgenland direkt zu errichten."
Vier solcher Anlagen könnten so viel Diesel erzeugen, wie alle Pkw des Burgenlandes gemeinsam benötigen. "Damit wäre das Land auf dem privaten Dieselsektor energieautark", hat Zweiler errechnet.
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